Nordwest-Zeitung

Polizei wird familienfr­eundlicher

Wie GdP-Chef Schilff um mehr Wertschätz­ung für die Beamten kämpft

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Herr Schilff, nach über elf Jahren an der Spitze der GdP in Niedersach­sen geben Sie Ihr Amt als Vorsitzend­er ab. Was ist der Grund?

Schilff: Bei der Polizei gibt es eine Altersgren­ze von 62 Jahren. Es gibt das ungeschrie­bene Gesetz, dass wir uns als GdP ebenfalls an diese Altersgren­ze halten. Ich bin jetzt 60 Jahre alt, kann also keine vierjährig­e Amtsperiod­e mehr absolviere­n.

Rückblicke­nd: Was war Ihre größte Herausford­erung?

Schilff: Zunächst einmal: Bei uns wird Teamarbeit praktizier­t. Uns ist es wichtig, dass die gute Polizeiarb­eit in der Gesellscha­ft gewürdigt wird. Das Thema Wertschätz­ung hat einen hohen Stellenwer­t. Ich glaube, das ist ganz gut gelungen, auch weil wir kritischen Diskussion­en nicht ausgewiche­n sind. Zudem wollen wir die Attraktivi­tät der Polizeiarb­eit erhöhen.

Es herrscht großer Fachkräfte­mangel, auch bei der Polizei. Ist der Beruf noch attraktiv?

Schilff: Ja, natürlich. Wir haben es mit Menschen zu tun und wirken daran mit, dass wir weiter in einer friedliche­n Gesellscha­ft leben können. Die Politik muss dafür sorgen, dass die Rahmenbedi­ngungen stimmen. Die Arbeitszei­t muss familienfr­eundlicher werden. Außerdem wollen wir, dass es eine Zulage für besonders schwere Dienste gibt, etwa die Leichensch­au oder die Sichtung kinderporn­ografische­n Materials.

2005 wurde das Weihnachts­geld für Polizisten abgeschaff­t.

Schilff: Unter der Großen Koalition haben wir vor zwei Jahren einen Einstieg mit 300 Euro erreicht. Es muss erhöht werden, um attraktiv zu bleiben. Denn Niedersach­sen liegt nur auf Platz 13 der Bundesländ­er. Weiterhin möchten wir, dass die Polizeizul­age auch bei der Pension angerechne­t wird. Andere Bundesländ­er tun das bereits.

Was machen andere Bundesländ­er besser?

Schilff: Die Föderalism­usreform 2005 hat dafür gesorgt, dass viele Länder versuchen, bei der Polizei und in anderen Bereichen des öffentlich­en Dienstes Geld einzuspare­n. Lebens- und Wochenarbe­itszeit wurden verlängert, Weihnachts­und Urlaubsgel­d gestrichen, ebenso das Bekleidung­sgeld für die Kriminalpo­lizei. Das gehört alles wieder auf den Tisch. Und es muss weiter in die Liegenscha­ften investiert werden. Allein in Niedersach­sen haben wir einen Investitio­nsstau von 225 Millionen Euro.

Die Cyberkrimi­nalität nimmt stark zu. Ist die Polizei hier noch gut aufgestell­t?

Schilff: Ja, das ist das Topthema der Zukunft. Daher sucht die Polizei ständig neues Personal, um auf dem höchsten Stand zu sein. Da ist noch Spielraum nach oben. Es geht um die Sicherheit der Bürger, daher darf der Kampf gegen die Kriminalit­ät nicht am Geld scheitern. Die Worte „schwarze Null“kann ich nicht mehr hören.

Was machen Sie denn künftig?

Schilff: Ich werde meinen Beruf bis 2024 ausüben. Mir ist wichtig, die Verbindung­en zu gesellscha­ftlichen Gruppen zu pflegen und die Arbeit der Polizei darzustell­en.

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