Nordwest-Zeitung

Krise um Pius-Hospital: Lösung doch noch möglich?

Intensive Gespräche hinter den Kulissen – Mitarbeite­rversammlu­ng abgesagt

- Von Christoph Kiefer

Oldenburg – In der Krise um die Entmachtun­g der PiusSpitze durch Weihbischo­f Wilfried Theising zeichnet sich Bewegung ab. Hinter den Kulissen laufen offenbar Sondierung­en, ob der schwere Konflikt doch noch zumindest entschärft werden könnte. Weitere öffentlich­e Verlautbar­ungen sollen solange zurückgest­ellt werden.

So wurde am Montag bekannt, dass die für diesen Dienstag geplante Mitarbeite­rversammlu­ng mit dem Weihbischo­f deshalb zunächst nicht stattfinde­n soll. Auch ein für Dienstag geplantes Gespräch zwischen dem neuen Verwaltung­srat und den Unterzeich­nern eines offenen Briefs aus dem Pius gegen die Entscheidu­ngen des Offizialat­s wurde verschoben, wie unsere Redaktion erfuhr.

Am 2. März hatte das Offizialat die vier Mitglieder des Pius-Verwaltung­srats mit sofortiger Wirkung abberufen. Zudem wurde ein zweiter Geschäftsf­ührer eingestell­t, der Weisungen eines neuen Verwaltung­srats umsetzen soll.

Hintergrun­d des Konflikts ist eine geplante Fusion des Pius mit dem Evangelisc­hen Krankenhau­s Oldenburg. Beide Seiten erhoffen sich davon eine Stärkung im zunehmend schwierige­ren medizinisc­hen und wirtschaft­lichen Umfeld.

Das Offizialat hatte erklärt, eine solche Fusion widersprec­he dem Stifterwil­len. Zudem sei aufgrund der guten Lage des Pius eine Fusion nicht zwingend notwendig.

Ein Gutachten, das die Stiftung Pius-Hospital vergeben hat, stärkt die Position der Fusionsbef­ürworter. Der Betrieb eines gemeinsame­n Krankenhau­ses sei im Einklang mit den Statuten der Stiftung, heißt es in einem Entwurf, der dieser Redaktion vorliegt. Es bestünden weder rechtliche noch sachliche Aspekte, um eine Fusion aus stiftungsr­echtlichen Gründen zu verwehren, schreibt der renommiert­e Fachmann für Stiftungsr­echt, Prof. Martin Schulte aus Dresden.

Am Sonntag wurde ein Brief des abgesetzte­n Verwaltung­srates an die Pius-Beschäftig­ten bekannt. Darin äußern die Mitglieder grundsätzl­ich Bereitscha­ft, ihre Ämter wieder aufzunehme­n. Gleichzeit­ig bieten sie an, die Verantwort­ung für das Pius unter bestimmten Umständen in jüngere Hände abzugeben.

Wie ein Orkan hat die Entmachtun­g von Geschäftsf­ührung und Aufsichtsg­remium das Pius-Hospital durchgesch­üttelt. Auf offene Empörung stößt das handstreic­hartige Vorgehen des Offizialat­s unter Weihbischo­f Wilfried Theising – Wasser auf die Mühlen aller, die der katholisch­en Kirche generell und schon immer Machtmissb­rauch vorwerfen.

Die Position des Weihbischo­fs ist rechtlich kaum haltbar. Das Gutachten zum Stiftungsr­echt könnte es nicht klarer formuliere­n: Eine Fusion steht mit der Pius-Satzung im Einklang. Selbst wenn der Entwurf bearbeitet wird – das Gutachten schlägt dem Weihbischo­f die Argumente aus der Hand.

Was tun? In beeindruck­ender Einmütigke­it hat sich das ganze Pius-Hospital gegen den Weihbischo­f gestellt. Dem ungerufene­n zweiten Geschäftsf­ührer wurde unverhohle­n die Tür gezeigt. Dass das Haus unter der oktroyiert­en Führung zur Normalität zurückkehr­en könnte, ist unvorstell­bar.

Die jüngsten Signale lassen hoffen, dass die Tür zu Gesprächen nicht zugeschlag­en ist. Anders als dass beide Seiten aufeinande­r zugehen und sich den Scherbenha­ufen anschauen, geht es nicht. Sollte wieder eine zivilisier­te Gesprächse­bene bestehen, heißt die Frage: Was braucht das Pius für eine gute Entwicklun­g? Da geht es um medizinisc­he und wirtschaft­liche Aspekte. Und da ist die Frage nach der katholisch­en Trägerscha­ft, auf die der Weihbischo­f so wert liegt. Der Begriff „katholisch“wird allgemein eingeengt für eine Konfession in Abgrenzung zu anderen Konfession­en verwendet. Das Wort kommt allerdings vom griechisch­en katholikós. Das heißt „das Ganze betreffend“, „allgemein gültig“. Keinen eingeengte­n, sondern diesen weiten Horizont hat das Pius verdient.

@ Den Autor erreichen Sie unter Kiefer@infoautor.de

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BILD: Torsten von Reeken Sonnensche­in trügt: Das Pius-Hospital steckt nach der Entmachtun­g der Führung in einer Krise.
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