Auf dem Weg zu Putin-freiem Gas
Habeck als „Türöffner“in Katar – Langfristige Energiepartnerschaft geplant
Zahl der Erbschaften oder Schenkungen von mehr als zehn Millionen Euro, die die Steuerbehörden 2020 in Deutschland registriert haben. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Politikers Dietmar Bartsch hervor.
Doha – Es ist ein Schritt auf dem langen Weg zu „Putinfreiem“Gas. Robert Habeck kommt gerade von einem Treffen mit dem Emir von Katar – das seine Erwartungen offensichtlich übertroffen hat. Es sei „großartigerweise“fest vereinbart worden, eine langfristige Energiepartnerschaft einzugehen, sagte der Bundeswirtschaftsminister am Sonntag in der katarischen Hauptstadt Doha. Die Firmen, die ihn nach Katar begleitet haben, würden nun mit der katarischen Seite tief in Vertragsverhandlungen einsteigen.
Botschaft an Putin
Und der Grünen-Politiker schickte noch eine Botschaft an den russischen Kriegsherrn Wladimir Putin hinterher: „Wenn wir vielleicht auch in
Minister Robert Habeck (links) im Gespräch mit Saad Scharida al-Kaabi, Energieminister von Katar
diesem Jahr noch russisches Gas brauchen werden: In der Zukunft nicht mehr. Und das fängt ja jetzt erst an. Also wer Ohren hat, der höre.“
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine Zeitenwende in der deutschen Energiepolitik ausgelöst. Bisher liegt der Anteil russischer Importe an fossilen Gasimporten nach Deutschland bei
rund 55 Prozent. Deswegen hat Habeck ein Embargo russischer Lieferungen vehement abgelehnt und vor schweren Schäden für die deutsche Wirtschaft gewarnt.
Der Ausweg soll nun sein: die Lieferstruktur diversifizieren, also auf eine breitere Basis stellen. „Der Weg besteht aus ganz vielen Meilensteinen“, sagte Habeck. Deswegen war der Minister schon in Norwegen, hat Gespräche mit Kanada geführt – und ist nun nach Katar gereist. Denn das Emirat ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssigerdgas (LNG). Katar liefert bisher vor allem nach Asien, will seine Kapazitäten aber stark ausweiten.
Habeck sieht sich als „Türöffner“für die deutsche Wirtschaft – und sein Programm in Doha kann sich sehen lassen. Er traf sich neben dem Emir mit dem Wirtschafts-, dem Außen- und dem Energieminister. Als Zeichen der Wertschätzung wird das in der deutschen Delegation bewertet – in der viele hochrangige Manager vertreten sind.
Ziele kurz- und langfristig
Katar ist ein Baustein in Habecks Strategie – die kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele umfasst. Kurzfristig sollen LNG-Lieferungen auch aus Katar dabei helfen, für den kommenden Winter die Gasversorgung zu sichern. Bisher sei dies nicht der Fall, so Habeck. Mittelfristig soll auch LNG-Gas aus Katar an geplanten deutschen LNG-Terminals etwa in Wilhelmshaven und Brunsbüttel anlanden – dazu braucht es Lieferverträge.
Langfristig aber, und das ist das größte Ziel, will Deutschland komplett raus aus fossilen Energien. Bis 2045 soll die Klimaneutralität erreicht werden. Hier kommen auch die Vereinigten Arabischen Emirate ins Spiel, dort will Habeck an diesem Montag Gespräche führen. Es geht um grünen Wasserstoff, der ohne CO2Emissionen auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird und die Dekarbonisierung etwa in der Stahlindustrie ermöglichen soll.