Nordwest-Zeitung

Saarland vor spannender Wahl

Machtwechs­el am kommenden Sonntag möglich

- Von Birgit Reichert

Die Saarschlei­fe, aufgenomme­n vom Aussichtsp­unkt „Cloef“, ist sicherlich das bekanntest­e Fotomotiv des Saarlands. Im kleinsten Flächenbun­desland Deutschlan­ds wird am 27. März ein neuer Landtag gewählt.

Saarbrücke­n – Am 27. März schaut Deutschlan­d ganz besonders aufs Saarland. Denn bei der ersten Landtagswa­hl nach der Bundestags­wahl 2021 könnte sich der Machtwechs­el wie im Bund wiederhole­n – und der Sieger nach langer Zeit wieder SPD heißen. Im Saarland wäre das erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnte­n der Fall, stellt doch die CDU dort seit 1999 den Ministerpr­äsidenten. „Es gibt eine reale Chance für einen Wechsel“, sagt der Trierer Politikwis­senschaftl­er Uwe Jun. „Das gibt der Wahl eine besondere Spannung.“

Rehlinger als Favoritin

Die SPD Saar mit ihrer Spitzenkan­didatin Anke Rehlinger (45) steht in Umfragen seit Längerem als Favoritin da. Dem Politbarom­eter zufolge liegen die Sozialdemo­kraten mit 39 Prozent in der Wählerguns­t deutlich vor der CDU von Regierungs­chef Tobias Hans (44) mit 30 Prozent. Und: 52 Prozent der Befragten wünschten sich Rehlinger als nächste Ministerpr­äsidentin.

Für Hans wären bei einer Direktwahl 31 Prozent. Das Saarland mit knapp einer Million Einwohnern wird seit 2012 von einer Großen Koalition unter Führung der CDU regiert.

Die Wahl ist aber mehr als eine Saarlandwa­hl. Sie gilt auch als erster großer Stimmungst­est für die rot-gelbgrüne Ampelregie­rung in Berlin. Und auch an der Saar könnte sich der Sprung wie im

Bund von der Großen Koalition zur Ampel wiederhole­n. Während Ministerpr­äsident Hans vor Rot/Gelb/Grün warnt und die Große Koalition fortsetzen will, hält sich VizeRegier­ungschefin Rehlinger bei dem Thema bedeckt.

Hans unter Druck

Hans, im März 2018 als Nachfolger von Annegret

Kramp-Karrenbaue­r ins Amt des CDU-Landeschef­s und des Ministerpr­äsidenten gekommen, kämpft erstmals als Spitzenkan­didat um seinen Regierungs­posten und stand zuletzt sichtbar unter Druck. Er versucht, mit Themen mit Gesprächsw­ert zu punkten: wie die Forderung nach einer Spritpreis­bremse, die er auch per Handy-Video von der Tankstelle ausspielte. Eine Corona-Infektion rund zehn Tage vor der Wahl bremste Hans allerdings bei Wahlkampft­erminen aus.

Vize-Regierungs­chefin Rehlinger bleibt trotz Umfragen vorsichtig. Sie freut sich über stabile gute Werte, geht aber von einem knappen Rennen aus. „Die entscheide­ndste aller Umfragen wird am 27. März sein, wenn die Wähler das Wort haben.“Als stellvertr­etende SPD-Bundesvors­itzende ist Rehlinger in Berlin bestens vernetzt. Und will es nach ihrer Niederlage vor fünf Jahren gegen Kramp-Karrenbaue­r nun schaffen. „Ich will Ministerpr­äsidentin werden.“Bei der Bundestags­wahl war die SPD an der Saar erstmals seit 16 Jahren wieder stärkste Kraft geworden.

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Dpa-BILD: Dietze
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