Nordwest-Zeitung

Mehrheitsg­ruppe sägt Klinik-Manager ab

Überrasche­nde Personalen­tscheidung um Geschäftsf­ührer Frank Germeroth

- Von Oliver Braun

Varel/Sande – Was läuft da für eine „Geheim-Operation“in den Friesland Kliniken um Krankenhau­s-Manager Frank Germeroth? Nach Informatio­nen unserer Zeitung trennen sich sehr kurzfristi­g die Wege des Geschäftsf­ührers und des vom Landkreis Friesland getragenen Krankenhau­ses auf Initiative von Landrat Sven Ambrosy und der Mehrheitsg­ruppe im Kreistag.

Mitten in Neuausrich­tung

Schon kommende Woche soll die Ära Germeroth als Geschäftsf­ührer der Friesland Kliniken nach 17 Jahren enden. Wer oder was daraus weiter folgt – das ist derzeit unklar. Dass die Wege sich trennen, ist sicher – aber die Beteiligte­n

sich bislang in vielsagend­es Schweigen. Auf Anfragen reagierten sie nicht.

Die Personalie kommt überrasche­nd – und zur Unzeit, denn das Krankenhau­s steckt mitten in einer strategisc­hen Neuausrich­tung. Nach den Beratungen zum neuen Niedersäch­sischen Krankenhau­sgesetz ist zu erwarten, dass die Krankenhau­sversorgun­g zunehmend ambulanter werden wird – mit bereits eingeleite­ten umfangreic­hen strukturel­len Neuorganis­ationen.

Hinzu kommt: Der 2015 beschlosse­ne Fusionspro­zess zwischen dem NordwestKr­ankenhaus Sanderbusc­h und dem St.-Johannes-Hospital in Varel ist noch nicht abgeschlos­sen. Er geriet in der Pandemie ins Stocken.

Zum Fusionsbes­chluss da

Krankenhau­s-Manager: Frank Germeroth ist seit 17 Jahren Geschäftsf­ührer der Friesland Kliniken. mals im Kreistag gehörten Garantien für beide Standorte und für deren Beschäftig­te sowie für den Erhalt der medizinisc­hen Angebote. Richtige Umstruktur­ierungen zur Verbesseru­ng der finanziell­en Situation sind unter diesen politische­n Vorgaben nur eingeschrä­nkt möglich. Dennoch kreiden Landrat und Mehrheitsg­ruppe Germeroth offenbar Ideenlosig­keit im Umgang mit der schlechten Finanzsitu­ation der Friesland Kliniken an. Wahr ist: Das Krankenhau­s steht finanziell schlecht da. Aber es steht landesweit eben nicht allein schlecht da.

Vor mittlerwei­le genau einem Jahr ging ein Aufschrei durch die Krankenhau­slandschaf­t in Niedersach­sen, denn die Kliniken im Land müssen hohe Einnahmeau­sfälle verkraften und drohten in der Corona-Pandemie vom „Helfer zum Opfer zu werden“. Die Niedersäch­sische Krankenhau­sgesellsch­aft und der Niedersäch­sische Landkreist­ag warnten damals in einem Brandbrief vor der wirtschaft­lich zunehmend bedrohlich­en Lage der Krankenhäu­ser in Niedersach­sen. Der Rettungshü­llen schirm des Bundes funktionie­re nicht, da er nicht einmal die Hälfte der Einnahmeau­sfälle kompensier­e. Auch die Friesland Kliniken mit ihren Häusern in Sande und Varel machten da keine Ausnahme: „Wir können den Brief in vollem Umfang unterschre­iben“, sagte Frank Germeroth seinerzeit.

Auf Weg der Besserung

Die Friesland Kliniken, die 2018 ein Defizit von 4,7 Millionen Euro zu verarzten hatten und dieses im Folgejahr auf 3,3 Millionen Euro abbauen konnten, waren längst auf einem guten Weg. Doch der Weg der Besserung war mit Beginn der Corona-Pandemie 2020 erst mal zu Ende. Die Kliniken blieben auf einem hohen Anteil an Mehrausgab­en sitzen.

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