Der alte Mann und das Tor zur 3. Liga
Marcel Appiah will nach 3:2 mit dem VfB Großes für die Stadt erreichen
Oldenburg – Während die Teamkollegen mit den Fans des VfB Oldenburg auf und vor der Haupttribüne des Marschwegstadions – wie später am Abend noch mit Meister-Feuer und Pyro-Flamme am Hafen – ausgelassen hüpfend den Heimsieg gegen den Hamburger SV II zelebrierten und sogar den sonst an dieser Stelle eher zurückhaltenden Dario Fossi zur Abklatsch-Orgie animierten, blieb Marcel Appiah zunächst sitzen. Der Trainer hatte ein paar Meter entfernt gerade von einer 99,9-prozentigen Meister-Wahrscheinlichkeit gesprochen – und dem Mann gehuldigt, der mit seinem 3:2 für die Sicherheit an der Tabellenspitze der Regionalliga Nord gesorgt hatte, die dieser regelmäßig im Abwehrzentrum ausstrahlt.
Auf der Zielgeraden
„Schön, dass der alte Mann sein Tor gemacht hat“, meinte Coach Fossi über Appiah, der mit 34 Jahren bei den Blauen auf der Zielgerade seiner Fußball-Laufbahn zu sein scheint und hier auf der roten Leichtathletik-Laufbahn saß, um einen Moment lang innezuhalten. Vielleicht dachte der Routinier, der 2021 von Südwest-Regionalligist VfR Aalen nach Oldenburg kam und bis 2023 unterschrieben hat, an sein Kopfball-Tor aus spitzem Winkel, mit dem er den VfB in der 90. Minute zum Sieg geköpft hatte. Vielleicht dachte er auch an das, was jetzt noch vor dem Team liegt.
Auf dem Sofa
Die Meisterschaft dürften die Oldenburger (17 Spiele/38 Punkte/Tordifferenz: +19) im Fernduell mit Verfolger Weiche Flensburg (16/32/+8) wirklich kaum noch verspielen können. Wenn der Tabellenzweite aus dem hohen Norden schon am nächsten Samstag klein beigibt und Schlusslicht Hildesheim nicht besiegt, ist der spielfreie VfB „Sofa-Meister“. Gewinnt Weiche, fällt die finale Entscheidung erst am letzten Spieltag, wenn die Fossi-Elf am 21. Mai (Samstag, 15 Uhr) Holstein Kiel II empfängt und die Flensburger am 22. Mai (Sonntag, 14 Uhr) bei Werder Bremen II antreten.
Auf den Punkt
Das endgültige Zementieren von Platz eins ist aber nur noch ein kleiner Schritt auf dem Weg zum Erreichen des großen Ziels: dem Aufstieg in die 3. Liga. „Wir spielen hier, um etwas Großes für die Stadt zu erreichen“, brachte Appiah die Stimmung im Verein und im Umfeld auf den Punkt. Der Abwehrchef, der in seiner umfangreichen Vita neben 52 Zweitliga-Spielen für Arminia Bielefeld unter anderem auch 115 Einsätze in der 3. Liga für Bielefeld wie VfL Osnabrück stehen hat, will die Fußball-Euphorie in Oldenburg mit dem Aufstieg weiter anheizen.
Auf dem Erfolgsweg
Die ganz große Hürde vor der Realisierung des großen VfB-Traums folgt in der Relegation. Dort wartet höchstwahrscheinlich der als sehr stark einzuschätzende BFC Dynamo auf die Oldenburger. Die Berliner liegen in der Regionalliga Nordost drei Punkte sowie 13 Tore vor Carl Zeiss Jena und müssen beim Saisonfinale am kommenden Sonntag ebenfalls nur noch einen ganz kleinen Meister-Hüpfer machen. Dass der VfB auch gegen diesen Gegner bestehen kann (Hinspiel wäre am 28. Mai in Berlin – Rückspiel am 4. Juni in Oldenburg), dessen sind sich Trainer Fossi und Abwehrchef Appiah sicher. „Die Mentalität ist einzigartig“, sagte der Trainer über sein Team, das unbeirrt seinem Erfolgsweg folgt. „Alle in der Mannschaft haben echt Charakter“, betonte der Abwehrchef mit ruhiger wie entschlossener Stimme.