Pflichtjahr für alle
Fast elf Jahre ist es her, dass die Wehrpflicht ausgesetzt (und nicht abgeschafft) wurde. Damals wurde auch beschlossen, dass die Wehrpflicht für Männer im Spannungs- oder Verteidigungsfall wieder aktiviert werden kann. Dass wir uns derzeit in einem Spannungsfall befinden, wird niemand bestreiten. Wir müssen also unsere Landesverteidigung schnell neu aufstellen – bevor der denkbare Verteidigungsfall eintritt.
Dabei wäre der Zeitpunkt für eine richtige Reform jetzt genau passend. Denn eine Wehrpflicht nur für junge Männer ist nicht mehr zeitgemäß. Zeit- und Berufssoldatinnen gibt es schon lange. Es spricht somit nichts gegen eine Wehrpflicht auch für Frauen.
Und wer – aus welchen Gründen auch immer – nicht zur Bundeswehr gehen will, für den muss es einen entsprechenden Ersatzdienst geben. Angesichts des Pflegenotstands und des Personalmangels in Krankenhäusern wäre so ein Pflichtjahr für die Gesellschaft mehr als sinnvoll. Für die jungen Menschen übrigens auch. Dass ein Dienst für die Allgemeinheit erfüllend sein kann und den eigenen Horizont erweitert, wissen all jene, die als Zivis „gedient“haben.
Ja, eine Dienstpflicht bedeutet einen Eingriff in die persönliche Freiheit. Man kann nicht mal eben ein FeierSemester in Spanien oder ein Work-and-Travel-Jahr in Übersee machen. Erst kommt die Pflicht, dann die Kür.
Diesen Preis für unsere Freiheit und für unsere Gesellschaft haben frühere Generationen geleistet. Wir sollten uns daran erinnern, dass unser Land und unser Lebensstil dauerhaft nur wird überleben können, wenn wir uns alle wieder mehr auf das Gemeinwohl konzentrieren als ständig nur nach Leistungen zu rufen. Kita, Schule, Studium – all das ist inzwischen gebührenfrei. Wenn man mit der Ausbildung durch ist, kann man ruhig mal etwas zurückgeben.
@ Den Autor erreichen Sie unter rittner@infoautor.de