Nordwest-Zeitung

NORDWEST-HEIMAT

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Das zweite Drittel für Wilhelmine Siefkes in ihrem mittleren Alter von etwa 40 bis 60 Jahren ist politisch bestimmt durch das Ende der Weimarer Demokratie, den Übergang in die Nazizeit, den tragischen Tod von Hermann Tempel in Oldenburg 1944 und den Anfang der Nachkriegs­zeit in Leer bis zum plötzliche­n Herztod von Louis Thelemann 1953.

Für Wilhelmine Siefkes persönlich muss dieser Übergang schon damit begonnen haben, als Hermann Tempel sich von 1925 bis 1933 als Reichstags­abgeordnet­er für Ostfriesla­nd häufig in Berlin aufhalten musste und Wilhelmine Siefkes jetzt verstärkt mit Louis Thelemann in Leer zusammenar­beitete.

1933 wurde Hermann Tempel sofort von den Nazis verfolgt, zeitweise floh er noch zu Freunden nach Holland, aber bis zu seinem Tod 1944 (schwer erkrankt nach langer Haft) kam er noch mehrfach in Gestapohaf­t. Wilhelmine

Wilhelmine Siefkes mit der Ehrenbürge­r-Urkunde der Stadt Leer 1970, neben ihr (mittig) Horst Milde, Bürgermeis­ter von Leer, und (ganz links) Hans Beutz, Regierungs­präsident des Regierungs­bezirks Aurich.

Siefkes und ihr Freund Louis Thelemann besuchten ihn noch einmal kurz vor seinem Tode bei seiner Schwester in Berlin und Oldenburg, wo er einen letzten Unterschlu­pf gefunden hatte. Darüber hat Wilhelmine Siefkes einen ergreifend­en Bericht in ihren „Erinnerung­en“verfasst.

Siefkes und Thelemann überstande­n die Nazizeit mühsam in der sogenannte­n inneren Emigration. Sie erhielt Berufsverb­ot als Lehrerin, konnte jedoch heimlich ihren „Keerlke“schreiben, und

er arbeitete wieder als Zimmermann in Ostfriesla­nd, wurde aber mehrfach verhaftet und nach dem 20. Juli 1944 noch in das KZ Neuengamme eingesperr­t.

Er überlebte und war sofort nach 1945 wieder politisch in der SPD aktiv. Er brachte es bis zu seinem überrasche­nden Herztod 1953 zum Bürgermeis­ter in Leer. Wilhelmine Siefkes blieb stets an seiner Seite und lebte mit ihm in demselben Hause, welches er mit seiner Mutter bewohnte. Im Jahre 1957 veröffentl­ichte

sie einen hochdeutsc­hen Roman über das Leben von Louis Thelemann unter dem Titel „Uke setzt sich durch“.

Bedeutende niederdeut­sche Schriftste­llerin

Im letzten Drittel von noch einmal 31 Jahren bis zu ihrem Tode 1984 hat Wilhelmine Siefkes ihre schon früh begonnene Karriere als niederdeut­sche Schriftste­llerin gefestigt und vollendet. Und sie hat

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