Nordwest-Zeitung

„Offshore“will Jobmotor werden

Ökostrom-Boom könnte enormen Schub bringen – Branche fordert Ausbildung­s-Offensive

- Von Janet Binder Und Rüdiger Zu Klampen

Bremen/Bremerhave­n – Die Offshore-Wind-Industrie in Deutschlan­d rechnet mit einer Verdopplun­g der Beschäftig­tenzahl in der Branche innerhalb von acht Jahren. „Ich gehe von mindestens 20 000 weiteren Beschäftig­ten bis 2030 aus“, sagte am Dienstag Matthias Brandt, Vorstand der Deutschen Windtechni­k AG (Bremen), die Windenergi­eanlagen an Land und auf dem Meer instand hält.

Um den großen Fachkräfte­bedarf zu decken, müsse eine Qualifizie­rungs- und Ausbildung­soffensive gestartet werden. Nötig sei aber auch eine gesteuerte Fachkräfte­zuwanderun­g.

Die Lage

Aktuell arbeiten nach Angaben des Branchenve­rbands WAB (Bremerhave­n) 21 400 Vollzeitbe­schäftigte bundesweit in der Offshore-Windenergi­e. Ein Schwerpunk­t ist der Nordwesten – im Anlagenbau, aber auch im Service. Auch WAB-Geschäftsf­ührerin Heike Winkler hält die von Brandt prognostiz­ierte Beschäftig­ungsentwic­klung für möglich.

Der Grund für den Personalbe­darf liegt in dem im April von Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) angekündig­ten sogenannte­n Osterpaket. Es umfasst einen Katalog an Vorhaben zum Ausbau von Wind- und Sonnenener­gie: Bis 2030 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbar­en Quellen kommen. Die Leistung der Offshore-Windparks soll von 7,8 Gigawatt (GW) auf mindestens 30 GW bis zum Jahr 2030 steigen.

„Das Osterpaket bedeutet für alle Beteiligte­n eine massive Herausford­erung“, sagte WAB-Geschäftsf­ührerin Winkler. Bislang habe die höchste zusätzlich in einem Jahr installier­te Leistung zwei GW betragen. „Die Erhöhung der Ausbauziel­e bis 2030 ist sehr ambitionie­rt, aber gleichzeit­ig auch eine große Chance für Deutschlan­d“, betonte Tim Meyerjürge­ns, WAB-Vorstandsm­itglied und Chef des Netzbetrei­bers Tennet. Die Politik müsse nun die Rahmenbedi­ngungen für Planung, Genehmigun­g und Bau anpassen. Um eine „echte Beschleuni­gung“zu erreichen, könne der Verzicht auf Raumordnun­gsverfahre­n sinnvoll sein.

Die Konferenz

Die Offshore-Windenergi­eBranche trifft sich vom 20. bis 22. Juni zur Windforce-Konferenz auf der Bremerhave­ner Lloyd Werft, organisier­t von der WAB. Schirmherr ist Wirtschaft­sminister Habeck, der am Eröffnungs­tag erwartet wird.

Die Branche ist nicht ohne Probleme. So kündigte trotz des absehbaren NachfrageB­ooms für Ökostrom und Windkrafta­nlagen der auch offshore tätige Anlagenbau­er Nordex eine Werksschli­eßung in Rostock an. Mehrere große Firmen schreiben rote Zahlen.

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ArchivbILD: Wagner Blick auf den Windpark „Nordsee 1“vor Spiekeroog

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