Warum es Ehrlichkeit braucht
Die Hilfsbereitschaft der Deutschen für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist ungemindert groß. Ohne die vielen Ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer, die Zeit, Unterkunft, Geld und Spenden für die Vertriebenen aus der Ukraine bereitstellen, wäre das Land bereits an seine Grenzen geraten.
Vieles hat sich verbessert im Hinblick auf 2015, doch die hohe Zahl der vor Putins Raketen geflüchteten Menschen erfordert ein Umdenken der bisherigen Konzepte.
Braucht es wirklich Willkommensklassen, in denen ukrainischen Kindern vor allem Deutsch beigebracht wird? Oder wäre es nicht sinnvoller, an Schulen einen geschützten Raum zu ermöglichen, in denen sich geflüchtete ukrainische Lehrer auch ohne Deutschkenntnisse mit Flüchtlingskindern treffen und Unterricht machen – und eventuell nur am gemeinsamen Sport- oder Musikunterricht teilhaben?
Die Idee, dass es in Europa, aber auch in Deutschland, keinen Verteilungsschlüssel braucht, war falsch. Natürlich macht es zunächst Sinn, dass Angehörige und Freunde Menschen aufnehmen können. Doch wie lange wird dieser Unterschlupf anhalten? Was, wenn diese Menschen in ein, zwei Monaten wieder auf der Straße stehen?
Ohne eine gerechte Verteilung geht es nicht. Das gilt für die EU wie für die Bundesrepublik, am Ende auch für die USA, Kanada und Japan. In Deutschland kann nicht Berlin jeden Tag 10 000 Menschen aufnehmen. Es geht um erste Hilfe und Versorgung von Kriegsopfern – das muss überall in Deutschland erfolgen.
Es braucht auch die klare Ansage der Politik, dass kein Land eine solche Herausforderung ohne Veränderungen wird stemmen können. In Berlin bleiben bereits jetzt Vorgänge aus der Grundsicherung oder der sozialen Wohnhilfe liegen. Um den sozialen Frieden zu bewahren, wird es nicht ohne Ehrlichkeit gehen. @ Die Autorin erreichen Sie unter forum@infoautor.de