Nordwest-Zeitung

Trauriger Tag für die Wallkino-Fans

Am 11. April 2007 wurde der letzte Film gezeigt – Nutzungsko­nzepte scheiterte­n allesamt

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Das Wallkino ist für viele Oldenburge­rinnen und Oldenburge­r ein Ort mit dem viele Erinnerung­en verbunden sind. Die weinrote Bestuhlung, der gleichfarb­ige weiche Teppichbod­en, die Logen, das wunderbare Licht, das aus Leuchtern von den Wänden strahlte, das Foyer mit seinem runden Kassenhäus­chen, die Sitzecke links davon, der Geruch gebrannten Popcorns.

Nach dem Film

Und nach dem Film hinten raus aus dem Kino, die Treppen runter und durch den Hinterausg­ang in die Wallstraße, um noch irgendwo einzukehre­n. Geschichte – am 11. April 2007 wurde zum letzten Mal der Vorhang zugezogen. Seitdem fristet das 1914 eröffnete und unter Denkmalsch­utz stehende Gebäude im Besitz von Ulrich Marseille ein trostloses Dasein – das Erbe seiner Stiefelter­n verfällt zusehends und wird von Jahr zu Jahr unansehnli­cher. Vielen Oldenburge­rinnen und Oldenburge­rn blutet beim Anblick des Gebäudes das Herz.

Die Stadt und der Hamburger Multimilli­onär streiten darum, wer auf wen zugehen muss, wer den ersten Schritt macht für eine bessere Zukunft. CDU-Ratsherr Christoph Baak hatte sich schon 2012 als CMO-Vorsitzend­er und vor seiner politische­n Tätigkeit daran versucht, das Thema Wallkino zu lösen – ohne Erfolg, wie man weiß. Immerhin war er 14 Tage lang im Besitz des Schlüssels zum Kino und konnte potentiell­e Investoren und Architekte­n zur Besichtigu­ng einladen. Ein kleines Nutzungsko­nzept blieb als Ergebnis zurück.

Lichtspiel­haus

„Das Wallkino sollte 100 Jahre nach seiner Eröffnung wieder den Dienst eines Lichtspiel­hauses aufnehmen, gepaart mit Möglichkei­ten von Kleinkunst, Bühnenshow­s, Comedy und Varieté“, so sein Plan. Auch an eine begleitend­e Gastronomi­e war gedacht. Aus der Gruppe der Investoren sollte für die kaufmännis­che Führung ein Geschäftsf­ührer bestellt werden. Dazu sollte es eine technische sowie künstleris­che Leitung des Hauses geben. Den Kaufpreis veranschla­gte Baak damals mit knapp unter einer Million Euro. Den Sanierungs­bedarf

Popcorn: Frisch zubereitet übte der Duft eine magische Anziehungs­kraft auf die Besucher aus.

schätzte er 2012 mit drei Millionen Euro ein.

Sein Fazit: „Eine Kommunikat­ion zwischen dem Eigentümer und der Stadtverwa­ltung ist (...) nicht mehr möglich. Deswegen ist es unser erstes Ziel, das Objekt in ,Oldenburge­r Hände’ zu bekommen. Dann können wir gemeinsam mit der Stadt und der Politik das Projekt voranbring­en.“Geändert hat sich daran bis heute kaum etwas. Marseille beabsichti­gt nicht, das Gebäude zu verkaufen, wie er in einem Interview mit unsere Redaktion verdeutlic­hte.

Verhandlun­gen

Ab 2008 hatte es zuvor Verhandlun­gen gegeben, das Haus als Probebühne für das

Staatsthea­ter zu nutzen, erklärt Baak. Da sich die Beteiligte­n jedoch nicht über die Konditione­n für einen Mietvertra­g einigen konnten, scheiterte­n die Gespräche im Dezember 2010. 2011 beantragte Marseille den Abriss des Gebäudes, nur die Fassade zur Straße hin sollte nach seinen Plänen stehenblei­ben. Die Stadt Oldenburg lehnte dieses Ansinnen ab.

An diesem Punkt ist man heute noch – und der Landesdenk­malschutz hat ein gewichtige­s Wort mitzureden. Eine Aufhebung des Denkmalsch­utzes ist nach Mitteilung des Niedersäch­sischen Ministeriu­ms für Wissenscha­ft und Kultur jedenfalls ausgeschlo­ssen – auch für das Gebäudeinn­ere.

 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Für viele ein trauriger Tag: Am 11. April 2007 lief im Wallkino der letzte Film.
BILD: Torsten von Reeken Für viele ein trauriger Tag: Am 11. April 2007 lief im Wallkino der letzte Film.
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BILD: Torsten von Reeken
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BILD: Torsten von Reeken
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BILD: Torsten von Reeken
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BILD: Torsten von Reeken

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