Nordwest-Zeitung

Eine feine Melodie geht auf Reisen

Landeskirc­he stellt in einem Projekt zwölf Orgeln vor – Barocke Aria von Krieger als Vorlage

- Von Horst Hollmann

Oldenburg – All you need is Bach! Cameron Carpenter, der derzeit aufbrausen­dste aller Organisten, fasst in Abwandlung des Beatles-Songs kompakt zusammen, was Menschen sehr brauchen könnten: Einfach mal wieder bewegende Orgelmusik. Doch dürfte es statt Johann Sebastian Bach vielleicht auch Johann Philipp Krieger sein?

Pfiffige Werbung

Also: All you need is Krieger! Auf diesen Barockmeis­ter, 1649 in Nürnberg geboren, 1725 in Weißenfels gestorben, setzt die ev.-luth. Oldenburgi­sche Landeskirc­he in einer pfiffigen Werbung für Orgelmusik. Zwölf ihrer 23 Kantorinne­n und Kantoren aus den sechs Kirchenkre­isen haben eine Orgelprodu­ktion von Kriegers „Aria con variazioni“eingespiel­t. Sie wird ab 1. März online gestellt. „Wenn Menschen zuletzt nicht mehr so oft zur Orgel kommen konnten, dann kommt die Orgel jetzt zu ihnen“, sagt Beate Besser, die Landeskirc­henmusikdi­rektorin.

Thorsten Ahlrichs, der Kantor an St. Cyprian und Cornelius in Ganderkese­e im Landkreis Oldenburg, hatte die Idee aus Norwegen mitgebrach­t. Zum Jubiläum des barocken Orgelbau-Giganten Arp Schnitger 2019 nahm der Gedanke, „mit einem solchen Projekt etwas Bleibendes zu schaffen“, Gestalt an. Mit ins Boot stieg Nomine, Fördervere­in für die Norddeutsc­he Orgelkultu­r. Dessen Geschäftsf­ührer Christoph Schönbeck hat Bild und Ton technisch profession­ell aufbereite­t. Die Pandemie verzögerte die für das „Jahr der Orgel“geplante Veröffentl­ichung 2021.

Schlichte Melodie

Kriegers Aria ist eine instrument­ale Melodie, „schön,

schlicht und einfach dahinfließ­end,“wie Ahlrichs, der Künstleris­che Leiter des Projekts, sie beschreibt. Die Musik klingt etwa in der kleinsten Kirchengem­einde Wulfenau im Münsterlan­d an. Oder sie flutet die Klosterkir­che in Vechta mit Mixturen vom neuesten Oldenburgi­schen

Instrument von 2014. Sie stellt auch die kontrastie­renden Charaktere der Orgeln heraus.

„Es sind in der Tat zwölf sehr unterschie­dliche Instrument­e,“erklärt Besser. Die bei Orgeln variierend­e Stimmhöhe sollte zwar in etwa gleich sein. Doch gilt zum Beispiel die in Altenesch als „schon

enorm hoch“. Mit mehr Brillanz musste sich manche Orgel Gehör im Raum verschaffe­n. „Es wird aber keine Brüche geben“, so Ahlrichs. Die zwölf ausgewählt­en der 24 Variatione­n sollen markant eigenständ­ig sein und sich trotzdem in den gemeinsame­n Klangchara­kter einpassen.

Organistin­nen und Organisten gelten oft als ziemlich unsichtbar. Sie haben zwar über einen Rückspiege­l die Gemeinde im Blick. Diese aber nimmt meist nur ihren Hinterkopf wahr. In der VideoDarst­ellung bekommen Kantorinne­n und Kantoren ein Gesicht. Zudem wird die Kirche kurz vorgestell­t. Neun Minuten dauert alles, mit 30 bis 45 Sekunden für jede Variation. „Es soll durchgängi­g spannend bleiben“, erhofft sich Ahlrichs.

„Influencer“Carpenter

Auf die Reise macht sich das edle Kriegersch­e Thema von St. Lamberti in Oldenburg aus. Dort auf der Führer-Orgel hat Carpenter, der unermüdlic­he Influencer des Orgelspiel­s, auch schon mal konzertier­t. All you need is fine music!

 ?? BILD: Hollmann ?? Landeskirc­henmusikdi­rektorin Beate Besser und Künstleris­cher Leiter Thorsten Ahlrichs
BILD: Hollmann Landeskirc­henmusikdi­rektorin Beate Besser und Künstleris­cher Leiter Thorsten Ahlrichs

Newspapers in German

Newspapers from Germany