Hermann – Wilhelmine – Louis
Wilhelmine Siefkes zwischen zwei Lebensgefährten
Hermann Tempel (1889-1944), Reichstagsabgeordneter der Weimarer Republik und Opfer des Nationalsozialismus.
Drei Kinder der Kaiserzeit aus Leer – Hermann Tempel (1889-1944), Wilhelmine Siefkes (1890-1984) und Louis Thelemann (1890-1953) wurden in Ditzum und Leer an der Ems geboren und sind noch im Geist und Umfeld der Wilhelminischen Kaiserzeit mit ihren gesellschaftlichen und moralischen Vorstellungen aufgewachsen. Sie hatten dann aber sehr unterschiedliche Lebensalter und -geschichten.
Der SPD-Politiker Hermann Tempel starb 1944 als Opfer von Nazi-Willkür (da war er 55 Jahre alt, Siefkes 54 Jahre), Louis Thelemann 1953 als geachteter SPD-Politiker in Leer
Wilhelmine Siefkes (1890-1984), niederdeutsche Schriftstellerin und Ehrenbürgerin der Stadt Leer. (da war Siefkes 63 Jahre alt, gleichaltrig mit Thelemann). Wilhelmine Siefkes starb in Leer 1984 als hochgeehrte Ikone der plattdeutschen Literatur und Ehrenbürgerin von Leer. Alle drei lebten die längste Zeit ihrer jeweiligen Leben in Leer/Ostfriesland, und alle drei waren zu ihren Lebzeiten eng miteinander befreundet.
Wilhelmine Siefkes hat also die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben um etwa 40 (Tempel) und 30 Jahre (Thelemann) überlebt. In ihrer auf hochdeutsch geschriebenen Autobiographie aus dem Jahre 1979 hat sie auch die gemeinsame Lebenszeit mit Hermann Tempel und Louis Thelemann ausführlich dargestellt und gewürdigt. Nach
Louis Thelemann (1890-1953), Mitglied des Niedersächsischen Landtages und Bürgermeister der Stadt Leer. heutigem Verständnis führten die drei nacheinander Lebensgemeinschaften.
Diese Zeiten waren für Wilhelmine Siefkes politisch und privat lebensentscheidend, abgesehen von ihrer späteren, bedeutenden Wirkung als zweisprachige Autorin in Platt und Hoch, als beide Männer schon verstorben waren. Die beiden Politiker Tempel und Thelemann haben, wie Siefkes, keine Familien gegründet.
Man kann das fast hundertjährige Leben von Wilhelmine Siefkes ziemlich genau auf drei Perioden verteilen: Das erste Drittel bis zum Alter von etwa 30 bis 40 Jahren umfasst ihre bürgerliche Jugend und Schulzeit in Leer, überschattet von dem frühen Tod ihres Vaters, wodurch sie beinahe in Armut gestürzt wurde. In dieser Zeit liegen auch schon die Wurzeln für ihr tiefes soziales Verständnis und Mitgefühl für Arbeiter und Bauern, welches sie später in ihrem berühmten Roman „Keerlke“literarisch verarbeitete.
In der Zeit als junge Lehrerin wurde sie dann nachhaltig politisch und auch menschlich geprägt durch den fast gleichaltrigen Lehrer und SPDPolitiker (später: Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik) Hermann Tempel,