Wichtig für den Einzelnen und die Gesellschaft
Vielfältiges Angebot in Oldenburg – Ehrenamtliche präsentieren ihre Arbeit bei Aktionstag
Oldenburg – Zur Begrüßung der Teilnehmer und Gäste am Selbsthilfetag im Famila-Center in Wechloy hatte Sozialdezernentin Dagmar Sachse geeignete Worte gefunden. Eines kommt von der jüdischen Rabbinerin Janet Madden: „Der Mensch braucht den anderen Menschen, und jeder besitzt etwas, das dem anderen gegeben werden kann“.
Große Vielfalt
Der Selbsthilfetag fand nach zwei Jahren endlich wieder in gewohnter Form statt. „Selbsthilfe schlägt Wellen“war das Motto in diesem Jahr. Die Gründe für die Inanspruchnahme einer Selbsthilfegruppe seien vielschichtig, so Sachse. Eigene Betroffenheit, aber auch eine plötzliche Situation, über die in der Gesellschaft nicht gesprochen werden kann.
„Eure Arbeit ist wichtig für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft“, richtete sich Ela Herschelmann von der Beratungsund Koordinationsstelle für Selbsthilfegruppen (Bekos) bei der fünften Veranstaltung dieser Art an die einzelnen Vertreter der Selbsthilfegruppen. „Durch Eure ehrenmöchten
Ela Herschelmann (vorne, von links), Manfred Janssen, Achim Scholz, Hermann (Mitglied einer Selbsthilfegruppe) sowie Meike Dittmar werben fürs Mitmachen.
amtliche Tätigkeit kann ein kleiner Steinwurf große Wellen schlagen.“
Junge Erwachsene mit Krebs richtet sich als Selbsthilfegruppe zum Beispiel an Menschen zwischen 18 und 39 Jahren. Unter „Treffpunkt Weser-Ems“bietet sie auch in Oldenburg verschiedene Angebot zur Bewältigung der Probleme beim Leben mit Krebs oder auch nur den Austausch
von Gedanken.
Elke Braune hatte sich an den Oldenburger Regionalverein des „Blinden- und Sehbehindertenverbands Niedersachsen“gewandt, als ihre Sehkraft stark nachließ. „Was viele nicht wissen: Der Verein unterstützt nicht erst bei vollkommenem Verlust des Sehvermögens, sondern auch bereits bei zunehmender Sehschwäche“, so Braune. Im Vordergrund
steht die Beratung: Welche Hilfsmittel gibt es und wie finanziere ich diese. Elke Braune engagiert sich inzwischen selber stark im Verein.
Premiere bei dieser Ausstellung am Samstag hatte die Gruppe „Emotions Anonymous“(EA). Sie möchte den Menschen helfen, ihre emotionale seelische Gesundheit wieder zu erlangen. Sie machte aber auch deutlich, dass sie
weder den Arzt noch den Psychotherapeuten ersetzen könne.
Das Lipödem ist gekennzeichnet durch eine lokalisierte Fettverteilungsstörung. Es betrifft meist den Oberschenkel-, Gesäß- und Hüftbereich. Die Krankheit ist chronisch und verschlechtert sich im Laufe der Zeit, wenn sie nicht behandelt wird. Caroline Martens und Daniela Napoli mehr Präsenz für Frauen, die sich hinter diesem Krankheitsbild verstecken. „Die Frauen sind nicht dick, sondern krank“, sagt Napoli. Auch von Ärzten kommt häufig nur der Rat: Nehmen Sie erst einmal ab.
„Sucht hat immer eine Geschichte. Sucht ist eine Krankheit“, heißt die Überschrift im Prospekt des „Freundeskreises Oldenburg für Suchtkrankenhilfe“. Der Auslöser für eine Sucht ist vielfältig, ihre Auswirkungen ebenfalls. Burkhard und Sivia vertreten die Anonymen Alkoholiker. Die einzige Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören. Es gibt schätzungsweise 114.000 Gruppen mit über zwei Millionen Mitgliedern in 170 Ländern.
Neugründungen möglich
„Wenn jemand bei uns in der Bekos eine Selbsthilfegruppe zu einer Erkrankung oder einem Thema sucht, die es noch nicht gibt, kann dieses Anliegen große Wellen schlagen“, ermutigt Herrschelmann zu weiteren Neugründungen. „In der Coronazeit hat sich gezeigt, wie wichtig die Selbsthilfegruppen sind.“
www.bekos-oldenburg.de