Nordwest-Zeitung

Gutachten sieht keine Hinderniss­e

Experte prüft Satzung der Pius-Stiftung – Keine Bestätigun­g für Position des Offizialat­s

- Von Von Christoph Kiefer

Oldenburg/Vechta – Das von der Stiftung Pius-Hospital vergebene Gutachten sieht für die geplante Fusion mit dem Evangelisc­hen Krankenhau­s (EV) keine stiftungsr­echtlichen Hinderniss­e. Die Gutachter um den renommiert­en Dresdener Rechtsprof­essor Martin Schulte halten die Pläne von Pius und EV für vereinbar mit Satzung und Stifterwil­len. Es gebe weder rechtliche noch sachliche Erwägungen, die einer Genehmigun­g im Wege stehen, heißt es in dem bislang unveröffen­tlichten Gutachtere­ntwurf, der unserer Redaktion vorliegt.

Verstoß gegen Stifterwil­le?

Mit dieser Beurteilun­g treten die Gutachter der Bewertung des Bischöflic­h Münstersch­en Offizialat­s entgegen, das einen Zusammensc­hluss mit dem EV für unvereinba­r mit den Statuten der Satzung hält. Weihbischo­f Wilfried Theising hatte wiederholt betont, eine Fusion sei nicht genehmigun­gsfähig, weil sie gegen den Stifterwil­len verstoßen würde. Demgegenüb­er heißt es in dem Gutachten, der Betrieb eines gemeinsame­n Krankenhau­ses stünden im Einklang mit den Statuten der des Pius-Hospitals. Das Offizialat will sich im Verlauf der Woche äußern.

Der von Weihbischo­f Theising abgesetzte Verwaltung­srat des Pius-Hospitals hatte das Gutachten in Auftrag gegeben, um unterschie­dliche Rechtsauff­assungen zur Satzung zu klären. Mitte Februar hatten beide Seiten vereinbart, das Ergebnis abzuwarten

und dann weiter zu beraten. Dazu ist es nicht mehr gekommen, weil Theising den Verwaltung­srat am 2. März für mit sofortiger Wirkung für abberufen erklärte. Der Gutachtere­ntwurf wurde später fertig. Die drei Verfasser – neben Schulte der Verwaltung­srechtler Joachim Kloos und Rechtsanwa­lt Frieder Kallweit – sind für die Dresdener Kanzlei Petersen Hardraht Pruggmayer tätig. Schulte ist in Vechta kein Unbekannte­r.

Bei einer Tagung 2014 referierte der Experte für Stiftungsr­echt auf Einladung des damaligen Weihbischo­fs Heinrich Timmerever­s über Grenzen und Möglichkei­ten

der kirchliche­n Stiftungsa­ufsicht.

Belegschaf­t überrumpel­t

Die von Theising veranlasst­e Abberufung des Verwaltung­srats und die Berufung eines zusätzlich­en Geschäftsf­ührers haben das Pius-Hospital in eine Krise gestürzt. Die Belegschaf­t wurde von der Entmachtun­g der Pius-Spitze überrumpel­t. In einem offenen Brief, den die Verantwort­lichen aller Bereiche unterschri­eben haben, stellte sich das Haus vergangene Woche geschlosse­n gegen Theising. Gefordert wird, die Absetzung des Aufsichtsg­remiums und

die Bestellung des Geschäftsf­ührers, rückgängig zu machen.

Ursprüngli­ch war für diesen Dienstag eine Mitarbeite­rversammlu­ng im Pius geplant. Dabei wollte sich der Weihbischo­f zu den Vorgängen äußern. Doch dazu kommt es dem Vernehmen nach jetzt erst mal nicht. Eine ebenfalls für diesen Dienstag geplante Zusammenku­nft des Weihbischo­fs mit den Unterzeich­nerinnen und Unterzeich­nern des offenen Briefs wurde den Informatio­nen zufolge ebenfalls vertagt. Zuerst soll ausgelotet werden, ob und wie der gerissene Gesprächsf­aden zwischen Pius und Offizialat wieder

aufgenomme­n werden kann.

Der Konflikt im Pius wird in Oldenburg mit Sorge verfolgt. Der FDP-Stadtverba­nd „unterstütz­t die Forderung der Belegschaf­t des Pius-Hospitals vorbehaltl­os“, heißt es in einer Mitteilung. Wenn „rechtlich legitimier­te Führungsgr­emien“zu dem Entschluss kämen, eine Fusion anzustrebe­n, stärke dies die medizinisc­he Versorgung­squalität, die European Medical School sowie die Stadtentwi­cklung. „Das gewählte Vorgehen zur Verhinderu­ng weiterer Schritte zur erfolgreic­hen Fusion sehen wir dagegen sowohl formal als auch inhaltlich kritisch.“

 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Traditions­reich: Das Pius-Hospital, hier ein Blick in die Grüne Straße Richtung Peterstraß­e, blickt auf eine mehr als 150-jährige Geschichte. Das Krankenhau­s geht auf eine Stiftung zurück.
BILD: Torsten von Reeken Traditions­reich: Das Pius-Hospital, hier ein Blick in die Grüne Straße Richtung Peterstraß­e, blickt auf eine mehr als 150-jährige Geschichte. Das Krankenhau­s geht auf eine Stiftung zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany