Große Angst um die Familie
Tatjana Boiko absolviert Freiwilligendienst – und sorgt sich um Eltern
Eine Bekannte von Theobald stellt ihr Auto ungern in Parkhäusern ab. Sie findet es dort gruselig. Zum Abgewöhnen war ein Erlebnis, das sie jetzt in Oldenburg hatte. Ausnahmsweise musste sie an diesem Tag ihren Wagen zum Einkaufen nutzen und notgedrungen ein Parkhaus nutzen. Als sie nach zehn Minuten wieder zurück kam, bemerkte sie einen Zettel, den jemand fein säuberlich mit Tesafilm an ihre Scheibe geklebt hatte. Darauf war zu lesen, dass sie bestimmt irgendwann „richtig“Auto fahren lernen würde, und dann vielleicht auch in der Lage wäre, ordentlich einzuparken. Dazu sollte sie nun mal ordentlich üben. Beklommen schaute sie sich um, es war aber niemand zu sehen. Es stimmte, ihre Auto stand ein wenig über der eingezeichneten Parklinie. Mit einem mulmigen Gefühl fuhr sie (ohne den Zettel) nach Hause. Dieser war offensichtlich von einem Computer ausgedruckt und mit einer Schere zugeschnitten worden. Wer macht so etwas?, fragte sie sich. Natürlich kann man sich über Menschen ärgern, die zu viel Parkraum benötigen. Aber schon fertig vorbereitete, fiese Zettel parat zu haben und anonym zu verteilen ist ziemlich seltsam, findet auch
theobald@NWZmedien.de
Auguststraße Witterungsbedingt konnten die Arbeiten zur Herstellung einer Lärmschutzwand in der Auguststraße auf Höhe der Eisenbahnüberführung noch nicht abgeschlossen werden, weshalb dieser Bereich noch bis Freitag, 4. März, für alle Verkehrsteilnehmenden voll gesperrt ist. Die Umleitungen sind ausgeschildert. Der Gehweg ist ab Donnerstag, 3. März, einseitig wieder freigegeben.
Oldenburg – Donnerstagmorgen begann das russische Militär mit der Invasion in die Ukraine. Dies betrifft nicht nur die dort lebenden Bürgerinnen und Bürgerinnen. Auch ihre Angehörigen im Ausland belastet die Situation. Eine von ihnen ist Tatjana Boiko, die zur Zeit in Oldenburg lebt.
Bereits seit den frühen Morgenstunden ist Tatjana am Donnerstag auf den Beinen, denn ihre Mutter hat sie mit einem Anruf aus der Ukraine geweckt. So erfuhr die 24-Jährige vom Kriegszustand in der Heimat. „Ich fühle mich schrecklich, weil ich meinen Eltern von hier aus nicht helfen kann“, so Tatjana. Sie könne nichts tun, außer abzuwarten und einen klaren Kopf zu bekommen. Das sei schlimm, sagt die junge Frau, denn sie habe große Angst um ihre Familie. Ihr Angehörigen seien nicht richtig auf die russische
Invasion vorbereitet gewesen. Denn bis vergangenen Sonntag hätte noch die Hoffnung bestanden, dass eine Militäraktion von Seiten Russlands ausbleibe, so Tatjana, der man Schock und Sorge im Gesicht ansieht.
Die 24-Jährige ist seit drei Wochen in Deutschland und leistet hier einen Freiwilligendienst in der Jugendarbeit. Aufgewachsen ist sie in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Sie ist nach Deutschland gekommen, um erste Schritte in ein selbständiges Leben zu machen. Hier arbeitet die gebürtige Ukrainerin nicht nur, sondern lernt gleichzeitig die deutsche Sprache, das Land und die Stadt Oldenburg kennen. Im Gespräch mit der Redaktion hat sie berichtet, wie es ihren Angehörigen in der Heimat geht und wie die Stimmung im Land ist.
Eltern vor Ort
Mit ihren Eltern ist Tatjana seit sieben Uhr morgens per Telefon in Kontakt. Diese seien gegen fünf Uhr morgens durch Bombengeräusche aufgewacht. „Jeder hat Panik“, erzählt Tatjana. „Meine Mutter sieht die Flugzeuge kreisen und hört den Lärm der Bomben“, berichtet sie.
Noch am Vormittag hätten ihre Eltern Kiew verlassen. Nun befänden sie sich auf dem Land. Dort seien sie sicherer als in der Stadt, hofft Tatjana. Wie es für ihre Familie in den nächsten Stunden und Tagen weitergeht, wisse sie noch nicht. Da zur Zeit die Grenzen und der Luftraum gesperrt seien, bestehe kaum eine Möglichkeit für ihre Familie, zu ihr nach Oldenburg zu kommen. Ein weiteres Problem sei, dass ihre Eltern keine internationalen Reisepässe besäßen, glaubt die 24-Jährige.
Situation unübersichtlich
Konkrete Informationen über die Lage in der Ukraine erhält auch Tatjana vor allem über die Medien. „Es ist schwierig, zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden“, sagt die gebürtige Ukrainerin. Im Internet herrsche ebenso große Panik wie vor Ort. Erschwerend kommt hinzu, dass sie kaum Informationen oder gar Bilder mit ihrer Familie austauschen kann. Es bestehe die Angst, dass ihre Nachrichten von russischer Seite mitgelesen würden, berichtet sie weiter. Dies könne Sanktionen gegenüber ihren Eltern zur Folge haben, so ihre Befürchtung. Somit bleibt lediglich das Telefon als Kommunikationsmittel. Allerdings geht Tatjana davon aus, dass das Telefonnetz in den kommenden Tagen militärisch zerstört werden wird.
Die 24-Jährige wünscht sich, dass sich Ukrainer zusammen mit der russischen Bevölkerung gegen das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin stark machen. Für die Zukunft hofft sie, dass die Ukraine unabhängig bleiben wird.
→Wie Oldenburger Unternehmen auf den Ukraine-Krieg blicken, lesen Sie auf Seite 11
Die Einsatzbereiche
reichen von Bildung, Kreativität und Kultur, über Gesundheit, Integration und Inklusion bis hin zu Umwelt- und Naturschutz. Die Teilnahme ist kostenlos. Zudem haben die Freiwilligen Anspruch auf freie Kost und Logis sowie auf ein Taschengeld.
Aktuell
sind Tatjana aus der Ukraine (Kiew) und Ya mur aus der Türkei (Izmir) seit einem Monat als Freiwillige im Rahmen des ESK Teil des Teams von Jugendkulturarbeit. Während der kommenden zwölf Monate unterstützen die beiden jungen Frauen das internationale Büro bei der Projektplanung und -umsetzung und lernen neben der deutschen Kultur und Sprache die verschiedenen Facetten des Vereins kennen.
Mehr Infos unter www.jugendkulturarbeit.eu