Mehrheitsgruppe sägt Klinik-Manager ab
Überraschende Personalentscheidung um Geschäftsführer Frank Germeroth
Varel/Sande – Was läuft da für eine „Geheim-Operation“in den Friesland Kliniken um Krankenhaus-Manager Frank Germeroth? Nach Informationen unserer Zeitung trennen sich sehr kurzfristig die Wege des Geschäftsführers und des vom Landkreis Friesland getragenen Krankenhauses auf Initiative von Landrat Sven Ambrosy und der Mehrheitsgruppe im Kreistag.
Mitten in Neuausrichtung
Schon kommende Woche soll die Ära Germeroth als Geschäftsführer der Friesland Kliniken nach 17 Jahren enden. Wer oder was daraus weiter folgt – das ist derzeit unklar. Dass die Wege sich trennen, ist sicher – aber die Beteiligten
sich bislang in vielsagendes Schweigen. Auf Anfragen reagierten sie nicht.
Die Personalie kommt überraschend – und zur Unzeit, denn das Krankenhaus steckt mitten in einer strategischen Neuausrichtung. Nach den Beratungen zum neuen Niedersächsischen Krankenhausgesetz ist zu erwarten, dass die Krankenhausversorgung zunehmend ambulanter werden wird – mit bereits eingeleiteten umfangreichen strukturellen Neuorganisationen.
Hinzu kommt: Der 2015 beschlossene Fusionsprozess zwischen dem NordwestKrankenhaus Sanderbusch und dem St.-Johannes-Hospital in Varel ist noch nicht abgeschlossen. Er geriet in der Pandemie ins Stocken.
Zum Fusionsbeschluss da
Krankenhaus-Manager: Frank Germeroth ist seit 17 Jahren Geschäftsführer der Friesland Kliniken. mals im Kreistag gehörten Garantien für beide Standorte und für deren Beschäftigte sowie für den Erhalt der medizinischen Angebote. Richtige Umstrukturierungen zur Verbesserung der finanziellen Situation sind unter diesen politischen Vorgaben nur eingeschränkt möglich. Dennoch kreiden Landrat und Mehrheitsgruppe Germeroth offenbar Ideenlosigkeit im Umgang mit der schlechten Finanzsituation der Friesland Kliniken an. Wahr ist: Das Krankenhaus steht finanziell schlecht da. Aber es steht landesweit eben nicht allein schlecht da.
Vor mittlerweile genau einem Jahr ging ein Aufschrei durch die Krankenhauslandschaft in Niedersachsen, denn die Kliniken im Land müssen hohe Einnahmeausfälle verkraften und drohten in der Corona-Pandemie vom „Helfer zum Opfer zu werden“. Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft und der Niedersächsische Landkreistag warnten damals in einem Brandbrief vor der wirtschaftlich zunehmend bedrohlichen Lage der Krankenhäuser in Niedersachsen. Der Rettungshüllen schirm des Bundes funktioniere nicht, da er nicht einmal die Hälfte der Einnahmeausfälle kompensiere. Auch die Friesland Kliniken mit ihren Häusern in Sande und Varel machten da keine Ausnahme: „Wir können den Brief in vollem Umfang unterschreiben“, sagte Frank Germeroth seinerzeit.
Auf Weg der Besserung
Die Friesland Kliniken, die 2018 ein Defizit von 4,7 Millionen Euro zu verarzten hatten und dieses im Folgejahr auf 3,3 Millionen Euro abbauen konnten, waren längst auf einem guten Weg. Doch der Weg der Besserung war mit Beginn der Corona-Pandemie 2020 erst mal zu Ende. Die Kliniken blieben auf einem hohen Anteil an Mehrausgaben sitzen.