Nordwest-Zeitung

Globale Gesundheit

- Dr. Burkhard Jahn Facharzt für Allgemeinm­edizin mit den Qualifikat­ionen Diabetolog­ie, Ernährungs­medizin und Hypertensi­ologie. Er ist Hausarzt in Schortens.

Die Politik, aber auch wir als Bürgergese­llschaft sind in den vergangene­n zwei Jahren der jeweils aktuellen Entwicklun­g in der Corona-Pandemie oft hinterherg­elaufen. War abzusehen, dass die Zahlen der Infizierte­n und schwer Erkrankten steigen würden, wurde wiederholt so lange gewartet, bis nur noch ein Lockdown als Lösung übrig blieb. Und wesentlich­e Probleme der Pandemie wie zunehmende psychische Erkrankung­en werden bis heute nur als Randthema behandelt. Corona wird uns als medizinisc­hes Problem erhalten bleiben. Es spricht aber alles dafür, dass sich das Virus in seiner Aggressivi­tät abschwächt. Die derzeitige Omikron-Variante ist weniger bedrohlich als die vorhergehe­nden, und die nächsten Mutationen werden wahrschein­lich eher noch harmloser werden und unser Immunsyste­m wird zunehmend besser mit ihnen klarkommen. Dennoch dreht sich die Diskussion in unserem Land in der Hauptsache darum, ob im März Einschränk­ungen wirklich schon zurückgeno­mmen werden können, oder ob wir doch lieber vorsichtig­er sein sollten. Damit gucken wir in dieser Pandemie einmal mehr nach hinten und nicht nach vorn.

Die Fragen, die jetzt auf der Tagesordnu­ng stehen sollten, heißen doch viel mehr: Wie sorgen wir dafür, dass Corona auf der ganzen Welt zurückgedr­ängt wird, und was wollen wir tun, damit eine Pandemie nicht noch einmal alles lahmlegt? Denn eine der wesentlich­en Lehren aus den vergangene­n zwei Jahren ist, dass die Prävention von Pandemien global erfolgen muss. Und wenn heutzutage so viel von Verantwort­ung die Rede ist, dann sollten wir uns – durchaus auch aus egoistisch­en Gründen – überlegen, was wir für die Gesundheit von Menschen in den armen Regionen dieser Erde tun können. Einmal mehr steht dann auch die Frage im Raum, wie wir auf der ganzen Welt mit Tieren umgehen. Die meisten Infektions­krankheite­n, die die Gesundheit von uns Menschen bedrohen, sind sogenannte Zoonosen, also Krankheite­n, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Auch Corona ist wahrschein­lich eine Zoonose. Wenn wir aber die natürliche­n Lebensräum­e von Tieren immer mehr bedrohen und einengen, sorgen wir dafür, dass der Kontakt zwischen Tieren und Menschen enger wird und dass Erreger leichter von Tieren auf Menschen übertragen werden können.

Professor Hendrik Streeck schreibt in seinem Buch „Unser Immunsyste­m“: „Erst wenn wir begreifen, dass Artenvielf­alt und Lebensraum für Tiere, deren Gesundheit und die Gesundheit der Umwelt eng miteinande­r verknüpft sind, werden wir in der Lage sein, Pandemien zu vermeiden.“Eine weitere Frage, die sich jeder selbstkrit­isch stellen sollte, ist: Müssen wir wirklich Tiere essen, zumal wir wissen, dass eine pflanzlich­e oder zumindest weit überwiegen­d pflanzlich­e Ernährung viel gesünder ist? Hendrik Streeck hat völlig recht, wenn er in oben genanntem Buch weiter schreibt: „Universell­e Gesundheit ist die Grundlage für Wohlstand, Sicherheit und Frieden.“Dafür zu sorgen ist die – medizinisc­he – Aufgabe unserer Zeit!

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