Was bedeutet es, yezidisch zu sein?
Internationales Treffen – Jugendliche diskutieren über ihre Identität
Oldenburg – Wer bin ich? Wo liegen meine Wurzeln und wo meine Zukunft? Und welche Rolle spielt mein Glaube dabei? Fragen, denen sich die Jugendlichen bei der Internationalen Jugendkonferenz im Yezidischen Forum in Oldenburg erstellten.
„Em Êzîdî ne!? Yezidische Jugendliche und ihre Identität(en)“, so der Titel der Konferenz. Ersteres ist Kurmandschi und bedeutet „Wir sind Yeziden!?“„Zu einem ist es eine klare Aussage, zum anderen müssen wir uns auch neu definieren und herausfinden, wie wir uns in Deutschland weiterentwickeln müssen“, erläutert der 1. Vorsitzende des Yezidischen Forums, Ilyas Yanc.
Die Jugendkonferenz umfasste drei Tage mit Vorträgen von Internationalen Referenten und Workshops. Die Jugendlichen nahmen zum Teil weite Wege auf sich, um daran teilzunehmen.
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Das Yezidentum
Die Yeziden sind eine ethnisch-religiöse Gruppierung, die ihren Ursprung in MesoOldenburg
Die Referentinnen und Referenten der Internationalen Jugendkonferenz im Yezidischen Forum in Oldenburg (von links): Xwededa Adani, Helican Ronaki Tolan, Gülistan Ibrahim, Theo Lampe, Dima Pirbatri, Aliz Müller, Dr. Artur Rodziewicz und Dr. Majid Hassan.
potamien hat. „Die Yeziden waren immer Verfolgung, Diskriminierung und Völkermord ausgesetzt“, erläutert Yanc. Dadurch sind sie in anderen Ländern verbreitet und bilden in Deutschland die zweitgrößte Gemeinde nach dem Irak.
„Die Jugendlichen beschäftigt, wer sie überhaupt sind: Sie sind hier fernab ihrer Wurzeln“, erläutert Gülistan Ibrahim, die zweite Vorsitzende. Bei einer Fahrt nach Berlin sei aufgefallen, dass die Jugendlichen
manchmal gar keine Antwort wissen, wenn man sie fragt, wer die Yeziden sind. Diese Fragen wolle man mit der Konferenz beantworten und Platz für Austausch und Eigenreflektion schaffen.
„Die Jugendlichen haben das sehr gut wahrgenommen“, findet Gülistan Ibrahim. Auch wenn die religiöse Praxis bei den Jugendlichen geringer ist, die Bedeutung der Religion stehe weiterhin im Vordergrund.
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Die Jugendarbeit
Die Jugendlichen zeigten sich sehr interessiert, stellten Fragen und schrieben mit. In den Pausen standen sie in Gruppen zusammen und tauschten sich aus. Einige von ihnen sind in Deutschland geboren und aufgewachsen, andere leben erst seit ein paar Jahren hier. Das bemerken sie jedoch kaum. „Es gibt mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede“, erläutert Josephine Dag, die in
geboren ist. Sameera Alsilo, die 2015 nach Deutschland kam, stimmt zu: „Wir sind alle Yeziden.“
Die Yeziden in Oldenburg sind eine der größten Gemeinden in Deutschland mit 7000 Mitgliedern in Oldenburg und den umliegenden Kreisen. Das Forum unterstützt sie bei der Eingliederung und bietet Raum für die Gemeinschaft. „Nach 2014 sind viele Jugendliche nach Oldenburg gekommen“, beschreibt Yanc. Deswegen lege man besonders Wert auf eine aktive Jugendarbeit.
„In den letzten Monaten haben wir wieder eine feste Jugendgruppe aufbauen können“, beschreibt Ibrahim. Durch Corona sei vieles weggefallen, besonders die Jugendlichen haben darunter gelitten, wie auch Yanc beschreibt: „Corona war sehr belastend für die Familien und die Jugendlichen hatten oft wenig Raum für sich.“Neben einem wöchentlichen Jugendtreff organisiert das Yezidische Forum Fahrten und Filmabende für die Jugendlichen und bietet Hilfsangebote für den Werdegang an. „Wir versuchen, die Corona-Lücke zu schließen“, erklärt Yanc.