„Ich wollte nie woanders sein“
Warum Nils Frenzel 14 Jahre lang VfLer blieb – Und wieso er nun geht
Als Nils Frenzel 2008/09 beim VfL Oldenburg seine erste Saison im Männerfußball spielte, stürmte der VfL Wolfsburg mit Edin Dzeko und Grafite zur Deutschen Meisterschaft. Einen Bundesliga-Titel des FC Bayern, zwei von Borussia Dortmund und weitere zehn des FCB später beendet Frenzel nun seine Karriere, in der er immer beim VfL spielte. Im Abschiedsinterview spricht der 32-Jährige, der zwölf Jahre lang die Kapitänsbinde trug, über sportliche Höhepunkte und Enttäuschungen, seine Trainer, Doppelkopfrunden im Bus und seine ganz spezielle „tragende“Rolle.
Hallo Nils, an diesem Mittwoch um 19 Uhr gehst Du beim Duell mit dem SV Ramlingen-Ehlershausen in Dein letztes Heimspiel mit dem VfL Oldenburg im Hans-Prull-Stadion. Am Sonntag ist dann Deine Karriere als Fußballer nach 14 Jahren in der ersten Mannschaft vorbei. Hat es sich gelohnt?
Nils Frenzel (32): Ja. Es war eine unwahrscheinlich schöne Zeit und intensive Jahre, auf die ich sehr gern zurückblicke. Ich habe beim VfL viele tolle Mitspieler gehabt. Einige wurden meine Freunde, einer war sogar mein Trauzeuge.
Wie hält man es so lange bei einem Verein aus? Frenzel: Wir hatten beim VfL immer einen sehr guten Zusammenhalt in der Mannschaft und im Verein. Der Zusammenhalt geht aber über den Fußball hinaus. Im ganzen Verein herrscht eine unglaublich familiäre Atmosphäre. Ich fühle mich beim VfL einfach wohl und wollte daher nie woanders sein. Sportlich hat es auch immer gepasst, ich habe viel gelernt und viel gespielt.
Gibt es noch andere Gründe? Frenzel: Die Trainer. Stefan Lang, Detlef Blancke, Ulf Kliche, Dario Fossi und Lasse Otremba passten zu Mannschaft und Verein. Fünf Trainer in 14 Jahren sprechen für sich. Beim VfL werden keine überstürzten Entscheidungen getroffen. Man merkt immer wieder die Ruhe und Geduld der Verantwortlichen, das zahlt sich auf dem Platz aus.
Du bist ja schon seit vielen Jahren Kapitän. Wie kam es dazu? Frenzel: Detlef Blancke hat mich 2010 zum Kapitän gemacht. Wenn man als so junger Spieler Kapitän wird, ist es eine große Ehre. Das Amt hat aber auch eine große Bedeutung. Ich habe immer versucht, durch Leistungsbereitschaft und Ehrgeiz voranzugehen. Als Kapitän war ich zudem Ansprechpartner für die jungen Spieler und das
Sprachrohr der Mannschaft gegenüber Trainer, sportlicher Leitung und Vereinsführung.
Beim VfL hat der Kapitän ja noch eine spezielle Funktion... Frenzel: Er hat quasi eine tragende Rolle. Bei Heimspielen muss er die Getränke aus der Vereinskneipe in die Kabine tragen. (lacht)
Was waren die Höhepunkte? Frenzel: Das schönste Spiel und auch der größte Erfolg war 2018 das Aufstiegsspiel beim Brinkumer SV. Da haben wir mit einem 4:0 den Aufstieg in die Regionalliga perfekt gemacht. Wirklich schön war aber, dass uns so viele Oldenburger Fußballfans nach Brinkum begleitet hatten, es war eine tolle Atmosphäre. Auch das erste Freundschaftsspiel
im Mai 2010 gegen Werder Bremen – da spielten noch bekannte Stars wie Claudio Pizarro und Torsten Frings – war ein sehr schönes Erlebnis.
Trotz des 1:16. Das 0:5 zu Beginn dieser Saison im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf gehört nicht zu den Highlights? Frenzel: Nein. Wir waren sportlich zu unterlegen und chancenlos. Was mir von dem Spiel positiv in Erinnerung bleiben wird, ist die große Kulisse im Marschwegstadion.
Was war Deine größte sportliche Enttäuschung? Frenzel: Unser zweites Jahr in der Oberliga. In der Saison 2014/15 sind wir sportlich abgestiegen. Nur weil Werder II in die 3. Liga und Hildesheim in die Regionalliga aufgestiegen sind, blieben wir drin.
Was wird Dir fehlen? Frenzel: Zwei Dinge. Zum einen die Doppelkopfrunden hinten im Bus auf den Fahrten zu Auswärtsspielen. Und nach den Heimspielen das Bier in der Kabine, wenn wir noch im Trikot auf einen Sieg anstoßen. Schon jetzt kommt Wehmut bei mir auf, weil mir das Fußball spielen mit den Jungs fehlen wird.
Warum hörst Du jetzt auf? Frenzel: Ich möchte mehr Zeit für die Familie haben und zeitlich flexibler sein. Ich werde dem VfL aber verbunden bleiben. In welcher Funktion, kann ich noch nicht sagen. Dieser tolle Verein hat mir so viel gegeben – da möchte ich ihm auch etwas zurückgeben.