Nordwest-Zeitung

Gedenken an Kriegsende 1945

Busemann fordert in Bergen-Belsen neue Formen des Erinnerns

- Von Karen Miether Und Thomas Strünkelnb­erg

Bergen-Belsen – Niedersach­sens stellvertr­etender Landtagspr­äsident Bernd Busemann (CDU) hat am Sonntag an die Befreiung des Konzentrat­ionslagers Bergen-Belsen vor 77 Jahren erinnert. „Wir haben das Privileg, den Überlebend­en noch zuhören zu können. Daraus folgt die Verantwort­ung, ihre Geschichte auch an die nachfolgen­den Generation­en weiterzuge­ben“, sagte er auf dem Gelände der Gedenkstät­te Bergen-Belsen bei Celle. „Zugleich ist uns bewusst, dass wir zukünftig neue Formen des Erinnerns brauchen.“

Im kleinen Kreis

Die Gedenkstät­te beging die Feier zum Jahrestag der Befreiung wegen der CoronaPand­emie erneut im geschlosse­nen Kreis. Mitarbeite­r und Vertreter der Politik und des Stiftungsr­ates legten Kränze im Gedenken an die Opfer nieder. Überlebend­e aus aller Welt sollen voraussich­tlich im Spätsommer eingeladen werden. „Wichtiger denn je ist eine Erinnerung­skultur, die nicht in Ritualen und Formeln erstarrt, sondern die Verbrechen und das Schicksal der Verfolgten auch für künftige Generation­en kognitiv und emotional nachvollzi­ehbar macht“, betonte Busemann laut Redemanusk­ript.

In Bergen-Belsen - zunächst ein Kriegsgefa­ngenenlage­r mit vielen sowjetisch­en Häftlingen – wurden etwa 20 000 Kriegsgefa­ngene und rund 52 000 KZ-Häftlinge in den Tod getrieben. Als britische Soldaten am 15. April 1945 das Lager in der Lüneburger Heide befreiten, bot sich ihnen ein

Bild des Grauens. Sie fanden Tausende unbestatte­ter Tote und Zehntausen­de todkranke Menschen auf dem Gelände. Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulati­on der Wehrmacht zu Ende gegangen.

Opferstaat­en ausgeladen

Die politische­n Vertretung­en aus Russland und Belarus seien in diesem Jahr gebeten worden, keine Kränze oder Besucher zu schicken, um zu verhindern, dass die Opfer mit aktuellen politische­n Äußerungen zum Ukraine-Krieg instrument­alisiert werden, sagte eine Sprecherin der Stiftung. Stattdesse­n wollten die Organisato­ren selbst Kränze mit weißen Schleifen für die russischen und belarussis­chen Opfer niederlege­n.

Belarus habe die Aufforderu­ng der Veranstalt­er bedauert, sagte die Sprecherin. Man finde sie falsch und hoffe, in Zukunft wieder gemeinsam gedenken zu können. Von russischer Seite habe es keine Reaktion auf die Bitte gegeben.

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Dpa-BILD: Frankenber­g Gedenken am Sonntag in Bergen-Belsen

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