Sport setzt viele Zeichen gegen Krieg
Ausschluss russischer Fußballer von WM-Qualifikation möglich – Athleten stellen Forderung
Die Fußballer des FC Everton bekunden vor dem Premier-League-Spiel gegen Manchester City mit ukrainischen Flaggen ihre Solidarität zu dem osteuropäischen Land.
Berlin – Unter dem Eindruck der dramatischen Bilder aus der Ukraine wird Russland auch im Weltsport zunehmend isoliert. Doch die großen Fußball-Verbände ringen trotz lautstarker Boykottdrohungen mit den für sie einschneidendsten Konsequenzen. Der Weltverband Fifa und die Europäische FußballUnion Uefa, die jahrelang die Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin pflegten, verurteilten zwar die Invasion Russlands in die Ukraine, verbannten bislang aber weder russische Mannschaften noch russisches Geld – der russische Staatskonzern Gazprom ist seit Jahren bedeutender Sponsor der Uefa – aus ihren Wettbewerben. Druck steigt täglich.
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Die WM-Qualifikation
Die Fifa hatte sich am Donnerstag zunächst in eine Beobachterrolle zurückgezogen und äußerte sich am Wochenende nicht – muss jetzt aber handeln. Russland hat in den bislang noch angesetzten Ausscheidungsspielen auf dem Weg zur umstrittenen KatarWM keine Gegner mehr. Unter keinen Umständen werde gegen Russland gespielt, teilte der tschechische Verband am Sonntag mit. In den Playoffs sollte laut ursprünglichem Plan zunächst Polen in Russland antreten, der Sieger fünf Tage später zu Hause auf den Gewinner der Partie von Schweden gegen Tschechien treffen. Auch Polen hatte erklärt, nicht gegen Russland zu spielen. Die Schweden würden dies ebenfalls nicht tun.
Der französische Verbandschef Noël Le Graët brachte am Sonntag als erster ranghoher Funktionär auch den Ausschluss Russlands aus dem Wettbewerb ins Gespräch. „Das ist mein erster Impuls“sagte der 80-Jährige, der im Fifa-Council sitzt, der Zeitung „Le Parisien“: „Einem Ausschluss Russlands werde ich sicher nicht widersprechen.“
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Die anderen Verbände
Der Judo-Weltverband suspendierte Russlands Präsident Putin als Ehrenpräsident und Botschafter der Sportart. Putin selbst ist Träger des Schwarzen Gürtels. Der BiathlonWeltverband
beschloss, dass Biathletinnen und Biathleten aus Russland und Belarus bei den verbleibenden Weltcups in diesem Winter unter neutraler Flagge antreten müssen. Die russische Hymne wird nicht mehr gespielt. Der russische Biathlon-Verband reagierte verärgert und kündigte an, in diesem Winter nicht mehr anzutreten: „Dies ist eine direkte Diskriminierung unseres Landes und russischer Athleten.“Im Skispringen und Turnen gelten ähnliche Regeln. Der Deutsche FechterBund kündigte an, die Athletinnen vom Degen-Weltcup in Sotschi zurückzuholen.
Der Volleyball-Weltverband stellt Russland als Ausrichter der WM im August und September auf den Prüfstand. Der Vereinigung Athleten
Deutschland geht das nicht weit genug. „Der internationale und nationale Sport muss jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen und geschlossen Sanktionen mit voller Härte aussprechen, um seinen Werten treu und glaubwürdig zu bleiben“, hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung. Die Interessensvertretung deutscher Spitzensportler will etwa, dass Verbände aus Russland und Belarus komplett aus dem Sporverbandssystem ausgeschlossen, alle Beziehungen zu russischen Geldgebern abgebrochen, Funktionäre aus beiden Ländern ausgeschlossen und Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus während des Krieges nicht mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen dürfen.