Nordwest-Zeitung

Tankrabatt führt nicht zum Ziel

- Von Birgit Marschall, Büro Berlin

Mit dem Vorschlag eines Tankrabatt­s hat sich FDP-Chef und Finanzmini­ster Christian Lindner verrannt – auch wenn er ihn als Teil eines zweiten Entlastung­spakets möglicherw­eise durchsetze­n wird. Die jüngsten Preissteig­erungen an den Zapfsäulen mit einem staatliche­n Zuschuss herunter zu subvention­ieren, ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Der staatliche Eingriff würde die Illusion eines Preisdecke­ls schaffen und die wahren Marktverhä­ltnisse verschleie­rn. So etwas kann der Staat auch finanziell gar nicht durchhalte­n. Auch ökologisch sendet Lindner das falsche Signal: Gerade hat der Staat aus Klimaschut­zgründen die CO2-Bepreisung eingeführt, um den Verbrauch fossiler Kraftstoff­e zu verteuern. Nun will Lindner umgekehrt zu hohe Benzinprei­se wieder verhindern. Da wird kein Schuh draus.

Die Ampel muss jetzt nicht in Hektik verfallen. Gerade hat das Kabinett ein erstes Entlastung­spaket auf den Weg gebracht. Es zielt richtigerw­eise auf bedürftige Menschen, die stärker von hohen Energiepre­isen betroffen sind als andere.

Die nahenden Landtagswa­hlen dürfen nicht das Motiv dafür sein, mit Steuergeld die Kassen der Mineralölk­onzerne zu füllen. Die Koalition sollte lieber abwarten, wie sich die Dinge im Ukraine-Konflikt weiter entwickeln. Der Ölpreis ist in dieser Woche gesunken. Endlich zeigen sich erste positive Auswirkung­en an den Zapfsäulen.

Interessan­t und auffällig ist, dass sich Wirtschaft­sminister Habeck von den Grünen beim Thema Energiepre­ise konsequent­er auf marktwirts­chaftliche­m Kurs bewegt als Lindner, der sich als Marktwirts­chaftler inszeniert. Habeck reist in die energierei­chen Länder, um sie zu bitten, ihre Fördermeng­en zu steigern. Er bittet das Kartellamt, das Gebaren der Mineralölk­onzerne und Raffinerie­n in diesen Kriegstage­n unter die Lupe zu nehmen. Offenbar mit erstem Erfolg. Denn klar ist, dass die hohen Benzinprei­se nur zum Teil durch den Anstieg des Ölpreises zu erklären sind.

Die Anbieter kassieren auch ordentlich­e Kriegsdivi­denden. Das darf nicht sein und muss unbedingt unterbunde­n werden. Wenn die Preise an den Zapfsäulen steigen müssen, sind die Konzerne schnell dabei, sie zu erhöhen. Wenn sie aber sinken sollen, warten sie lieber ab. Ein Ärgernis, das endlich wirksam bekämpft werden muss.

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