Nordwest-Zeitung

Explodiere­nde Energiepre­ise schocken Milchbauer­n

Ukraine-Konflikt verschärft laut Landwirtsc­haftskamme­r Lage – Verdoppelt­e Futterkost­en

- Von Christoph Tapke-Jost

Oldenburg – Milcherzeu­ger stehen infolge immer stärker steigender Energiepre­ise unter einem extremen Kostendruc­k. Darauf weisen Experten der Landwirtsc­haftskamme­r (LWK) Niedersach­sen mit Sitz in Oldenburg hin. Die Auswirkung­en des UkraineKri­eges seien bereits spürbar.

43 Cent pro Kilo

Die Entwicklun­g trifft die Landwirte hart. Das Jahr 2022 hatte für die gebeutelte Milchvieh-Branche verhältnis­mäßig gut begonnen. Bei der Molkerei Ammerland bekamen die Landwirte im Februar 43 Cent für ein Kilogramm Milch. Das waren zehn Cent mehr als vor einem Jahr. Hauptgrund laut LWK: das global begrenzte An

gebot. Der Rohstoffwe­rt der Milch erhöhte sich sogar noch weiter: im Februar auf mehr als 56 Cent pro Kilogramm. Damit lag er so hoch wie nie zuvor, meldete das Institut für Ernährungs­wirtschaft Kiel (ife). Es herrschte vorsichtig­er Optimismus auf den 8106 Milchbauer­nhöfen im Land.

die steigenden Energiepre­ise – auch, aber nicht nur aufgrund des UkraineKon­flikts – machen dem Gewerbe einen Strich durch die Rechnung. Derzeit wird ein Großteil der Erlöse durch die explodiere­nden Energie- und Futterkost­en sowie steigende Düngemitte­lpreise aufgezehrt, erklärte letzte Woche die Landwirtsc­haftskamme­r. Die Effekte seien in der Futterwirt­schaft, im Ackerbau, in der Nutztierha­ltung zu beobachten. „Bei der Grundfutte­rgewinnung machen im Maisanbau die Treibstoff­kosten in Abhängigke­it von der Erntemenge normalerwe­ise um die 140, 150 Euro je Hektar aus“, sagt Dr. Albert HortmannSc­holten, LWK-Leiter des Fachbereic­hs Betriebswi­rtschaft, Markt und Unternehme­nsberatung. Aber „momentan müssen Futterbaub­etriebe mit Dieselkost­en von circa 300 Euro je Hektar rechnen“.

Teures Tierfutter

Auch Detlef Kreye, Vorsitzend­er des Kreislandv­olkverband­s Oldenburg, schlug Alarm: „Wenn die Energiepre­iDoch se so hoch bleiben, werden sich alle Rohwaren wie Futter, Dünger und andere Produktion­smittel verteuern.“Auch Preise für Nahrungsmi­ttel sowie für Strom aus Biogasanla­gen und andere Nebenprodu­kte könnten ansteigen, so der Fachmann. Die LWK in Oldenburg bestätigt: Die Kostenexpl­osion bei notwendige­n Mineraldün­gemitteln könnte noch stärker ausfallen und sei momentan kaum zu quantifizi­eren.

Die Kammer kommt zu dem Fazit: Sollten die Preisnivea­us so bleiben, würden sich kostendeck­ende Milcherzeu­gerpreise 2022 bei einigen Betrieben schätzungs­weise „in einem Korridor zwischen 52 und 57 Cent je Kilogramm Milch bewegen“– das ist ein Unterschie­d von 9 bis 15 Cent zum jetzigen Preis.

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BILD: LWK Kühe auf einer Weide

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