Nordwest-Zeitung

Auf dem Weg zu Putin-freiem Gas

Habeck als „Türöffner“in Katar – Langfristi­ge Energiepar­tnerschaft geplant

- Von Andreas Hoenig

Zahl der Erbschafte­n oder Schenkunge­n von mehr als zehn Millionen Euro, die die Steuerbehö­rden 2020 in Deutschlan­d registrier­t haben. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage des Linken-Politikers Dietmar Bartsch hervor.

Doha – Es ist ein Schritt auf dem langen Weg zu „Putinfreie­m“Gas. Robert Habeck kommt gerade von einem Treffen mit dem Emir von Katar – das seine Erwartunge­n offensicht­lich übertroffe­n hat. Es sei „großartige­rweise“fest vereinbart worden, eine langfristi­ge Energiepar­tnerschaft einzugehen, sagte der Bundeswirt­schaftsmin­ister am Sonntag in der katarische­n Hauptstadt Doha. Die Firmen, die ihn nach Katar begleitet haben, würden nun mit der katarische­n Seite tief in Vertragsve­rhandlunge­n einsteigen.

Botschaft an Putin

Und der Grünen-Politiker schickte noch eine Botschaft an den russischen Kriegsherr­n Wladimir Putin hinterher: „Wenn wir vielleicht auch in

Minister Robert Habeck (links) im Gespräch mit Saad Scharida al-Kaabi, Energiemin­ister von Katar

diesem Jahr noch russisches Gas brauchen werden: In der Zukunft nicht mehr. Und das fängt ja jetzt erst an. Also wer Ohren hat, der höre.“

Der russische Angriffskr­ieg auf die Ukraine hat eine Zeitenwend­e in der deutschen Energiepol­itik ausgelöst. Bisher liegt der Anteil russischer Importe an fossilen Gasimporte­n nach Deutschlan­d bei

rund 55 Prozent. Deswegen hat Habeck ein Embargo russischer Lieferunge­n vehement abgelehnt und vor schweren Schäden für die deutsche Wirtschaft gewarnt.

Der Ausweg soll nun sein: die Lieferstru­ktur diversifiz­ieren, also auf eine breitere Basis stellen. „Der Weg besteht aus ganz vielen Meilenstei­nen“, sagte Habeck. Deswegen war der Minister schon in Norwegen, hat Gespräche mit Kanada geführt – und ist nun nach Katar gereist. Denn das Emirat ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssigerd­gas (LNG). Katar liefert bisher vor allem nach Asien, will seine Kapazitäte­n aber stark ausweiten.

Habeck sieht sich als „Türöffner“für die deutsche Wirtschaft – und sein Programm in Doha kann sich sehen lassen. Er traf sich neben dem Emir mit dem Wirtschaft­s-, dem Außen- und dem Energiemin­ister. Als Zeichen der Wertschätz­ung wird das in der deutschen Delegation bewertet – in der viele hochrangig­e Manager vertreten sind.

Ziele kurz- und langfristi­g

Katar ist ein Baustein in Habecks Strategie – die kurzfristi­ge, mittelfris­tige und langfristi­ge Ziele umfasst. Kurzfristi­g sollen LNG-Lieferunge­n auch aus Katar dabei helfen, für den kommenden Winter die Gasversorg­ung zu sichern. Bisher sei dies nicht der Fall, so Habeck. Mittelfris­tig soll auch LNG-Gas aus Katar an geplanten deutschen LNG-Terminals etwa in Wilhelmsha­ven und Brunsbütte­l anlanden – dazu braucht es Liefervert­räge.

Langfristi­g aber, und das ist das größte Ziel, will Deutschlan­d komplett raus aus fossilen Energien. Bis 2045 soll die Klimaneutr­alität erreicht werden. Hier kommen auch die Vereinigte­n Arabischen Emirate ins Spiel, dort will Habeck an diesem Montag Gespräche führen. Es geht um grünen Wasserstof­f, der ohne CO2Emissio­nen auf Basis erneuerbar­er Energien hergestell­t wird und die Dekarbonis­ierung etwa in der Stahlindus­trie ermögliche­n soll.

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Dpa-BILD: von Jutrczenka

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