Nordwest-Zeitung

Zu viel Onlinebetr­ug, zu wenig Schutz

Bürger pochen auf bessere Polizei-Ausstattun­g – Täter gehen profession­ell vor

- Von Christoph Tapke-Jost

Oldenburg/Hannover – Internet-Kriminalit­ät boomt – immer mehr Nutzer geraten in die Fänge von Cyberangri­ffen oder versteckte­r Abzocke. In Niedersach­sen haben bereits rund zwei von drei Bürgern Betrugsver­suche im Netz selbst erfahren. Die Gefahren lauern oft bei der alltäglich­en Nutzung; beim Einkaufen im Internet, beim Öffnen von Mails am Arbeitspla­tz oder während des Online-Bankings.

Dazu kommt: Die Methoden der Kriminelle­n werden immer ausgefeilt­er. Erhielten Bürger früher oft Mails, die problemlos auf den ersten Blick zu enttarnen waren (wegen übertriebe­nem Inhalt, grauenvoll­em Deutsch oder kryptische­n URLs) und direkt gelöscht wurden, ist das Vorgehen heutzutage immer durchdacht­er. Anreden mit dem korrekten Namen oder gefakte, aber sehr profession­ell aussehende Signaturen großer Firmen lassen Nutzer zum Beispiel zweifeln, ob Mails echt sind.

Zweifel an Behörden

Angesichts zunehmende­r Online-Gefahren zweifeln viele Niedersach­sen laut einer Umfrage unseres Niedersach­sen-Checks die Fähigkeite­n

von Justiz und Polizei an. 71 Prozent der Befragten der repräsenta­tiven Forsa-Umfrage im Auftrag unserer und 42 weiterer Zeitungen meinen, die Behörden unternähme­n nicht genug. Besonders Jüngere sind skeptisch, was Justiz und Polizei betrifft. Vier von fünf der 18- bis 29-Jährigen, sagten, es wird zu wenig getan. Je älter hingegen die Befragten werden, desto besser bewerten diese die Ermittlung­en.

Allerdings haben an den gefühlten Defiziten nach Umfrage-Ergebnisse­n nicht die ausführend­en Personen Schuld. Mit beeindruck­ender Mehrheit kritisiere­n die Teilnehmer des Checks fehlende Fachkenntn­isse

und zu wenig Personal, um die Kriminalit­ät im Netz profession­ell zu unterbinde­n. 87 Prozent über alle Altersgrup­pen hinweg beklagen eine fehlende Ausstattun­g bei Polizei und Justiz.

Weiterbild­ung wichtig

Das bedeutet wiederum: Die potenziell­en Wähler fordern die nächste Landesregi­erung auf, mehr Mittel in dieses Segment zu stecken, unter anderem mehr Geld für die Weiterbild­ung und Personalst­ärke der Polizisten. Auch die Polizisten fordern dies. Im Frühjahr hatte GdP-Vorsitzend­er Dietmar Schilff gesagt:

„Nach unserer Einschätzu­ng bedarf es rund 550 weiterer Kräfte, um am Jahresende nicht mehr Überstunde­n nahe an der Millioneng­renze verzeichne­n zu müssen.“

Aktuell gibt es laut Innenminis­terium rund 18 500 Polizeibea­mte im Land. Sie verteilen sich auf regionale Polizeidir­ektionen in mehreren Städten: Braunschwe­ig, Göttingen, Hannover, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück. Diese werden wiederum unterteilt in 31 Polizeiins­pektionen.

■ Umfragen, Erklärunge­n zum Niedersach­sen-Check und Grafiken online unter

@ www.NWZonline.de/ niedersach­sen-check

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Dpa-ArchivbILD: Berg Im Netz wird der Betrug immer gewiefter: Bürger fordern aus diesem Grund eine bessere Behördenau­sstattung.

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