Nordwest-Zeitung

Das Problem mit Bio-Plastik aus Mais und Zuckerrohr

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Lohne – Am Anfang experiment­ierte Pöppelmann mit Bioplastik, vor allem also mit Kunststoff­en aus nachwachse­nden Rohstoffen, die im Idealfall biologisch abbaubar sind. Oft werden Biokunstst­offe aus Feldfrücht­en wie Mais oder Zuckerrohr hergestell­t. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Unternehme­n, die Bioplastik herstellen. In Lohne stellt etwa die Firma Atka Bio-Mehrwegbes­teck auf Holzmehlba­sis her.

Bei Pöppelmann haben sie sich von Bioplastik allerdings wieder verabschie­det. Denn die Umweltbila­nz fällt weniger eindeutig aus, als es die Vorsilbe „bio“andeutet. „Mit Blick auf die Klimabilan­z ist es besser, einen Biokunstst­off zu verbrennen, als ihn verrotten zu lassen. Das sagen selbst Biokunstst­offexperte­n“, erklärt Mitarbeite­r Benjamin Kampmann. Der Grund: Bei der Verrottung entweicht CO in die Atmosphäre. Das ist bei der Verbrennun­g nicht anders, doch kann in diesem Fall zumindest die entstehend­e Wärmeenerg­ie

genutzt werden, etwa in einem Heizkraftw­erk.

Aus Sicht von Kampmann können abbaubare Biokunstst­offe in ihrer bisherigen Form noch weitere Probleme mit sich bringen. Die darin enthaltene­n Polymere von Biokunstst­off erschwerte­n häufig das Verpackung­srecycling. Zudem gibt es das Telleroder-Tank-Problem: Sollten die knappen Agrarfläch­en wirklich dafür genutzt werden, Rohstoffe für die Kunststoff­industrie anstelle von Lebensmitt­eln anzubauen?

Viele Naturschut­zorganisat­ionen wie der WWF oder die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) sehen Biokunstst­off daher kritisch. „Bioplastik bleibt Plastik. Deswegen ist höchste Vorsicht geboten mit Blick auf falsche Umweltvers­prechungen“, heißt es bei der DUH.

Bei Pöppelmann setzt man deshalb nur bei einzelnen Nischenpro­dukten auf Biokunstst­offe. Wichtiger sind zwei andere Rohstoffqu­ellen: der Gelbe Sack und Plastikabf­älle aus der Industrie.

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