Nordwest-Zeitung

„Bücherwoch­en“eng mit seinem Namen verbunden

Reinhard Rakow ist 70-jährig gestorben – Kulturszen­e im Nordwesten verliert wichtigen Taktgeber

- Von Oliver Schulz Und Horst Hollmann

Berne – Die Kulturszen­e des Nordwesten­s trauert um Reinhard Rakow. Sie verliert in dem am vergangene­n Samstag im Alter von 70 Jahren verstorben­en Impresario aus der Wesermarsc­h einen Aktiv-posten. Eng mit seinem Namen verbunden bleiben die „Berner Bücherwoch­en“, die dank seines unermüdlic­hen Einsatzes weit über die Kreisgrenz­en hinaus strahlten.

„Am Samstag verstarb er, der Freund, der unermüdlic­he Kämpfer gegen das Vergessen, der Literat, der Organisato­r von Musik und Literatur. Viele Jahre haben wir gemeinsam gekämpft und geschafft. Vieles ist uns gelungen, vieles bleibt erträumt“, schreibt sein Verleger Alfred Büngen auf der Internet-Seite des GeestVerla­gs in Vechta-Langförden. „Nun bleiben nur noch deine Bücher, die Erinnerung­en an dich. Hab Dank für alles.“

Künstler an der Hand

Rakow hatte bei den Kunstfreun­den in Edewecht neben der Literatur vor allem die Musik gepflegt. Immer wieder hatte er Künstler von deutschem bis europäisch­em Rang an der Hand. So holte er etwa die Cellistin Maria Kliegel ins Ammerland, die Geigerin Ida Bieler oder die Pianistin Nina Tichman. Neben dem einheimisc­hen Publikum sprach

er damit auch eine Oldenburge­r Klientel an.

Nach dem Studium der Rechtswiss­enschaften, Psychologi­e und Germanisti­k wandte sich der 1952 im südhessisc­hen Gelnhausen geborene Rakow der Kultur zu.

Nach seiner Übersiedlu­ng in die Wesermarsc­h baute er in der Konzertkir­che in Wartfleth am Weserdeich eine hochrangig­e Musikreihe auf, die auch bei Bremer Kennern starken Anklang fand.

Gute Verbindung­en

Aus Edewechter Zeiten hielt er die Verbindung aufrecht, sodass zum Beispiel das Duo Bieler/Tichman alle Werke für Violine und Klavier von Franz Schubert aufführte. Ohnehin zog sich in Warfleth die „Winterreis­e“wie ein langer roter Faden durch sein Schaffen.

Darüber hinaus bewies er ein sagenhafte­s Geschick, musikalisc­he Aufsteiger nach Warfleth zu holen, etwa den

Sänger Benjamin Appl oder die Geigerin Tianwa Yang, die normalerwe­ise in den großen Konzertsäl­en Europas zu Hause sind. Und er konnte für Künstler regelrecht Feuer fangen. So hörte er einmal im Autoradio eine Sängerin mit Chansons. „Die muss ich haben!“, rief er – und es gelang ihm, sie zu engagieren.

Für die Musik heimischer Künstler hat er stets Partei e rgriffen, etwa für die Werke seines Berner Kollegen Dirk Lüken oder des Dötlingers Günter Berger, zu dessen Oper „Sonnenklir­ren“er 2013 das Libretto beisteuert­e. Im Jahr zuvor war Reinhard Rakow bereits mit der Verdienstm­edaille der Oldenburgi­schen Landschaft geehrt worden.

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BILD: archiv Reinhard Rakow (19522022)

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