Nordwest-Zeitung

Hommage an einen großen Orgelkompo­nisten

Tobias Götting spielt César Franck zu dessen 200. Geburtstag

- Von Volkmar Stickan

Oldenburg – Er gilt als einer der wohl größten Orgelkompo­nisten Frankreich­s, der am 10. Dezember18­22 in Lüttich geborene César Franck. Und sein in diesem Jahr stattfinde­nde 200. Geburtstag ist ein schöner Anlass, sich einmal mit diesem Komponiste­n, seinem Orgelwerk und seiner Zeit zu beschäftig­en.

César Frank, der auch als Schöpfer von sinfonisch­en Werken, Opern und Kammermusi­ken bedeutend war, hat vor allem mit seinen Orgelwerke­n eine Entwicklun­g losgetrete­n, die mit den Namen orgelspiel­ender Komponiste­n wie Widor, Dupré oder Messiaen verbunden ist. Er gilt somit als ein Wegbereite­r der großen französisc­hen Orgeltradi­tion.

Der für sein Faible für französisc­he Musik bekannte Organist Tobias Götting führte jetzt in der Lambertiki­rche einen ersten Teil der Orgelwerke von César Franck auf. Zusätzlich gab er Erläuterun­gen zu der Zeit der Entstehung der Werke. Paris, Ende des vorletzten Jahrhunder­ts.

Klar und gut durchhörba­r

Die große Trocadéro-Orgel, an der wöchentlic­h Orgelkonze­rte mit allen damals namhaften Pariser Organisten stattfande­n: Hier hat César Franck auch seine kurz zuvor vollendete­n Trois Piéces 1878 uraufgefüh­rt. Und das nach Aussage des damals anwesenden Charles-Marie Widor äußerst mangelhaft und schlecht geübt. Seine kurze „Cantabile“-Kompositio­n fand

Tobias Götting spielt am mobilen Spieltisch und erläutert Werk und Schöpfer.

in einer zeitgenöss­ischen Kritik eher Anklang, weil sie in der unglücklic­hen TrocadéroA­kustik so klar und gut durchhörba­r war.

Die Orgelkompo­sitionen von César Franck wirken eher

frei-improvisie­rend und fordern ein sehr einfühlsam­es und emotionale­s Spiel. Das gilt ganz besonders für seine „Fantaisie A-Dur“, mit dem so hoffnungsf­rohen Beginn, den aufwühlend­en bis hin zu schreiende­n Momenten und dem schmerzvol­len, traurigen und sehnsuchts­vollen Ende. Ein sehr breites und sehr subjektive­s Emotionssp­ektrum, das von Tobias Götting ergreifend und anrührend umgesetzt wurde. Die Gestaltung dieser großen Gefühlspal­ette war bei ihm in besten Händen – und Füßen.

Schön weit ausgespiel­t

Nach den schön weit ausgespiel­ten Melodiebög­en des verträumte­n „Cantabile“dann zum Schluss „Piéce héroique“. Ein eher objektives Statement, voller Selbstbewu­sstsein und durchdrung­en vom damals aufbrechen­den neuen musikalisc­hen Nationalst­olz mit einer entspreche­nden Haltung und einem großen und pompösen Ende.

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BILD: Torsten von Reeken

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