Rico ermittelt jetzt in Oldenburg
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“im Kleinen Haus – Premiere
Oldenburg – „Der Witz am Theater ist, dass ganz unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen“, erklärt Peter Hailer. Er ist Schauspieldirektor und Regisseur am Oldenburgischen Staatstheater. Seine Inszenierung von „Rico, Oskar und die Tieferschatten“feiert an diesem Sonntag, 27. Februar, um 16 Uhr Premiere im Kleinen Haus. Für die gleichnamige Romanvorlage wurde der Autor Andreas Steinhöfel im Jahr 2009 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Worum es geht
Worum geht es? Der sogenannte „tiefbegabte“Rico und der hochbegabte Oskar könnten in Persönlichkeit und Weltwahrnehmung nicht unterschiedlicher sein. Dennoch freunden sie sich nach Schwierigkeiten an. Zur gleichen Zeit kommt es in der Gegend vermehrt zu Kindesentführungen. Als auch Oskar eines Tages verschwindet, liegt es an Rico, auf eigene Faust zu ermitteln und seinen Freund zu befreien. Die Handlung wird von Berlin nach Oldenburg verlegt.
Das Krimi-Thema bilde dabei eher eine Rahmenhandlung, in der andere inhaltliche Schwerpunkte deutlich würden, erklärt Matthias Grön, Dramaturg und Leiter des Jungen Staatstheaters. „In erster Linie nimmt Steinhöfel eine Milieu-Studie vor. Darin ist er ein Meister“. Wie ist dieses Thema in die Handlung integriert? „Neben der Freundschaft der beiden Jungen gibt es inhaltlich noch viele andere Dinge zu sehen“, erklärt Hailer. So zum Beispiel die präsentierten Familienstrukturen, spezifisch die des Protagonisten Rico. Dieser übernimmt nach dem
Tod seines Vaters früh Verantwortung, um seine alleinerziehende Mutter zu unterstützen. Es werde also keine „0/8/15-Familiensituation“gezeigt. Ricos Mutter Tanja behalte dabei stets ihre Lebensfreude und ihren „beeindruckenden Lebensmut“bei.
In diesem Zusammenhang steht die Perspektive des „tiefbegabten“Rico im Fokus der Handlung. „Rico zeigt ein großes und schönes Innenleben aus einer persönlich sehr bewegenden Perspektive“, so Hailer. Eine anfänglich bestehende eher herablassende Sicht der beiden Freunde auf ihr Gegenüber sei vor allem auf Unverständnis zurückzuführen. Diese löse sich im Laufe der Handlung auf. Dass Rico seinen hochbegabten Freund schließlich aus dessen Misere befreit, betone zudem die Fraanfänglichen ge nach der Angemessenheit dieser gesellschaftlichen Zuschreibungen.
„Es ist ein Kunstgriff Steinhöfels, den Roman aus der Sicht Ricos zu erzählen“, so Grön. „Seine Welt spielt sich hauptsächlich in dem Mietshaus ab, in dem er lebt.“Er kennt alle seine Nachbarn, die jeweils eine andere Facette der Gesellschaft repräsentieren. Das Bühnenbild spiegele dies wider und konzentriere sich auf diesen Ort.
In Form von inneren Monologen teilt Rico seine Gefühlswelt mit dem Publikum. So erfährt es, dass er zu Mitleid fähig und empathisch ist. Der Ich-Erzähler wird zu einer Projektionsfläche für das junge Publikum, das so in die Inszenierung eingebunden wird. „Egal wie klein die Welt ist, die Sichtweise auf sie ist entscheidend“, so Hailer.
Mehr Infos und Karten unter www.staatstheater.de