Hündchen vor Kinderaugen getötet
Warum „Mailo“durch zwei Kampfhunde in Augustfehn sterben musste – Verfahren gegen Halterin
Augustfehn – „Dieses dumpfe, kratzende Geräusch von Hundepfoten hinter meinem Rücken werde ich nie vergessen. Und auch wenn der Vorfall schon einige Tage her ist, schießt mir immer wieder durch den Kopf, dass mein sechsjähriger Sohn auf den Bürgersteig stürzte, bevor einer der Kampfhunde unseren angeleinten kleinen Mailo schnappte, und mir schießt immer wieder durch den Kopf, dass die Tiere auch meinem auf dem Boden liegenden Kind an die Kehle hätten gehen können.“
■ Zweiter Vorfall
Die 33-jährige Augustfehnerin, die das berichtet, hat mit ihren zwei kleinen Söhnen Schreckliches erlebt. Vor ihren Augen wurde ihr zehn Monate alter Hund Mailo des Nachmittags mitten auf der Augustfehner Hauptstraße im Beisein vieler weiterer Zeugen von zwei Listenoder „Kampfhunden“getötet. Die Tiere, die einer jungen Augustfehnerin gehören, waren bereits Ende Dezember auffällig geworden, als sie einen kleinen Yorkshire-Terrier, der angeleint vom Lebensgefährten der Halterin ausgeführt wurde, auf einem Wiesenweg in Augustfehn (Landkreis Ammerland) lebensgefährlich verletzten.
Der kleine Samy, der Gerlinde Grunert gehört, überlebte die Beißattacke nur, weil ihr Lebensgefährte beherzt eingegriffen hatte. Eine Zeugin bestätigte unserer Redaktion, dass die Listenhunde, als sich deren Halterin und der Lebensgefährte von Grunert begegneten, den Yorkshire unvermittelt angegriffen hätten.
■ Hund angegriffen
„Mailo“hatte keine Chance. Sie habe am besagten Nachmittag mit ihren beiden kleinen Söhnen und dem Hund einen Spaziergang gemacht und habe die Hauptstraße überqueren wollen, berichtet die 33-jährige Augustfehnerin. Als sie wegen des Verkehrs noch auf dem Bürgersteig warteten, sei das Ganze passiert. „Das ging alles so schnell, die Hunde fassten Mailo, sausten mit ihm auf die Straße, schüttelten den schreienden Hund und warfen ihn sich wie ein Kaninchen immer wieder zu. Es war furchtbar. Die Halterin kam angerannt, war völlig hysterisch und schlug auf ihre Hunde ein. Autofahrer stoppten mitten auf der Straße und wollten helfen, doch keiner konnte es. Später stand die Halterin neben mir, hat geraucht und nichts gesagt, kein Wort des Bedauerns, nichts.“
■ Jungen verstört
Eine Anwohnerin der Hauptstraße, die das Schreien des Hundes gehört hatte und zunächst meinte, das sei ein Kind, das von einem Auto erfasste wurde, stürzte wie viele andere nach draußen. Ein Nachbar der 33-Jährigen, der etwa 30 Meter neben der wartenden Familie lief, war direkter Zeuge des Vorfalls.
Die Halterin sei in den Vorgarten gegangen, die Tiere hätten stark an den Leinen gezerrt und sich losgerissen, die Halterin sei gestürzt, die Hunde, die keine Maulkörbe getragen hätten, wären schnurstracks auf Mailo zu gerannt und hätten ihn geschnappt, so der Zeuge. Der Mann brachte die beiden völlig verstörten Jungen der 33-Jährigen nach Hause, als alle auf die Polizei warteten.
Noch am selben Nachmittag wurden die Hunde, für die die Gemeinde Apen bereits Ende Dezember eine Leinenund Maulkorbpflicht verfügt hatte, beschlagnahmt. Die Hundehalterin hat auf Anfragen der Redaktion nicht reagiert.
Die Mutter der Jungen, die gemeinsam das Ganze erlebten und sehr dankbar für die vielfältige Hilfe und Aufmerksamkeiten der Nachbarschaft sind, ist seit dem Vorfall krankgeschrieben. Sie will die Hundehalterin für die „vermeidbare Tat“zur Rechenschaft ziehen und hat eine Anwältin eingeschaltet. Die Polizei hat gegen die Halterin der Kampfhunde ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet.