Mit Muskelkraft nach Vechta
Oldenburger fährt mit Velomobil mehr als 60 Kilometer zur Arbeit – Ökobilanz verbessert
Oldenburg – Zweitfahrzeug: ja oder nein? So zumindest lautete unsere Familienfrage vor etwa zwei Jahren. Mein Mann arbeitet als Lehrer in Vechta. Rund 64 Kilometer liegen zwischen unserem Einfamilienhaus in Oldenburg und seinem Arbeitsplatz. Bei mir waren es zum Zeitpunkt der Überlegungen 25 Kilometer bis nach Westerstede. Heute sind es noch knapp 8 Kilometer bis nach Etzhorn ins Verlagshaus.
Wie viel Kohlendioxid wird emittiert
Wie viele Autos braucht eine fünf- bis siebenköpfige Patchwork-Familie mit zwei Arbeitsstandorten und etlichen Hobbys? Frage ich meinen Vater, Jahrgang 1933, lautet die Antwort: auf jeden Fall zwei – man muss mobil und unabhängig sein.
Frage ich meine drei Töchter, finden die an manchen Regentagen auch, dass es zwei Fahrzeuge sein dürften, frage ich meinen Mann als leidenschaftlichen Radfahrer, würde der am liebsten ganz aufs Auto verzichten. Und frage ich den CO2-Rechner der Wissenschaftssendung Quarks, kann ich meinem Mann nur zustimmen: Setzt er sich in unseren Volvo, der zwar nur sechs Liter auf 100 Kilometern schluckt, liegt der CO2-Ausstoß laut Quarks-Rechner bei 22,8 Kilogramm – für Hin- und Rückfahrt. Macht immerhin 4,56 Tonnen klimaschädliches CO2 bei 200 Fahrten im Jahr – und er hat noch 15 Jahre Berufstätigkeit vor sich. Selbst
Erinnert an eine fahrende Zigarre: Mit dem Velomobil radelt Lars Bathke-Lüers ohne Motorunterstützung zur Arbeit nach Vechta.
ein Elektroauto liegt auf der Strecke noch bei 16,8 Kilogramm.
Wie viel CO2 bindet eine Buche
Zum Ver- und Ausgleich: Eine Buche (23 Meter hoch, Stammdurchmesser 30 Zentimeter) bindet pro Jahr etwa 12,5 Kilogramm Kohlendioxid. Man müsste also etwa 80 Buchen pflanzen, um eine Tonne CO2 zu binden. Damals informierten wir uns über Auto-Alternativen. Denn: Egal, ob Wasserstoff und Brennstoffzelle als Antriebstechnik oder das EAuto – zu unausgereift und zu energieintensiv in der Fertigung erschienen uns die Konzepte. Aber selbst ein SpeedPedelec, das Spitzengeschwindigkeiten
bis zu 45 Kilometer pro Stunde erreicht, schützt die Abiturklausuren meines Mannes nicht vor Regen – das kam also auch nicht infrage.
Was ist eigentlich ein Velomobil
Und so landeten wir beim Velomobil: Das ist ein voll verkleidetes Fahrrad auf drei Rädern, das an eine fahrende Zigarre erinnert, vor Regen schützt und für erstaunlich viel Aufmerksamkeit sorgt. Mit dem fährt mein Mann nun regelmäßig zur Arbeit – mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 bis 50 Kilometer die Stunde, bergab sogar 70 km/h und schneller. Damit kein Missverständnis entsteht: Eine Motorunterstützung
hat das Velomobil nicht, es wird allein durch Muskelkraft betrieben. Die Polizei wollte es auch nicht glauben, mein Mann musste das Velomobil schon einmal im Beisein der Beamten auseinander bauen: Umweltbewusstes Fahren fordert bisweilen seinen Tribut.
Wie sieht die Ökobilanz aus
Inzwischen also besitzen wir nur noch ein Auto, das viel steht, diverse Räder und ein Velomobil. Auch ich fahre die 8 Kilometer zur Arbeit mit dem Rad und spare so laut CO2-Rechner jedes Mal 3 Kilogramm CO2-Emissionen. Dass wir ein Auto durch ein Fahrrad ersetzt haben, schlägt sich
auch im CO2-Rechner des Bundesumweltamtes nieder: Mein Durchschnittsverbrauch liegt demnach bei 5 Tonnen – der Durchschnittsbürger liegt bei fast 11 Tonnen. Das Velomobil ist selbstverständlich nicht für jeden eine Lösung, aber jeder von uns kann etwas für die Ökobilanz tun.
Hand aufs Herz: Holen Sie die sonntäglichen Brötchen mit dem Auto? Fahren Sie mit dem Wagen ins Fitness-Center, um Sport zu treiben oder bringen Sie Ihren Nachwuchs mit dem Auto in den Kindergarten?
Einfach mal die Komfortzone verlassen – die Umwelt freut sich, die Gesundheit auch. →@www.quarks.de/umwelt/klimawandel/■o2-re■hner-fuer-auto-flugzeug-und-■o/