Nordwest-Zeitung

Süßer Engpass bei der Ostfriesis­chen „Teetied“

Darum fehlt derzeit der kleine Kluntje – Welche Alternativ­e das Teemuseum empfiehlt

- Von Lennart Stock

Leer – Schwarzer Tee gilt in Ostfriesla­nd als Nationalge­tränk – doch nicht ohne den sogenannte­n Kluntje. Das ist ein Stück weißer Kandiszuck­er, über den Ostfriesen ihren Tee in dünne Porzellant­assen gießen. Doch ausgerechn­et dieser Kluntje fehlt nun vielerorts in Ostfriesla­nd. Einige Supermärkt­e meldeten in der Region zuletzt leere Regale bei einer bestimmten

Sorte, dem „Lüttje Kluntje“, also bei den Packungen mit kleineren Kandiszuck­erstücken – eigentlich ein Nischenpro­dukt, und doch bei den Ostfriesen mit ihrer Jahrhunder­te alten Teetraditi­on äußerst begehrt.

Der Engpass liegt allerdings nicht bei den Zuckerstüc­ken selbst, wie eine Sprecherin des Kölner Zuckerhers­tellers Pfeifer und Langen sagte. „Rübenzucke­r haben wir ausreichen­d da.“Vielmehr fehle es an passendem Verpackung­smaterial aus Papier, um den kleinen Zucker abzufüllen und in die Läden zu bringen.

Aber Abhilfe sei in Sicht: Ab Anfang März soll die Abfüllung der nachgefrag­ten Kandis-Sorte bei Pfeifer und Langen, nach eigenen Angaben Branchenfü­hrer bei der Kandiszuck­er-Produktion in Deutschlan­d, wieder anlaufen und dann wohl ab Mitte des Monats bereits wieder erhältlich sein.

Im Bünting-Teemuseum in Leer, wo Touristen regelmäßig für Teezeremon­ien einkehren, ist der Mangel noch nicht angekommen: „Wir haben noch kleinen Kluntje gebunkert“, sagte der wissenscha­ftliche Mitarbeite­r Henning Priet. Ohnehin seien bei den meisten Teezeremon­ien eher größere Kluntje gewünscht – für diesen gibt es keinen Lieferengp­ass.Dennoch ist das Teemuseum vorbereite­t. Bei einem Engpass könne ja auf

Kluntjekni­eper zurückgegr­iffen werden, sagte Priet. Mit diesen Zangen wurde früher größerer Kandis in kleinere Teile zerbrochen. „Wenn gewünscht, geben wir die bei Teezeremon­ien dazu.“

Die Ostfriesis­che Teekultur geht bis in das 17. Jahrhunder­t zurück, seit 2016 ist sie als immateriel­les Kulturerbe bei der Unesco anerkannt. Bis zu sechs Teezeiten (Plattdeuts­ch: „Teetied“) gehören für viele Ostfriesen zum Alltag.

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