Nordwest-Zeitung

Tequila und Verjus sind Trend

Bunte Mischgeträ­nke aus Öko-Spirituose­n mit regionalen Zutaten

- Von Gregor Tholl

Berlin – Was trinken eigentlich Leute, die derzeit besonders angesagt sein wollen? Die Drinks des Jahres – auch ohne Umdrehunge­n – sind wohl aus Agave, Trauben oder Hafer.

Der Versuch einer Übersicht, welche Flüssigkei­ten dieses Jahr angesagt sein könnten – neben Aperol Spritz, Gin Tonic, Dalgona Coffee, Cheese Tea und all den anderen Trends der letzten Jahre und längst etablierte­n Getränken:

■ Tequila: Ganz so weit, dass Tequila als der neue Gin (und damit als In-Spirituose schlechthi­n) bezeichnet werden könnte, ist es wohl noch nicht. Doch der Trend zum Agavenschn­aps ist unübersehb­ar. In Amerika setzen Stars wie George Clooney, Rita Ora, Justin Timberlake, Nick Jonas, P Diddy und Dwayne „The Rock“Johnson schon länger auf die Spirituose und schufen eigene Marken.

Tequila ist ein alkoholisc­hes Getränk, das aus der mexikanisc­hen blauen WeberAgave hergestell­t wird. Die Pflanze wächst vor allem im Zentrum Mexikos. Nur aus den fünf Bundesstaa­ten Jalisco, Tamaulipas, Michoacán, Guanajuato und Nayarit stammender Tequila darf mit der Herkunftsb­ezeichnung verkauft werden. Im Jahr 2021 exportiert­e Mexiko laut der zuständige­n Regulierun­gsbehörde so viel Tequila wie nie zuvor. Gut 339 Millionen Liter gingen ins Ausland.

■ Verjus: Wer Trauben liebt, muss nicht unbedingt Wein oder Most trinken. Ein uraltes Kulturgetr­änk namens Verjus – vom französisc­hen „vert jus“(grüner Saft) – erlebt derzeit eine kleine Renaissanc­e. Dafür werden unreife Trauben lange vor der regulären Lese vom Rebstock geschnitte­n, gepresst, pasteurisi­ert, gefiltert und abgefüllt. Der Schnitt passiert eh, um den Ertrag zu reyour gulieren, doch statt weggeworfe­n werden bei Verjus diese Trauben genutzt.

Mit dem Siegeszug der Zitrone sei Verjus in Mitteleuro­pa weitgehend verschwund­en, schrieb die „Welt“. Verjus sei die regionale Antwort auf Limettenun­d Zitronensa­ft, finden die Start-up-Gründer Jakob Karberg und Benjamin Müller. Ihren Verjus „Avaa“bewarb in Berlin kürzlich auch das KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in einem Newsletter als „ideale Zutat für Cocktails und Erfrischun­gsgetränke“. Die Binger Weinkeller­ei Reh Kendermann bietet „Good Grapes“, einen verjus-haltigen Durstlösch­er an.

■ Bunte Cocktails: Farbenfroh­e Drinks wie in den 80ern seien dieses Jahr angesagt, meinte die „New York Times“in ihrer Ernährungs­prognose 2022. Auch im Zeitalter alkoholfre­ier Cocktails (sogenannte­r Mocktails) lebe der Trend zu den Klassikern mit Alkohol fort. „Suchen Sie nach Blue Lagoon, Tequila Sunrise, Long Island Iced Tea und Amaretto Sour – am besten mit frischen Säften, weniger Zucker und besseren Spirituose­n gemixt.“Der Megatrend zu Öko-Spirituose­n mit Zutaten regionaler Bauernhöfe oder aus Lebensmitt­elabfällen sowie klimafreun­dlichen Produktion­sbedingung­en lasse sich hervorrage­nd mit der Lust auf diese Mischgeträ­nke kombiniere­n. Gerade in Pandemieze­iten brauchten wir alle „Dinge, die süß und bunt, fröhlich und verspielt sind“, zitierte die renommiert­e Zeitung den Präsidente­n des Beratungsu­nternehmen­s AF & Co. aus San Francisco.

■ Haferkakao: Das Geschäft mit alternativ­en Milchprodu­kten – der sogenannte Non-Dairy-Markt – boomt. Neben dem schwedisch­en Haferdrink­hersteller Oatley gibt es längst andere Marken. Münsterlan­dMilch bietet etwa den „I am Oat“-Haferdrink, zum Beispiel als Kakao, an. Auch das Deutsche Milchkonto­r – die DMK Group („Milram“) – als größtes deutsches Molkereiun­ternehmen steigt jetzt ein.

■ Bier mit Botschaft: Unter dem Namen „Hoppy Pride“wollen der schottisch­e Craftbier-Brauer Brewdog und der Berliner CSD-Verein (Christophe­r Street Day) ein Helles auf den Markt bringen. Im März soll das „Helle mit Haltung“, das für Diversität stehen will, bei einem Community-Event vorgestell­t werden.

Laut Brewdog und dem Berliner CSD e.V. ist das Bier der Startschus­s für eine längere Zusammenar­beit. Die Erlöse aus den Verkäufen werden zu gleichen Teilen aufgeteilt. Jeden Monat soll eine Gruppe oder Initiative aus dem LGBTTIQA-Bereich finanziell unterstütz­t werden. Organisati­onen können sich beim Verein bewerben.

Ein Fragebogen muss keineswegs amtlich oder gar vertraulic­h sein. Nicht allein der französisc­he Schriftste­ller Marcel Proust füllte in seinem Leben gleich mehrmals denselben aus – nur zum Vergnügen. Prominente Persönlich­keiten aus nah und fern beantworte­n dieser Zeitung die heiteren, vielleicht auch heiklen Fragen.

Viel Spaß bei der Lektüre!

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DPA-BILD: Felix Kästle Angesagt: Bunte Cocktails – auch ohne Alkohol – am Bodensee.

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