Gedenken an Kriegsende 1945
Busemann fordert in Bergen-Belsen neue Formen des Erinnerns
Bergen-Belsen – Niedersachsens stellvertretender Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) hat am Sonntag an die Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen vor 77 Jahren erinnert. „Wir haben das Privileg, den Überlebenden noch zuhören zu können. Daraus folgt die Verantwortung, ihre Geschichte auch an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben“, sagte er auf dem Gelände der Gedenkstätte Bergen-Belsen bei Celle. „Zugleich ist uns bewusst, dass wir zukünftig neue Formen des Erinnerns brauchen.“
Im kleinen Kreis
Die Gedenkstätte beging die Feier zum Jahrestag der Befreiung wegen der CoronaPandemie erneut im geschlossenen Kreis. Mitarbeiter und Vertreter der Politik und des Stiftungsrates legten Kränze im Gedenken an die Opfer nieder. Überlebende aus aller Welt sollen voraussichtlich im Spätsommer eingeladen werden. „Wichtiger denn je ist eine Erinnerungskultur, die nicht in Ritualen und Formeln erstarrt, sondern die Verbrechen und das Schicksal der Verfolgten auch für künftige Generationen kognitiv und emotional nachvollziehbar macht“, betonte Busemann laut Redemanuskript.
In Bergen-Belsen - zunächst ein Kriegsgefangenenlager mit vielen sowjetischen Häftlingen – wurden etwa 20 000 Kriegsgefangene und rund 52 000 KZ-Häftlinge in den Tod getrieben. Als britische Soldaten am 15. April 1945 das Lager in der Lüneburger Heide befreiten, bot sich ihnen ein
Bild des Grauens. Sie fanden Tausende unbestatteter Tote und Zehntausende todkranke Menschen auf dem Gelände. Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der Wehrmacht zu Ende gegangen.
Opferstaaten ausgeladen
Die politischen Vertretungen aus Russland und Belarus seien in diesem Jahr gebeten worden, keine Kränze oder Besucher zu schicken, um zu verhindern, dass die Opfer mit aktuellen politischen Äußerungen zum Ukraine-Krieg instrumentalisiert werden, sagte eine Sprecherin der Stiftung. Stattdessen wollten die Organisatoren selbst Kränze mit weißen Schleifen für die russischen und belarussischen Opfer niederlegen.
Belarus habe die Aufforderung der Veranstalter bedauert, sagte die Sprecherin. Man finde sie falsch und hoffe, in Zukunft wieder gemeinsam gedenken zu können. Von russischer Seite habe es keine Reaktion auf die Bitte gegeben.