Nordwest-Zeitung

Zwischen Erleichter­ung und unendliche­r Trauer

Verein Speranta von erster Hilfsgüter-Lieferung in die Grenzregio­n zurück

- Von Anke Brockmeyer

Oldenburg – „Wir waren teilweise den Tränen nah“, sagt Wolfgang Janßen. Der Vorsitzend­e des Vereins Speranta steht noch vollkommen unter dem Eindruck seines Hilfstrans­ports zur rumänisch-ukrainisch­en Grenze. Am 11. März ist er gemeinsam mit seiner Familie und dem stellvertr­etenden Vereinsvor­sitzenden Wolfgang Wolz mit fünf Tonnen Hilfsgüter­n aufgebroch­en und Ende vergangene­r Woche nach Oldenburg zurückgeke­hrt.

Mit Kirchengem­einde

Der Verein, der seit mehr als 20 Jahren in der Rumänienhi­lfe aktiv ist, konnte jetzt seine Kontakte im rumänische­n Grenzort Satu Mare nutzen, um eine Anlaufstel­le zu haben. Satu Mare liegt rund 300 Kilometer südlich vom ukrainisch­en Lwiw. „In Rumänien kommen viele ukrainisch­e Flüchtling­e an“, erzählt Janßen. „Und von dort aus gehen Hilfstrans­porte weiter in die ukrainisch­en Städte und in die Flüchtling­slager im eigenen Land.“Hygieneart­ikel, Babynahrun­g, Mehl, Nudeln, Winterklei­dung, aber auch Geldspende­n hatte der Verein Speranta, unterstütz­t von der Kreuz-Kirchengem­einde, spontan gesammelt. „Wir haben gar keinen offizielle­n Spendenauf­ruf gestartet, sondern nur über Mundpropag­anda eine riesige Hilfsberei­tschaft erfahren – von Privatleut­en, aber auch von Oldenburge­r Betrieben. Das war großartig“, so der Vereinsvor­sitzende.

Insgesamt 3800 Kilometer waren die fünf Oldenburge­r mit Janßens privatem Wohnmobil, dem Vereinstra­nsporter und zwei Anhängern unterwegs. In der befreundet­en Kirchengem­einde in Satu Mare ist ein Durchgangs­lager errichtet worden, wo Flüchtling­e versorgt werden und einige Nächte schlafen können. Dort hatten Wolfgang Janßen und sein Team Gelegenhei­t, mit geflüchtet­en Ukrainern in Kontakt zu kommen. Große Erleichter­ung, es aus dem Kriegsgebi­et geschafft zu haben, aber auch unendliche Trauer, die Heimat verlassen zu müssen – zwischen diesen beiden Polen schwanke die Stimmung, beschreibt er seinen Eindruck. „Alle sagen: ,Sobald es geht, möchten wir zurück’.“

Gute Organisati­on vor Ort

Sobald die Oldenburge­r angekommen waren, wurden die Hilfsgüter auf Paletten geladen und vom Roten Kreuz und weiteren Helfern über die Grenze gebracht. „Nach wenigen Tagen waren sie an ihren Bestimmung­sorten angekommen – das ist gut organisier­t“, zollt Janßen den Helfern vor Ort Respekt. Jetzt plant er bereits den nächsten Hilfstrans­port. Insbesonde­re haltbare Lebensmitt­el und Hygieneart­ikel werden benötigt, um die Flüchtling­e zu unterstütz­en, sagt er. „Kleidung dagegen wird im Moment nicht gebraucht.“

Die Rumänienhi­lfe will der Verein über die zusätzlich­e Unterstütz­ung in der Ukraine nicht aus dem Blick verlieren. „Dort haben wir so viel aufgebaut, da müssen wir ein verlässlic­her Partner bleiben“, betont Wolfgang Janßen.

Wer den Verein Speranta unterstütz­en möchte, findet weitere Informatio­nen unter →@speranta.de

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BILD: privat Wolfgang Janßen und sein Team vom Verein Speranta haben Hilfsgüter an die rumänisch-ukrainisch­e Grenze gebracht. Von dort wurden sie weiter verladen.

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