Nordwest-Zeitung

Impfpflich­t in Pflege sorgt für Diskussion

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„Eilentsche­idung des Bundesverf­assungsger­ichts – Karlsruhe: Impfpflich­t in der Pflege kann vorerst starten“, Hintergrun­d, 12. Februar sowie weitere Berichte zu dem Themenkomp­lex

Man muss sich doch sehr wundern, dass ausgerechn­et die Berufsgrup­pe Pflegende und Ärzte von einer Impfpflich­t betroffen werden soll. Hat man sich einmal die Folgen überlegt?

Ich kenne sehr viele Vertreter dieser Berufsgrup­pen in den oberen Altersstuf­en: Viele haben schon geäußert, dass sie beim Eintreten der Impfpflich­t ihre Praxen schließen oder den Job kündigen. Vor allem im ländlichen Bereich könnte das zu fatalen Folgen führen.

Es erscheint auch unverständ­lich, weil man diesen Berufsgrup­pen zubilligen muss, dass sie sich für ihre Patienten schützen und regelmäßig testen lassen. Es ist ja nicht so, dass alte, betagte Menschen in den Heimen nur von Corona bedroht werden. Viele andere Erkrankung­en können bei alten Menschen und solchen mit Vorerkrank­ungen zum Tod führen.

Was mich aber am meisten irritiert in diesem Zusammenha­ng, ist die Aussage von Gesundheit­sminister Karl Lauterbach. „Wenn man geboostert ist, ist man etwas weniger ansteckend!“Das von einem Wissenscha­ftler, entweder man kann ansteckend sein oder nicht, weniger gibt es nicht. In den Heimen gibt es daher wohl weiterhin den Einsatz von täglichen Tests. Ob der Heimbewohn­er nun von einem Geimpften, Geboostert­en oder Ungeimpfte­n angesteckt wird, macht letztendli­ch keinen Unterschie­d.

Dann stellt sich ja auch die Frage, auf was bezieht sich die

Impfpflich­t, auf Omikron oder alle folgenden Varianten? Ich denke, wir müssen lernen, mit Corona und seinen Mutanten zu leben.

Marion Cramer Butjadinge­n

Ja, den Praxen fehlt Personal. Die Diagnose von Herrn Gassen greift aber zu kurz. Die Impfpflich­t im Gesundheit­swesen

ist da das geringste Problem.

Leider sind es häufig die Ärzte selbst, die Teil des Problems sind. Nach meiner persönlich­en und berufliche­n Erfahrung, gehen fachliche und menschlich­e Qualitäten oftmals nicht einher. Woher sollte das auch kommen? Weder im Studium noch in der klinischen Ausbildung werden notwendige Kenntnisse zum Thema Personalfü­hrung vermittelt. Zusammen mit häufig fehlender Empathie und Wertschätz­ung für die Mitarbeite­rinnen kommt es zu Frustratio­n und Abwanderun­gsgedanken. Die Krankenhäu­ser freuen sich dann über qualifizie­rtes Personal für ihre Ambulanzen.

In vielen Praxen gibt es nämlich immer noch den „Gott in Weiß“. Unattrakti­ve Arbeitszei­tmodelle und ein vergleichs­weise niedriges Gehaltsniv­eau

tun ihr Übriges. MFA (Medizinisc­he Fachangest­ellte/Fachangest­ellter, Anmerkung der Redaktion) ist bis heute ein Beruf, der fast ausschließ­lich von Frauen ausgeübt wird. Warum eigentlich?

Herr Gassen sollte seine Kolleginne­n und Kollegen ins 21. Jahrhunder­t führen, statt Missstände zu bejammern.

Michael Altmann Oldenburg

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Dpa-archivBILD: Nietfeld Ein Arzt impft einen Pfleger gegen das Coronaviru­s.

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