Polizei wird familienfreundlicher
Wie GdP-Chef Schilff um mehr Wertschätzung für die Beamten kämpft
Herr Schilff, nach über elf Jahren an der Spitze der GdP in Niedersachsen geben Sie Ihr Amt als Vorsitzender ab. Was ist der Grund?
Schilff: Bei der Polizei gibt es eine Altersgrenze von 62 Jahren. Es gibt das ungeschriebene Gesetz, dass wir uns als GdP ebenfalls an diese Altersgrenze halten. Ich bin jetzt 60 Jahre alt, kann also keine vierjährige Amtsperiode mehr absolvieren.
Rückblickend: Was war Ihre größte Herausforderung?
Schilff: Zunächst einmal: Bei uns wird Teamarbeit praktiziert. Uns ist es wichtig, dass die gute Polizeiarbeit in der Gesellschaft gewürdigt wird. Das Thema Wertschätzung hat einen hohen Stellenwert. Ich glaube, das ist ganz gut gelungen, auch weil wir kritischen Diskussionen nicht ausgewichen sind. Zudem wollen wir die Attraktivität der Polizeiarbeit erhöhen.
Es herrscht großer Fachkräftemangel, auch bei der Polizei. Ist der Beruf noch attraktiv?
Schilff: Ja, natürlich. Wir haben es mit Menschen zu tun und wirken daran mit, dass wir weiter in einer friedlichen Gesellschaft leben können. Die Politik muss dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Die Arbeitszeit muss familienfreundlicher werden. Außerdem wollen wir, dass es eine Zulage für besonders schwere Dienste gibt, etwa die Leichenschau oder die Sichtung kinderpornografischen Materials.
2005 wurde das Weihnachtsgeld für Polizisten abgeschafft.
Schilff: Unter der Großen Koalition haben wir vor zwei Jahren einen Einstieg mit 300 Euro erreicht. Es muss erhöht werden, um attraktiv zu bleiben. Denn Niedersachsen liegt nur auf Platz 13 der Bundesländer. Weiterhin möchten wir, dass die Polizeizulage auch bei der Pension angerechnet wird. Andere Bundesländer tun das bereits.
Was machen andere Bundesländer besser?
Schilff: Die Föderalismusreform 2005 hat dafür gesorgt, dass viele Länder versuchen, bei der Polizei und in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes Geld einzusparen. Lebens- und Wochenarbeitszeit wurden verlängert, Weihnachtsund Urlaubsgeld gestrichen, ebenso das Bekleidungsgeld für die Kriminalpolizei. Das gehört alles wieder auf den Tisch. Und es muss weiter in die Liegenschaften investiert werden. Allein in Niedersachsen haben wir einen Investitionsstau von 225 Millionen Euro.
Die Cyberkriminalität nimmt stark zu. Ist die Polizei hier noch gut aufgestellt?
Schilff: Ja, das ist das Topthema der Zukunft. Daher sucht die Polizei ständig neues Personal, um auf dem höchsten Stand zu sein. Da ist noch Spielraum nach oben. Es geht um die Sicherheit der Bürger, daher darf der Kampf gegen die Kriminalität nicht am Geld scheitern. Die Worte „schwarze Null“kann ich nicht mehr hören.
Was machen Sie denn künftig?
Schilff: Ich werde meinen Beruf bis 2024 ausüben. Mir ist wichtig, die Verbindungen zu gesellschaftlichen Gruppen zu pflegen und die Arbeit der Polizei darzustellen.