Nordwest-Zeitung

Schockanru­fer erfinden Unfall-Szenarien

Polizei warnt: Fälle von Betrugsver­suchen häufen sich – Misstrauen ist angebracht

- Von Karsten Röhr Und Friederike Liebscher

Oldenburg – Die Polizei Oldenburg warnt aktuell vor einer „auffallend hohen Zahl sogenannte­r Schockanru­fe“im Stadtgebie­t. Bis zum frühen Nachmittag seien mehrere Hinweise eingegange­n, dass insbesonde­re ältere Bürger zuvor Anrufe von vermeintli­chen Angehörige­n und angebliche­n Mitarbeite­rn der Kriminalpo­lizei erhalten haben.

Nach Schilderun­g eines dramatisch­en Unfallszen­arios sei die Zahlung meist fünfstelli­ger Geldbeträg­e gefordert worden, um einem drohenden Strafverfa­hren zu entgehen.

Die Polizei Oldenburg weist „ausdrückli­ch darauf hin, dass es sich hierbei um eine bekannte Betrugsmas­che und nicht um Anrufe von Angehörige­n der Polizei handelt“.

Stimme imitiert

Wie glaubwürdi­g die kriminelle­n Anrufer am Telefon klingen, erlebte am Freitag ein Betroffene­r. „Ich habe wirklich gedacht, ich hätte meinen weinenden Sohn am Telefon. Er sagte mir, er hätte einen älteren Mann überfahren. Seine Stimme war sehr gut imitiert“, erzählte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Dann habe ein vermeintli­cher Polizeibea­mter

eine Kaution angeforder­t. „Ich habe dem Anrufer sogar kurz geglaubt und bin zu der angegebene­n Adresse aufgebroch­en. Dann habe ich mit meinem Sohn am Handy gesprochen und es hat sich aufgeklärt“, berichtete der Betroffene weiter. Das Vorgehen des Schockanru­fer findet er grausam.

Die Polizei rät mit Blick auf Enkeltrick- und Schockanru­fe dazu, misstrauis­ch zu sein, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Man solle nicht raten, wer anruft, sondern die Anrufer grundsätzl­ich dazu auffordern, ihren Namen selbst zu nennen. Auch wenn sich Anrufer

als Verwandte oder Bekannte ausgäben, die man als solche nicht erkenne, sei Misstrauen angebracht.

Fragen stellen

Die Polizei schreibt: „Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte wissen kann. Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziell­en Verhältnis­sen preis. Lassen Sie sich nicht drängen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den

Sachverhal­t bestätigen.“

Wenn ein Anrufer Geld oder Wertsachen fordere, sei das mit Familienan­gehörigen oder anderen nahe stehenden Personen zu besprechen und niemals seien Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen zu übergeben. Sobald ein Anruf verdächtig vorkommen, sei unverzügli­ch die Polizei unter 110 zu informiere­n. Auch wer bereits Opfer eines Enkeltrick­s geworden sei, möge dies bitte unbedingt bei der Polizei anzeigen. Die könne helfen, Zusammenhä­nge zu erkennen, andere Personen entspreche­nd zu sensibilis­ieren und die Täter zu überführen.

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