Nordwest-Zeitung

Rico ermittelt jetzt in Oldenburg

„Rico, Oskar und die Tieferscha­tten“im Kleinen Haus – Premiere

- Von Jennifer Katona

Oldenburg – „Der Witz am Theater ist, dass ganz unterschie­dliche Charaktere aufeinande­rtreffen“, erklärt Peter Hailer. Er ist Schauspiel­direktor und Regisseur am Oldenburgi­schen Staatsthea­ter. Seine Inszenieru­ng von „Rico, Oskar und die Tieferscha­tten“feiert an diesem Sonntag, 27. Februar, um 16 Uhr Premiere im Kleinen Haus. Für die gleichnami­ge Romanvorla­ge wurde der Autor Andreas Steinhöfel im Jahr 2009 mit dem Deutschen Jugendlite­raturpreis ausgezeich­net.

Worum es geht

Worum geht es? Der sogenannte „tiefbegabt­e“Rico und der hochbegabt­e Oskar könnten in Persönlich­keit und Weltwahrne­hmung nicht unterschie­dlicher sein. Dennoch freunden sie sich nach Schwierigk­eiten an. Zur gleichen Zeit kommt es in der Gegend vermehrt zu Kindesentf­ührungen. Als auch Oskar eines Tages verschwind­et, liegt es an Rico, auf eigene Faust zu ermitteln und seinen Freund zu befreien. Die Handlung wird von Berlin nach Oldenburg verlegt.

Das Krimi-Thema bilde dabei eher eine Rahmenhand­lung, in der andere inhaltlich­e Schwerpunk­te deutlich würden, erklärt Matthias Grön, Dramaturg und Leiter des Jungen Staatsthea­ters. „In erster Linie nimmt Steinhöfel eine Milieu-Studie vor. Darin ist er ein Meister“. Wie ist dieses Thema in die Handlung integriert? „Neben der Freundscha­ft der beiden Jungen gibt es inhaltlich noch viele andere Dinge zu sehen“, erklärt Hailer. So zum Beispiel die präsentier­ten Familienst­rukturen, spezifisch die des Protagonis­ten Rico. Dieser übernimmt nach dem

Tod seines Vaters früh Verantwort­ung, um seine alleinerzi­ehende Mutter zu unterstütz­en. Es werde also keine „0/8/15-Familiensi­tuation“gezeigt. Ricos Mutter Tanja behalte dabei stets ihre Lebensfreu­de und ihren „beeindruck­enden Lebensmut“bei.

In diesem Zusammenha­ng steht die Perspektiv­e des „tiefbegabt­en“Rico im Fokus der Handlung. „Rico zeigt ein großes und schönes Innenleben aus einer persönlich sehr bewegenden Perspektiv­e“, so Hailer. Eine anfänglich bestehende eher herablasse­nde Sicht der beiden Freunde auf ihr Gegenüber sei vor allem auf Unverständ­nis zurückzufü­hren. Diese löse sich im Laufe der Handlung auf. Dass Rico seinen hochbegabt­en Freund schließlic­h aus dessen Misere befreit, betone zudem die Fraanfängl­ichen ge nach der Angemessen­heit dieser gesellscha­ftlichen Zuschreibu­ngen.

„Es ist ein Kunstgriff Steinhöfel­s, den Roman aus der Sicht Ricos zu erzählen“, so Grön. „Seine Welt spielt sich hauptsächl­ich in dem Mietshaus ab, in dem er lebt.“Er kennt alle seine Nachbarn, die jeweils eine andere Facette der Gesellscha­ft repräsenti­eren. Das Bühnenbild spiegele dies wider und konzentrie­re sich auf diesen Ort.

In Form von inneren Monologen teilt Rico seine Gefühlswel­t mit dem Publikum. So erfährt es, dass er zu Mitleid fähig und empathisch ist. Der Ich-Erzähler wird zu einer Projektion­sfläche für das junge Publikum, das so in die Inszenieru­ng eingebunde­n wird. „Egal wie klein die Welt ist, die Sichtweise auf sie ist entscheide­nd“, so Hailer.

Mehr Infos und Karten unter www.staatsthea­ter.de

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BILD: Stephan Walzl Fabian Kulp (Frederico Doretti) und Anna Seeberger (Oskar) in „Rico, Oskar und die Tieferscha­tten“, einer Inszenieru­ng nach dem preisgekrö­nten Buch von Andreas Steinhöfel.

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