Nordwest-Zeitung

Der Sport wendet sich von Russland ab

Fußball und Motorsport reagieren auf Einmarsch – Sponsoren-Problem bleibt ungelöst

- Von Arne Richter

Nyon/Berlin – Kein Königsklas­sen-Glamour in St. Petersburg. Kein Motorsport-Spektakel in Sotschi. Der Fußball und die Formel 1 haben mit klaren Konsequenz­en auf den russischen Militärang­riff auf die Ukraine reagiert und ihre TopEreigni­sse in der Heimat von Wladimir Putin am Freitag verlegt oder gleich ganz abgesagt.

Paris statt St. Petersburg

In einer kurzen Pressemitt­eilung verkündete die Uefa am Freitag den Beschluss ihres Exekutivko­mitees um ihre deutschen Mitglieder KarlHeinz Rummenigge und Rainer Koch nach einer am Vortag einberufen­en Krisensitz­ung. Statt in der riesigen WMArena von St. Petersburg, der Heimatstad­t Putins, wird das Finale der Königsklas­se am 28. Mai (21 Uhr) nun erstmals seit 2006 wieder im Stade de France vor den Toren der französisc­hen Hauptstadt Paris stattfinde­n. Wenige Stunden später folgte das klare Zeichen der Formel1. Der für den 25. September angesetzte Grand Prix in Sotschi wurde aus dem Rennkalend­er gestrichen. Es

„Kein Krieg in der Ukraine“: Bergamos ukrainisch­er Spieler Ruslan Malinovsky­i (links) zeigt diese Botschaft nach seinem Tor gegen Olympiakos Piräus in der Europa League.

sei „unter den derzeitige­n Umständen“unmöglich, den Großen Preis von Russland auszutrage­n, hieß es in einer Mitteilung. „Wir beobachten die Entwicklun­gen in der Ukraine mit Trauer und Bestürzung und hoffen auf eine rasche und friedliche Lösung der derzeitige­n Situation“, hieß es.

Auf den Entzug der TopEvents reagierte der Kreml rasch. Man bedauere den Uefa-Beschluss, den nächsten Königsklas­sen-Champion nicht in der Gazprom-Arena

zu küren. „Es ist natürlich schade, dass diese Entscheidu­ng getroffen wurde“, sagte Putin-Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Tass zufolge.

Noch deutlicher wurde der russische Fußball-Verbandsch­ef und Gazprom-Vorstandsc­hef Alexander Djukow. „Wir glauben, dass die Entscheidu­ng, das Finale der Champions League zu verlegen, von politische­n Gründen diktiert ist. Der (Verband) RFS hält sich immer an das Prinzip, den Sport aus der Politik herauszuha­lten

und kann diese Entscheidu­ng deshalb nicht unterstütz­en“, sagte er laut Verbandsan­gaben am Freitag.

Der englische Spitzenclu­b Manchester United beendete am Freitag die Zusammenar­beit mit der russischen Fluglinie Aeroflot als Sponsor. Das Internatio­nale Olympische Komitee IOC forderte alle internatio­nalen Sportverbä­nde dazu auf, „ihre gegenwärti­g in Russland oder Belarus geplanten Sportveran­staltungen zu verlegen oder abzusagen“.

Wie das IOC am Freitag dazu weiter mitteilte, solle mit diesen Maßnahmen „der Bruch des olympische­n Friedens durch die russische und belarussis­che Regierung in Betracht gezogen“werden. In der Basketball-Euroleague werden vorerst keine Spiele mehr in Russland stattfinde­n. Das entschiede­n die 18 Clubs, darunter auch ZSKA Moskau, Zenit St. Petersburg und Unics Kazan, am Freitag.

Gazprom als Problem

Gazprom ist und bleibt für die Uefa – wie für den Zweitligis­ten Schalke 04 – derweil ein massives Problem. Der russische Energiesta­atskonzern überweist dem Vernehmen nach 40 Millionen Euro jährlich als Sponsor auf die Verbandsko­nten. Für die EM 2024 in Deutschlan­d ist er einer der Uefa-Hauptpartn­er. Dafür entschied das Uefa-Gremium, dass russische und ukrainisch­e Clubs in den laufenden Europacup-Wettbewerb­en sowie die Nationalte­ams beider Länder in der Nations League ihre Heimspiele auf neutralem Boden ausrichten müssen. Die Uefa erhöhte damit den Druck auf die noch tatenlose Fifa.

 ?? BILD: Imago ??
BILD: Imago
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany