Wo Regeln nicht gelten
Die Tat von Bochum macht fassungslos. Einem Menschen einen vollen Getränkebecher an den Kopf zu werfen, hat im normalen Leben eine Anzeige wegen Körperverletzung zur Folge. Und auch der Versuch kann schon strafbar sein.
Im Fußball ist das – leider – etwas anders. Denn oftmals haben sich Stadien als rechtsfreie Räume entpuppt. Dass Spieler bei der Ausführung von Einwürfen oder Eckbällen vor der gegnerischen Fankurve in einem Regen von Gegenständen stehen, bleibt meist ungeahndet. Dass der gegnerische Torhüter bei einem Abstoß mit unflätigen Ausdrücken bedacht wird, ebenso.
Man stelle sich vor, ein Passant stellt sich in einer Fußgängerzone vor einen anderen Passanten und brüllt ihm über eine halbe Stunde hinweg diese Ausdrücke immer wieder ins Gesicht. Die Folge wäre vermutlich eine Anzeige. Die gleiche Reaktion gäbe es wohl, wenn dieser Passant einen Gegenstand in Richtung des anderen werfen würde, im Extremfall sogar einen brennenden. All das kommt leider immer wieder in Stadien vor und findet immer wieder Nachahmer. Ist das gut? Ist das die vielbeschworene besondere Stimmung? Nein, es ist tieftraurig.
Die Argumente „so ist das eben beim Fußball“, „war doch nicht so schlimm“und „das müssen die abkönnen“ziehen da nicht mehr. Das, was im normalen Leben zu Begegnungen mit der Justiz führt, muss auch im Fußballstadion sanktioniert werden. Der Vorwand, die anderen hätten das ja auch gemacht und irgendwie sei das ja auch nicht böse gemeint, darf nicht gelten. Denn wieso sollte sich innerhalb unserer Gesellschaft ein Subsystem bilden, in dem die sonst üblichen Regeln plötzlich nicht mehr gelten?
Sehr, sehr viele Fans sehen das bereits so und helfen mit, Übeltäter zu identifizieren. Das hat nichts mit Petzen und Verpfeifen zu tun, sondern mit der Aufklärung von Straftaten.
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