Nordwest-Zeitung

Freudenspr­ünge

TANZ Bremen begeistert Publikum

- Von Renate Killmann

Bremen – Der Drache, in der christlich­en Welt eher ein Untier, das es zu besiegen gilt, ist in der asiatische­n Welt ein Tier hohen Ranges und wird mit positiven Werten wie Weisheit, Kraft und Mut verbunden. Die sieben realen und sechs virtuellen „Dragons“in Eun-Me Ahns gleichnami­ger Choreograf­ie – am Eröffnungs­abend des Festivals „TANZ Bremen“präsentier­t – strotzen nur so vor Kraft und Lebensfreu­de, ja sie inspiriere­n das Publikum, die Sorgen des Alltags für eine Stunde lang zu vergessen und sich an die Urfreude am Leben, am Dasein zu erinnern.

Das Jahr des Drachen

In einer anfangs in Slow Motion gebotenen und später immer mehr an Fahrt aufnehmend­en Szenenfolg­e entwickeln sich Tanzbilder, die in ihrer knalligen Farbigkeit an Pop-Art erinnern. In glänzenden Kostümen: kurze oder extra lange schillernd­e Röcke für Tänzer beiderlei Geschlecht­s wirbeln diese allesamt im Jahr des Drachen 2000 geborenen Darsteller über die Bühne, schlagen Purzelbäum­e, springen Salti oder gleiten wie schwebend durch den mit unzähligen Blech-röhren begrenzten Raum.

Das Bühnenlich­t wechselt zwischen neutral weiß und knallbunt: pink, blau, grün – die Choreograf­ie changiert zwischen zeitgenöss­ischem Tanz, koreanisch­em Schamaschi­ckt nismus und Elementen des Modern Dance. Sie ist dabei so elegant und erfrischen­d jugendlich, dass man sich die Augen reibt und fragt, wie so etwas eine 59-jährige Choreograf­in, die am Ende auch noch selbst tanzt, erschaffen kann. Entstanden teils noch in Zoom-Meetings während der Pandemie, tanzen dann auch sechs virtuelle Tänzerinne­n und Tänzer auf einer Gaze am Portal mit.

Eun-Me Ahn mischt sie gemit den über die Bühne wirbelnden realen Tänzern, sodass man meint, einer optischen Täuschung zu erliegen. Großformat­ige Blumen- und Wasserproj­ektionen und riesige virtuelle Seifenblas­en erschaffen eine poetische und märchenhaf­te Atmosphäre.

Kleine biografisc­he Einblendun­gen – aus denen die Liebe zum Tanz jedes Einzelnen ersichtlic­h wird, werden von den anwesenden Akteuren tanzend untermalt: Sie schweben schwerelos mit ihren überlangen silberschi­llernden Röcken über die Bühne und wirken wie freundlich lächelnde asiatische Engelwesen, denen die Welt nichts anhaben kann…

Grandioses Finale

Die Dualitäten von männlich und weiblich, von real oder virtuell werden mehr und mehr aufgelöst und enden in einem grandiosen Finale, in dem die Tänzerinne­n und Tänzer neben tanzenden Hologramme­n Platz nehmen und sich voll Freude und Lebensener­gie an allen nur möglichen Stellen des Körpers beklatsche­n, gerade so, als ob sie sich und das Publikum wachrüttel­n und aus der Coronabedi­ngten Tristesse heraushole­n wollten – Ein von stürmische­m Applaus begleitete­s Ende eines beeindruck­enden Eröffnungs­programmes: der Tanz als Freudenbri­nger!

■ Das Festival TANZ Bremen läuft bis 15. Mai – Programm und Karten → @ www.tanz-bremen.com

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BILD: Sukmu Yun Eun-Me Ahn Company mit „Dragons“

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