Zu viel Onlinebetrug, zu wenig Schutz
Bürger pochen auf bessere Polizei-Ausstattung – Täter gehen professionell vor
Oldenburg/Hannover – Internet-Kriminalität boomt – immer mehr Nutzer geraten in die Fänge von Cyberangriffen oder versteckter Abzocke. In Niedersachsen haben bereits rund zwei von drei Bürgern Betrugsversuche im Netz selbst erfahren. Die Gefahren lauern oft bei der alltäglichen Nutzung; beim Einkaufen im Internet, beim Öffnen von Mails am Arbeitsplatz oder während des Online-Bankings.
Dazu kommt: Die Methoden der Kriminellen werden immer ausgefeilter. Erhielten Bürger früher oft Mails, die problemlos auf den ersten Blick zu enttarnen waren (wegen übertriebenem Inhalt, grauenvollem Deutsch oder kryptischen URLs) und direkt gelöscht wurden, ist das Vorgehen heutzutage immer durchdachter. Anreden mit dem korrekten Namen oder gefakte, aber sehr professionell aussehende Signaturen großer Firmen lassen Nutzer zum Beispiel zweifeln, ob Mails echt sind.
Zweifel an Behörden
Angesichts zunehmender Online-Gefahren zweifeln viele Niedersachsen laut einer Umfrage unseres Niedersachsen-Checks die Fähigkeiten
von Justiz und Polizei an. 71 Prozent der Befragten der repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag unserer und 42 weiterer Zeitungen meinen, die Behörden unternähmen nicht genug. Besonders Jüngere sind skeptisch, was Justiz und Polizei betrifft. Vier von fünf der 18- bis 29-Jährigen, sagten, es wird zu wenig getan. Je älter hingegen die Befragten werden, desto besser bewerten diese die Ermittlungen.
Allerdings haben an den gefühlten Defiziten nach Umfrage-Ergebnissen nicht die ausführenden Personen Schuld. Mit beeindruckender Mehrheit kritisieren die Teilnehmer des Checks fehlende Fachkenntnisse
und zu wenig Personal, um die Kriminalität im Netz professionell zu unterbinden. 87 Prozent über alle Altersgruppen hinweg beklagen eine fehlende Ausstattung bei Polizei und Justiz.
Weiterbildung wichtig
Das bedeutet wiederum: Die potenziellen Wähler fordern die nächste Landesregierung auf, mehr Mittel in dieses Segment zu stecken, unter anderem mehr Geld für die Weiterbildung und Personalstärke der Polizisten. Auch die Polizisten fordern dies. Im Frühjahr hatte GdP-Vorsitzender Dietmar Schilff gesagt:
„Nach unserer Einschätzung bedarf es rund 550 weiterer Kräfte, um am Jahresende nicht mehr Überstunden nahe an der Millionengrenze verzeichnen zu müssen.“
Aktuell gibt es laut Innenministerium rund 18 500 Polizeibeamte im Land. Sie verteilen sich auf regionale Polizeidirektionen in mehreren Städten: Braunschweig, Göttingen, Hannover, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück. Diese werden wiederum unterteilt in 31 Polizeiinspektionen.
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