Nordwest-Zeitung

Sport setzt viele Zeichen gegen Krieg

Ausschluss russischer Fußballer von WM-Qualifikat­ion möglich – Athleten stellen Forderung

- Von Jan Mies, Thomas Wolfer Und Florian Lütticke

Die Fußballer des FC Everton bekunden vor dem Premier-League-Spiel gegen Manchester City mit ukrainisch­en Flaggen ihre Solidaritä­t zu dem osteuropäi­schen Land.

Berlin – Unter dem Eindruck der dramatisch­en Bilder aus der Ukraine wird Russland auch im Weltsport zunehmend isoliert. Doch die großen Fußball-Verbände ringen trotz lautstarke­r Boykottdro­hungen mit den für sie einschneid­endsten Konsequenz­en. Der Weltverban­d Fifa und die Europäisch­e FußballUni­on Uefa, die jahrelang die Nähe zum russischen Präsidente­n Wladimir Putin pflegten, verurteilt­en zwar die Invasion Russlands in die Ukraine, verbannten bislang aber weder russische Mannschaft­en noch russisches Geld – der russische Staatskonz­ern Gazprom ist seit Jahren bedeutende­r Sponsor der Uefa – aus ihren Wettbewerb­en. Druck steigt täglich.

Der

Die WM-Qualifikat­ion

Die Fifa hatte sich am Donnerstag zunächst in eine Beobachter­rolle zurückgezo­gen und äußerte sich am Wochenende nicht – muss jetzt aber handeln. Russland hat in den bislang noch angesetzte­n Ausscheidu­ngsspielen auf dem Weg zur umstritten­en KatarWM keine Gegner mehr. Unter keinen Umständen werde gegen Russland gespielt, teilte der tschechisc­he Verband am Sonntag mit. In den Playoffs sollte laut ursprüngli­chem Plan zunächst Polen in Russland antreten, der Sieger fünf Tage später zu Hause auf den Gewinner der Partie von Schweden gegen Tschechien treffen. Auch Polen hatte erklärt, nicht gegen Russland zu spielen. Die Schweden würden dies ebenfalls nicht tun.

Der französisc­he Verbandsch­ef Noël Le Graët brachte am Sonntag als erster ranghoher Funktionär auch den Ausschluss Russlands aus dem Wettbewerb ins Gespräch. „Das ist mein erster Impuls“sagte der 80-Jährige, der im Fifa-Council sitzt, der Zeitung „Le Parisien“: „Einem Ausschluss Russlands werde ich sicher nicht widersprec­hen.“

Die anderen Verbände

Der Judo-Weltverban­d suspendier­te Russlands Präsident Putin als Ehrenpräsi­dent und Botschafte­r der Sportart. Putin selbst ist Träger des Schwarzen Gürtels. Der BiathlonWe­ltverband

beschloss, dass Biathletin­nen und Biathleten aus Russland und Belarus bei den verbleiben­den Weltcups in diesem Winter unter neutraler Flagge antreten müssen. Die russische Hymne wird nicht mehr gespielt. Der russische Biathlon-Verband reagierte verärgert und kündigte an, in diesem Winter nicht mehr anzutreten: „Dies ist eine direkte Diskrimini­erung unseres Landes und russischer Athleten.“Im Skispringe­n und Turnen gelten ähnliche Regeln. Der Deutsche FechterBun­d kündigte an, die Athletinne­n vom Degen-Weltcup in Sotschi zurückzuho­len.

Der Volleyball-Weltverban­d stellt Russland als Ausrichter der WM im August und September auf den Prüfstand. Der Vereinigun­g Athleten

Deutschlan­d geht das nicht weit genug. „Der internatio­nale und nationale Sport muss jetzt alle Möglichkei­ten ausschöpfe­n und geschlosse­n Sanktionen mit voller Härte ausspreche­n, um seinen Werten treu und glaubwürdi­g zu bleiben“, hieß es in einer am Samstag veröffentl­ichten Mitteilung. Die Interessen­svertretun­g deutscher Spitzenspo­rtler will etwa, dass Verbände aus Russland und Belarus komplett aus dem Sporverban­dssystem ausgeschlo­ssen, alle Beziehunge­n zu russischen Geldgebern abgebroche­n, Funktionär­e aus beiden Ländern ausgeschlo­ssen und Sportlerin­nen und Sportler aus Russland und Belarus während des Krieges nicht mehr an internatio­nalen Wettbewerb­en teilnehmen dürfen.

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Ap-BILD: Super

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