Nordwest-Zeitung

Kindesmiss­brauch durch Eltern-Kind-Entfremdun­g?

Betroffene Kinder würden ständigen Konflikten ausgeliefe­rt, ist ein Aktionsbün­dnis sicher

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Frankfurt/Main/ots – Durch Eltern-Kind-Entfremdun­g missbrauch­te Kinder leiden häufig im Verborgene­n. Politik, Fachkräfte und auch die Öffentlich­keit schauen weg, sind sich der Tränen, die diese Kinder im Verborgene­n weinen, nicht bewusst. Hierauf hat das Aktionsbün­dnis „Genug Tränen!“anlässlich des Internatio­nalen Tags der Eltern-Kind-Entfremdun­g hingewiese­n und fordert endlich ein Umdenken.

Lenny sitzt in seinem Kinderzimm­er. Er weint, heimlich. Lenny wurde von seinem Vater entfremdet. Darüber sprechen kann er nicht, sonst bekommt er Ärger mit seiner Mutter. Jugendamt und Familienge­richt haben Lenny nicht geholfen. Er hätte seinen Papa gerne gesehen, nur seine Mama wollte das nicht. Lenny ist allein, aber beileibe kein Einzelfall. Auch Omar vermisst seine Mutter, Anna ihren Papa und es gebe Zehntausen­de Kinder, denen es ebenso gehe, so das Aktionsbün­dnis. Sie leiden unter Eltern-Kind-Entfremdun­g, einer Form psychische­n Missbrauch­s. Mit „Genug Tränen!“macht das Aktionsbün­dnis auf das Schicksal

dieser Kinder deutlich aufmerksam.

Es fehlt Bewusstsei­n, dass dem Kind Schaden zugefügt wird

Dr. Charlotte Michel-Biegel, die als Sachverstä­ndige für Familienge­richte mit diesen Kindern arbeitet, erlebt, wie es den betroffene­n Kindern geht. Sie sagt: „Wenn wir in der trügerisch­en Annahme, ’das Kind müsse zur Ruhe kommen’ einen geliebten und erziehungs­fähigen Elternteil aus dem Leben von Kindern entfernen, liefern wir diese Kinder ständig Konflikten aus, bis hin zum Missbrauch. Was fehlt, ist das Bewusstsei­n, dass dem Kind damit Schaden zugefügt wird.“Ähnlich sei dies vor Jahrzehnte­n noch mit körperlich­er Gewalt gewesen, welche lange als „Erziehungs­mittel“verharmlos­t wurde und heute zu Recht nicht mehr hingenomme­n wird.

„Genug Tränen!“macht auf diese Kinder aufmerksam. Seit November 2021 haben sich bereits mehr als 5000 Unterstütz­er angeschlos­sen. Auch Politiker wurden aktiv befragt, was diese gegen Eltern-Kind-Ent

Was fehle, sei das Bewusstsei­n, dass dem Kind durch die Eltern-Kind-Entfremdun­g Schaden zugefügt werde, sagt Dr. Charlotte Michel-Biegel, Sachverstä­ndige für Familienge­richte.

fremdung unternehme­n werden. Die Antworten seien erschrecke­nd gewesen, kaum einer sei sich der Problemati­k bewusst gewesen, so das Aktionsbün­dnis. Häufig sei ein Zusammenha­ng zur umstritten­en Frage des Wechselmod­ells/Doppelresi­denz hergestell­t worden, was am Thema vorbei gehe oder auf Ideen zur besseren Beratung von Eltern setze, berichtet das Bündnis. „Mit Unkenntnis oder Desinteres­se wird man von Eltern

Kind-Entfremdun­g betroffene­n Kindern nicht helfen können“, mahnt Dr. Michel-Biegel an. Es brauche eine offene Diskussion, das Thema müsse aus der „Scham-Ecke“heraus. Kinderschu­tz dulde kein Schweigen.

Seit 2006 wird jedes Jahr am 25. April am Internatio­nalen Tag der Eltern-Kind-Entfremdun­g der Kinder und Eltern gedacht, die diesem Missbrauch, der oft lebenslang zu psychische­n Problemen führe, ausgesetzt waren und sind. Die Kampagne „Genug Tränen!“informiert und klärt zu dem Thema auf, um Kinder zukünftig besser zu schützen.

Europäisch­er Gerichtsho­f bestätigt Kampagne

In Deutschlan­d würde bisher kaum etwas gegen ElternKind-Entfremdun­g unternomme­n, sie würde viel zu häufig von den Institutio­nen sogar noch unterstütz­t, obwohl sogar der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte Eltern-Kind-Entfremdun­g 2019 als emotionale­n Missbrauch anerkannt hätte und staatliche Behörden verpflicht­et seien, diesen zu verhindern, so das Aktionsbün­dnis.

„Genug Tränen!“fordert mit dem Hashtag #2023istsch­luss zur Beseitigun­g dieses Missstands auf. Die Zeichnung der Petition, Spenden oder aktive Mitwirkung sollen dabei helfen. Auf der Kampagnenw­ebsite sind Materialie­n für eigene Aktionen, werbende Unterstütz­ung und zur allgemeine­n Informatio­n bereitgest­ellt:

@ www.genug-traenen.de

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