Nordwest-Zeitung

Im Pastorenha­us wird geholfen

Neue Räume an Zietenstra­ße – Traumata aufarbeite­n

- Von Chelsy Haß

Freuen sich über die neuen Räumlichke­iten: (von links) Johanna Mohr, Psychologi­n beim Verein IBIS, Uwe Ebel, IBIS-Geschäftsf­ührer, Dr. Gisela Penteker, NTFN-Vorstandsm­itglied, Standortle­iter Benjamin ter Balk und Dr. Claus Bajorat, leitender Oberarzt bei der Karl-Jaspers-Klinik.

Oldenburg – Im ehemaligen Pastorenha­us der St. AnsgarGeme­inde in Eversten ist neues Leben eingezogen. Nachdem es für kurze Zeit leer stand, hat die Kirchengem­einde das Haus an der Zietenstra­ße weiterverm­ietet. Anfang des Jahres ist dort das Psychosozi­ale Zentrum (PSZ) Oldenburg eingezogen, das gemeinsam von der Interkultu­rellen Arbeitsste­lle für Forschung, Dokumentat­ion, Bildung und Beratung (IBIS) und dem Netzwerk für traumatisi­erte Flüchtling­e in Niedersach­sen (NTFN) betrieben wird.

Neues Potenzial

Durch die neuen, größeren Räumlichke­iten, soll die Arbeit verbessert und ausgebaut werden. „Schon für Menschen ohne Fluchterfa­hrung ist es in der aktuellen Zeit sehr schwer, an Betreuungs- und Beratungsp­lätze zu kommen. Man kann sich vorstellen, dass das für Geflüchtet­e noch schwerer ist“, sagt Benjamin ter Balk, Diplom-Psychologe und Leiter des PSZ in Oldenburg.

Offene Sprechstun­de

Während der Corona-Pandemie wurde ein Großteil der Angebote per Telefon und Video durchgefüh­rt. Seit Anfang des Jahres findet in den neuen Räumen erstmals wieder eine Offene Sprechstun­de statt. Drei Psychologi­nnen und Psychologe­n, eine Sozialpäda­gogin sowie drei studentisc­he Hilfskräft­e bieten Erstberatu­ngen, Kriseninte­rventionen und stabilisie­rende Gespräche an. Zusätzlich sind therapeuti­sche Gruppenang­ebote geplant. „Wir sind derzeit in den Vorbereitu­ngen für eine Gartengrup­pe. Auch eine Kunstgrupp­e soll etabliert werden.

In unseren neuen Räumen können wir so etwas zum Glück anbieten“, erklärt ter Balk.

Kooperatio­n mit KJK

Seit mehreren Jahren besteht zudem eine enge Kooperatio­n mit der Karl-Jaspers-Klinik (KJK) in Wehnen, wo zwei Mitarbeite­nde des Netzwerks regelmäßig vor Ort sind, um die Versorgung von Patienten mit Fluchterfa­hrung auf den Stationen und in der Ambulanz zu unterstütz­en. „Wir sind dankbar für diese Zusammenar­beit und haben die Erfahrung gemacht, dass die stationäre­n Aufnahmen unter anderem durch die gute ambulante Versorgung zurückgega­ngen ist“, sagt Dr. Claus Bajorat, leitender Oberarzt der KJK.

Während sich das Netzwerk um Geflüchtet­e aus den verschiede­nsten Ländern kümmert und dabei von Dolmetsche­rn

unterstütz­t wird, wächst auch der Bedarf an Angeboten für Flüchtling­e aus der Ukraine. „Darauf sind wir glückliche­rweise ganz gut vorbereite­t“, sagt ter Balk.

Bereits seit mehr als zehn Jahren setzt sich das NTFN für die Versorgung traumatisi­erter und psychisch erkrankter geflüchtet­er Menschen ein, betont Vorstandsm­itglied Dr. Gisela Penteker. Niedersach­senweit gibt es sechs Standorte des Netzwerkes, das durch das Sozialmini­sterium finanziert wird.

Bis zu seinem Umzug war das NTFN in den Räumlichke­iten des IBIS an der Kaiserstra­ße beheimatet. Die Zusammenar­beit soll künftig bestehen bleiben. Am Standort des IBIS gibt es weiterhin vor allem für Kinder und Jugendlich­e Beratungs- und Therapiean­gebote.

Mehr Infos online unter www.ntfn.de

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