Nordwest-Zeitung

Der alte Mann und das Tor zur 3. Liga

Marcel Appiah will nach 3:2 mit dem VfB Großes für die Stadt erreichen

- Von Jan Zur Brügge Und Wolfgang Wittig

Oldenburg – Während die Teamkolleg­en mit den Fans des VfB Oldenburg auf und vor der Haupttribü­ne des Marschwegs­tadions – wie später am Abend noch mit Meister-Feuer und Pyro-Flamme am Hafen – ausgelasse­n hüpfend den Heimsieg gegen den Hamburger SV II zelebriert­en und sogar den sonst an dieser Stelle eher zurückhalt­enden Dario Fossi zur Abklatsch-Orgie animierten, blieb Marcel Appiah zunächst sitzen. Der Trainer hatte ein paar Meter entfernt gerade von einer 99,9-prozentige­n Meister-Wahrschein­lichkeit gesprochen – und dem Mann gehuldigt, der mit seinem 3:2 für die Sicherheit an der Tabellensp­itze der Regionalli­ga Nord gesorgt hatte, die dieser regelmäßig im Abwehrzent­rum ausstrahlt.

Auf der Zielgerade­n

„Schön, dass der alte Mann sein Tor gemacht hat“, meinte Coach Fossi über Appiah, der mit 34 Jahren bei den Blauen auf der Zielgerade seiner Fußball-Laufbahn zu sein scheint und hier auf der roten Leichtathl­etik-Laufbahn saß, um einen Moment lang innezuhalt­en. Vielleicht dachte der Routinier, der 2021 von Südwest-Regionalli­gist VfR Aalen nach Oldenburg kam und bis 2023 unterschri­eben hat, an sein Kopfball-Tor aus spitzem Winkel, mit dem er den VfB in der 90. Minute zum Sieg geköpft hatte. Vielleicht dachte er auch an das, was jetzt noch vor dem Team liegt.

Auf dem Sofa

Die Meistersch­aft dürften die Oldenburge­r (17 Spiele/38 Punkte/Tordiffere­nz: +19) im Fernduell mit Verfolger Weiche Flensburg (16/32/+8) wirklich kaum noch verspielen können. Wenn der Tabellenzw­eite aus dem hohen Norden schon am nächsten Samstag klein beigibt und Schlusslic­ht Hildesheim nicht besiegt, ist der spielfreie VfB „Sofa-Meister“. Gewinnt Weiche, fällt die finale Entscheidu­ng erst am letzten Spieltag, wenn die Fossi-Elf am 21. Mai (Samstag, 15 Uhr) Holstein Kiel II empfängt und die Flensburge­r am 22. Mai (Sonntag, 14 Uhr) bei Werder Bremen II antreten.

Auf den Punkt

Das endgültige Zementiere­n von Platz eins ist aber nur noch ein kleiner Schritt auf dem Weg zum Erreichen des großen Ziels: dem Aufstieg in die 3. Liga. „Wir spielen hier, um etwas Großes für die Stadt zu erreichen“, brachte Appiah die Stimmung im Verein und im Umfeld auf den Punkt. Der Abwehrchef, der in seiner umfangreic­hen Vita neben 52 Zweitliga-Spielen für Arminia Bielefeld unter anderem auch 115 Einsätze in der 3. Liga für Bielefeld wie VfL Osnabrück stehen hat, will die Fußball-Euphorie in Oldenburg mit dem Aufstieg weiter anheizen.

Auf dem Erfolgsweg

Die ganz große Hürde vor der Realisieru­ng des großen VfB-Traums folgt in der Relegation. Dort wartet höchstwahr­scheinlich der als sehr stark einzuschät­zende BFC Dynamo auf die Oldenburge­r. Die Berliner liegen in der Regionalli­ga Nordost drei Punkte sowie 13 Tore vor Carl Zeiss Jena und müssen beim Saisonfina­le am kommenden Sonntag ebenfalls nur noch einen ganz kleinen Meister-Hüpfer machen. Dass der VfB auch gegen diesen Gegner bestehen kann (Hinspiel wäre am 28. Mai in Berlin – Rückspiel am 4. Juni in Oldenburg), dessen sind sich Trainer Fossi und Abwehrchef Appiah sicher. „Die Mentalität ist einzigarti­g“, sagte der Trainer über sein Team, das unbeirrt seinem Erfolgsweg folgt. „Alle in der Mannschaft haben echt Charakter“, betonte der Abwehrchef mit ruhiger wie entschloss­ener Stimme.

 ?? BILD: IMAGO ?? Die VfB-Teamkolleg­en um Marten Schmidt (mit Megafon) feiern mit den Fans im Marschwegs­tadion das 3:2 gegen den Hamburger SV – Siegtorsch­ütze Marcel Appiah (Mitte, gelbe Schuhe) sitzt auf der Laufbahn und genießt den Moment.
BILD: IMAGO Die VfB-Teamkolleg­en um Marten Schmidt (mit Megafon) feiern mit den Fans im Marschwegs­tadion das 3:2 gegen den Hamburger SV – Siegtorsch­ütze Marcel Appiah (Mitte, gelbe Schuhe) sitzt auf der Laufbahn und genießt den Moment.
 ?? BILD: Imago ?? Abwehrchef und Trainer: Marcel Appiah (links) und Dario Fossi im November, als der VfB gerade drei sieglose Spiele erlebt hatte. Seitdem gab’s neun Siege und drei Remis.
BILD: Imago Abwehrchef und Trainer: Marcel Appiah (links) und Dario Fossi im November, als der VfB gerade drei sieglose Spiele erlebt hatte. Seitdem gab’s neun Siege und drei Remis.
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