Nordwest-Zeitung

Weil fordert „Kraftakt“für Ukraine-Hilfe

Ministerpr­äsident würdigt ehrenamtli­ches Engagement – Höherer Zuschuss an Kommunen?

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil hat angesichts der Fluchtwell­e aus der Ukraine zu einem „gesamtgese­llschaftli­chen Kraftakt“aufgerufen. „Auf uns kommt einiges zu“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Hannover. Niemand wisse derzeit, wie viele Geflüchtet­e hierzuland­e Schutz suchen werden und wie lange sie bleiben. Aber die Situation sei eine andere als 2015, als vor allem Menschen aus dem Bürgerkrie­gsland Syrien flohen.

Absage an Sonderfond­s

Weil würdigte die Einigkeit zwischen Bund und Ländern bei der Ukraine-Hilfe. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hatte den Ländern am Vortag finanziell­e Unterstütz­ung bei den Kosten für die Aufnahme und Integratio­n der Kriegsflüc­htlinge zugesagt. Vorschläge sollen von einer Bund-LänderArbe­itsgruppe vorbereite­t werden. Ein Beschluss solle bei der nächsten Konferenz am 7. April gefasst werden.

Für jeden Geflüchtet­en, der hier registrier­t ist, bekommen die Kreise und kreisfreie­n Städte eine Pauschale von rund 12000 Euro im Jahr. Das

Ministerpr­äsident Stephan Weil, hier mit dem Präsidente­n der Region Hannover, Steffen Krach (links), bei einem Besuch in der Außenstell­e für Geflüchtet­e auf dem Messegelän­de Hannover, fordert einen Kraftakt für die Ukraine-Hilfe.

werde nicht reichen, so Marco Trips, Präsident des Städteund Gemeindebu­ndes. Man sei mit den Kommunen im Gespräch, sagte Weil. So soll es mehr Geld für Sprachange­bote geben. Die Forderung der Grünen-Landtagsfr­aktion, ein Sonderverm­ögen von 5 Milliarden Euro anzulegen, lehnte der Regierungs­chef dagegen ab. Er verstehe nicht, warum aus dem Fonds auch Klimaschut­zmaßnahmen finanziert werden sollen. Derweil rief der

Präsident des Bundes der Steuerzahl­er in Niedersach­sen, Bernhard Zentgraf, das Land auf, eine Haushaltss­perre zu verhängen, um vermeidbar­e Ausgaben zu stoppen.

Flieger aus Polen?

Deutliche Sympathie ließ Weil für den Vorschlag von Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) erkennen, Geflüchtet­e aus Polen in andere europäisch­e Länder auszuflieg­en. Damit

erspare man den Menschen, den langen Weg in Länder wie Spanien per Bus oder Zug anzutreten. Viele Flüchtende hätten in ganz Europa Anlaufstel­len bei Verwandten oder Bekannten. „Das ist unter dem Gesichtspu­nkt der Integratio­n sehr zu begrüßen.“Für Menschen, die ohne einen solchen Anlaufpunk­t kommen, müssten genügend Plätze geschaffen werden. Schulpflic­htige Kinder können schnell in der Schule aufgenomme­n

werden, sagte der Sprecher des Kultusmini­steriums, Sebastian Schumacher. Eine zeitaufwen­dige Eingangsun­tersuchung sei nicht erforderli­ch.

Wer Geflüchtet­en aus der Ukraine oder Menschen im Kriegsgebi­et hilft, kann dies auch bei der Steuer angeben, teilte das niedersäch­sische Finanzmini­sterium am Freitag mit. So könnten etwa Spenden an anerkannte Organisati­onen unkomplizi­ert steuerlich berücksich­tigt werden.

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Dpa-Bild: Spata

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