Nordwest-Zeitung

Vom Kabarett an die Spitze der Gewerkscha­ft GEW

Welche Ideen Stefan Störmer aus Leer in die niedersäch­sische Bildungsla­ndschaft einbringen will

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Leer/Langenhage­n/Nordenham – „Bildungspo­litik wird nicht nur in Hannover gemacht“, sagt Stefan Störmer. Vieles werde vor Ort entschiede­n. Darum habe sich die Bildungsla­ndschaft in Niedersach­sen unterschie­dlich entwickelt. Der 54-jährige Gymnasiall­ehrer aus Leer kann nun an führender Stelle mithelfen, dass diese Landschaft blüht und gedeiht. Störmer ist am Montagaben­d in Langenhage­n bei Hannover zum neuen Landesvors­itzenden der Bildungsge­werkschaft GEW (Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft) gewählt worden. Auf ihn entfielen 59,8 Prozent der 214 Delegierte­nstimmen.

Stefan Störmer ist ein „Kind der Region“. Den gebürtigen Nordenhame­r zog es nach Abitur und Zivildiens­tzeit im Rettungsdi­enst zum Lehramtsst­udium in den Fächern

Deutsch und Biologie nach Oldenburg. Mit Carsten Seyfarth, bis 2021 Bürgermeis­ter in Nordenham, gründete er eine Kabarettgr­uppe, die unter anderem in der Oldenburge­r Kulturetag­e auftrat. Weil es nach dem Lehrerstud­ium kaum Stellen gab, arbeitete Störmer zunächst bei der Volkshochs­chule Leer. 1999 war er dann Lehrer an der Orientieru­ngsstufe (OS) Moormerlan­d. Nach Auflösung der OS wanderte die Planstelle an das TelettaGro­ß-Gymnasium in Leer.

Schulbezir­kspersonal­rat

Schon früh engagierte er sich ehrenamtli­ch – zunächst im Kreisverba­nd Leer der GEW und seit 2011 als Bezirksvor­sitzender für den gesamten Bereich Weser-Ems. Dieser gehört mit 22 Kreisverbä­nden, zuständig für etwa 30 000 Beschäftig­te, zu den größten der Gewerkscha­ft. Seit zehn Jahren ist Störmer Mitglied des Schulbezir­kspersonal­rat in Ol

zudem sitzt er seit 2017 für die SPD im Stadtrat von Leer.

Er habe sich „mit Herz und Seele dem Thema Bildung verschrieb­en“, so der neue GEWChef in einem Interview. Sie sei Grundvorau­ssetzung für eine funktionie­rende Demokratie. Ein Beispiel: Gemeinsam mit Aktivisten von „Fridays for future“wurde der

„Klima-Talk“entwickelt. Wissenscha­ftler der Uni Oldenburg stellen Schulklass­en einen Videobeitr­ag zu einem Klimathema zur Verfügung; anschließe­nd wird online diskutiert. Mehr als 1000 Jugendlich­e haben sich an der letzten Runde beteiligt.

Und welche Ziele verfolgt er an der Spitze der GEW? Er setze auf Teamarbeit, sagt Stördenbur­g; mer, der mit einer Lehrerin verheirate­t ist. Für eine gute Bildungspo­litik sollten die Menschen aus der Fläche einbezogen werden. Schließlic­h gleiche keine Schule anderen.

Ein Megathema sei zudem der Fachkräfte­mangel. Das Land müsse endlich ein Konzept vorlegen, wie der Personalma­ngel an den Schulen in den Griff zu bekommen sei. „Jede Schule braucht eine Reserve“, mahnt Störmer. Denn die „Abstimmung mit den Füßen“, also hin zu den besser bezahlten Lehrerstel­len in Nachbarlän­dern, finde längst statt.

Freitags Theater-AG

Der GEW-Vorsitz sei zwar ein Ehrenamt, nicht „irgendeine Stelle“. Gleichwohl ahnt der Wahl-Ostfriese, dass er künftig noch mehr unterwegs sein werde. Seine Theater AG, freitags am Gymnasium in Leer, und die Kabarett-Lesungen möchte er aber fortführen.

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Dpa-BILD: Bucher Neuer Landesvors­itzender der Bildungsge­werkschaft GEW: Stefan Störmer (54) aus Leer

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