„Bücherwochen“eng mit seinem Namen verbunden
Reinhard Rakow ist 70-jährig gestorben – Kulturszene im Nordwesten verliert wichtigen Taktgeber
Berne – Die Kulturszene des Nordwestens trauert um Reinhard Rakow. Sie verliert in dem am vergangenen Samstag im Alter von 70 Jahren verstorbenen Impresario aus der Wesermarsch einen Aktiv-posten. Eng mit seinem Namen verbunden bleiben die „Berner Bücherwochen“, die dank seines unermüdlichen Einsatzes weit über die Kreisgrenzen hinaus strahlten.
„Am Samstag verstarb er, der Freund, der unermüdliche Kämpfer gegen das Vergessen, der Literat, der Organisator von Musik und Literatur. Viele Jahre haben wir gemeinsam gekämpft und geschafft. Vieles ist uns gelungen, vieles bleibt erträumt“, schreibt sein Verleger Alfred Büngen auf der Internet-Seite des GeestVerlags in Vechta-Langförden. „Nun bleiben nur noch deine Bücher, die Erinnerungen an dich. Hab Dank für alles.“
Künstler an der Hand
Rakow hatte bei den Kunstfreunden in Edewecht neben der Literatur vor allem die Musik gepflegt. Immer wieder hatte er Künstler von deutschem bis europäischem Rang an der Hand. So holte er etwa die Cellistin Maria Kliegel ins Ammerland, die Geigerin Ida Bieler oder die Pianistin Nina Tichman. Neben dem einheimischen Publikum sprach
er damit auch eine Oldenburger Klientel an.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften, Psychologie und Germanistik wandte sich der 1952 im südhessischen Gelnhausen geborene Rakow der Kultur zu.
Nach seiner Übersiedlung in die Wesermarsch baute er in der Konzertkirche in Wartfleth am Weserdeich eine hochrangige Musikreihe auf, die auch bei Bremer Kennern starken Anklang fand.
Gute Verbindungen
Aus Edewechter Zeiten hielt er die Verbindung aufrecht, sodass zum Beispiel das Duo Bieler/Tichman alle Werke für Violine und Klavier von Franz Schubert aufführte. Ohnehin zog sich in Warfleth die „Winterreise“wie ein langer roter Faden durch sein Schaffen.
Darüber hinaus bewies er ein sagenhaftes Geschick, musikalische Aufsteiger nach Warfleth zu holen, etwa den
Sänger Benjamin Appl oder die Geigerin Tianwa Yang, die normalerweise in den großen Konzertsälen Europas zu Hause sind. Und er konnte für Künstler regelrecht Feuer fangen. So hörte er einmal im Autoradio eine Sängerin mit Chansons. „Die muss ich haben!“, rief er – und es gelang ihm, sie zu engagieren.
Für die Musik heimischer Künstler hat er stets Partei e rgriffen, etwa für die Werke seines Berner Kollegen Dirk Lüken oder des Dötlingers Günter Berger, zu dessen Oper „Sonnenklirren“er 2013 das Libretto beisteuerte. Im Jahr zuvor war Reinhard Rakow bereits mit der Verdienstmedaille der Oldenburgischen Landschaft geehrt worden.