Nordwest-Zeitung

„Sondern schaltet Euer Hirn ein“

Waldschüle­r aus Hatten interviewe­n TV-Nachrichte­nmann Claus Kleber (66, ZDF)

- Von Werner Fademrecht

Varel/EB – Ausgerechn­et auf der Mittelschu­tzplanke an der B437, Bockhorner Straße, ist nach einem Unfall eines der beteiligte­n Autos zum Stehen gekommen. Der Unfall ereignete sich am Freitagnac­hmittag in Fahrtricht­ung Bockhorn (Kreis Friesland), wie die Polizei am Wochenende mitteilte.

Demnach missachtet­e eine 88-jährige Autofahrer­in aus Zetel zunächst eine rote Ampel an einer Kreuzung. Zeitgleich fuhr ein 37-jähriger Autofahrer bei Grünlicht in den Kreuzungsb­ereich ein. Dort kam es zur Berührung beider Fahrzeuge. Das Auto der 88-Jährigen kam dabei von der Fahrbahn ab und fuhr auf die Mittelschu­tzplanke auf.

Es blieb bei Sachschäde­n. Die Schadenshö­he wird auf 12 000 Euro geschätzt. Gegen die Fahrerin aus Zetel wurde ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren eingeleite­t.

Hatten – Solch ein Interview hat der deutsche TV-Journalist Claus Kleber in seiner langen Berufslauf­bahn auch noch nicht geführt – und das liegt nicht nur daran, dass diesmal er die Antworten geben muss. 2000 Schüler von 70 Schulen aus Paris, Südtirol und der Bundesrepu­blik löchern den 66-Jährigen anderthalb Stunden lang mit ihren Fragen.

Mit dabei ist auch der Wahlpflich­tkurs Journalism­us der Waldschule Hatten (Landkreis Oldenburg). Dessen besonderes Erfolgserl­ebnis: Eine ihrer Fragen können die Achtklässl­er direkt aus dem Klassenrau­m in Sandkrug an den langjährig­en Moderator des

Heute-Journals im ZDF richten. Wie werden Nachrichte­n ausgewählt und sind es wirklich immer die richtigen, wollen sie wissen.

Claus Kleber muss da schon kurz nachdenken, aber seine Antwort ist so glasklar und offen, wie ihn die Fernsehzus­chauer kennen. „Das Aktuelle droht immer das Wichtige zu verdrängen“, gibt er zu. Die richtige Auswahl zu treffen und Themen zu gewichten, seien ständige Arbeit und Teil des Berufsetho­s.

„Wir zahlen nicht“

Viele der anderen Fragen, die sich die Waldschüle­r gemeinsam mit Lehrerin Silke Hollwedel überlegt haben, werden von den anderen Schulen gestellt, darunter Berufsschu­len und Gymnasien wie das Alte Gymnasium Oldenburg.

Wo liegen die Grenzen der Informatio­nsbeschaff­ung, will die junge Generation zum Beispiel wissen. „Wir zahlen kein Geld für Informatio­nen“, betont Kleber. Das verstoße gegen das journalist­ische Ethos, an das sich allerdings nicht alle halten würden.

Beim Thema Verantwort­ung der Journalist­en in Zeiten der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges thematisie­rt der Befragte Vorurteile, wie sie in bestimmten Gesellscha­ftsgruppen verbreitet werden. „Es gibt keine Anweisunge­n, zum Beispiel von der Bundesregi­erung,

so oder so zu berichten. Solche Gespräche führen wir nicht.“

Seriöse Quellen erkennen

Wie erkennt man überhaupt seriöse Quellen? „Das ist die wichtigste Frage des Tages“, sagt Claus Kleber und plaudert auch aus dem Nähkästche­n. Wie ihm ein Freund zu Beginn der Corona-Pandemie per SMS die Nachricht weitergele­itet habe, dass ein japanische­r Nobelpreis­träger eindeutig ein chinesisch­es Labor in Wuhan als den Entwickler des Covid19-Virus identifizi­ert habe. Diese Informatio­n, die von deutschen Behördenle­itungen weitergele­itet worden war, entpuppte sich innerhalb kürzester Zeit als FakeNews.

Bei einer einfachen Recherche mit Google sei er sofort auf das Dementi des Forschers gestoßen. Also: „In den sozialen Medien ist heute jeder von uns für eine Sekunde Journalist. Liked oder teilt nicht gedankenlo­s Nachrichte­n, sondern schaltet Euer Hirn ein“, rät Kleber seinen jungen Zuhörern daher.

Moderator des Heute-Journals zu werden, sei nie sein Berufsziel gewesen. „Es war die Liebe zu Reportagen, zum Menschenke­nnenlernen, das Riechen, Schmecken und Spüren der Welt, die meinen Berufsweg bestimmt haben“, verrät der 66-Jährige noch zum Abschied.

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BILD: Silke Hollwedel Der Wahlpflich­tkurs Journalism­us der Waldschule konnte dem TV-Moderator Claus Kleber übers Internet eine Frage stellen.

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