Krise um Pius-Hospital: Lösung doch noch möglich?
Intensive Gespräche hinter den Kulissen – Mitarbeiterversammlung abgesagt
Oldenburg – In der Krise um die Entmachtung der PiusSpitze durch Weihbischof Wilfried Theising zeichnet sich Bewegung ab. Hinter den Kulissen laufen offenbar Sondierungen, ob der schwere Konflikt doch noch zumindest entschärft werden könnte. Weitere öffentliche Verlautbarungen sollen solange zurückgestellt werden.
So wurde am Montag bekannt, dass die für diesen Dienstag geplante Mitarbeiterversammlung mit dem Weihbischof deshalb zunächst nicht stattfinden soll. Auch ein für Dienstag geplantes Gespräch zwischen dem neuen Verwaltungsrat und den Unterzeichnern eines offenen Briefs aus dem Pius gegen die Entscheidungen des Offizialats wurde verschoben, wie unsere Redaktion erfuhr.
Am 2. März hatte das Offizialat die vier Mitglieder des Pius-Verwaltungsrats mit sofortiger Wirkung abberufen. Zudem wurde ein zweiter Geschäftsführer eingestellt, der Weisungen eines neuen Verwaltungsrats umsetzen soll.
Hintergrund des Konflikts ist eine geplante Fusion des Pius mit dem Evangelischen Krankenhaus Oldenburg. Beide Seiten erhoffen sich davon eine Stärkung im zunehmend schwierigeren medizinischen und wirtschaftlichen Umfeld.
Das Offizialat hatte erklärt, eine solche Fusion widerspreche dem Stifterwillen. Zudem sei aufgrund der guten Lage des Pius eine Fusion nicht zwingend notwendig.
Ein Gutachten, das die Stiftung Pius-Hospital vergeben hat, stärkt die Position der Fusionsbefürworter. Der Betrieb eines gemeinsamen Krankenhauses sei im Einklang mit den Statuten der Stiftung, heißt es in einem Entwurf, der dieser Redaktion vorliegt. Es bestünden weder rechtliche noch sachliche Aspekte, um eine Fusion aus stiftungsrechtlichen Gründen zu verwehren, schreibt der renommierte Fachmann für Stiftungsrecht, Prof. Martin Schulte aus Dresden.
Am Sonntag wurde ein Brief des abgesetzten Verwaltungsrates an die Pius-Beschäftigten bekannt. Darin äußern die Mitglieder grundsätzlich Bereitschaft, ihre Ämter wieder aufzunehmen. Gleichzeitig bieten sie an, die Verantwortung für das Pius unter bestimmten Umständen in jüngere Hände abzugeben.
Wie ein Orkan hat die Entmachtung von Geschäftsführung und Aufsichtsgremium das Pius-Hospital durchgeschüttelt. Auf offene Empörung stößt das handstreichartige Vorgehen des Offizialats unter Weihbischof Wilfried Theising – Wasser auf die Mühlen aller, die der katholischen Kirche generell und schon immer Machtmissbrauch vorwerfen.
Die Position des Weihbischofs ist rechtlich kaum haltbar. Das Gutachten zum Stiftungsrecht könnte es nicht klarer formulieren: Eine Fusion steht mit der Pius-Satzung im Einklang. Selbst wenn der Entwurf bearbeitet wird – das Gutachten schlägt dem Weihbischof die Argumente aus der Hand.
Was tun? In beeindruckender Einmütigkeit hat sich das ganze Pius-Hospital gegen den Weihbischof gestellt. Dem ungerufenen zweiten Geschäftsführer wurde unverhohlen die Tür gezeigt. Dass das Haus unter der oktroyierten Führung zur Normalität zurückkehren könnte, ist unvorstellbar.
Die jüngsten Signale lassen hoffen, dass die Tür zu Gesprächen nicht zugeschlagen ist. Anders als dass beide Seiten aufeinander zugehen und sich den Scherbenhaufen anschauen, geht es nicht. Sollte wieder eine zivilisierte Gesprächsebene bestehen, heißt die Frage: Was braucht das Pius für eine gute Entwicklung? Da geht es um medizinische und wirtschaftliche Aspekte. Und da ist die Frage nach der katholischen Trägerschaft, auf die der Weihbischof so wert liegt. Der Begriff „katholisch“wird allgemein eingeengt für eine Konfession in Abgrenzung zu anderen Konfessionen verwendet. Das Wort kommt allerdings vom griechischen katholikós. Das heißt „das Ganze betreffend“, „allgemein gültig“. Keinen eingeengten, sondern diesen weiten Horizont hat das Pius verdient.
@ Den Autor erreichen Sie unter Kiefer@infoautor.de