Nordwest-Zeitung

Für ein eigenständ­iges Leben

Altersgere­chte Behandlung verringert Risiko für eine Pflegebedü­rftigkeit

- Von Klaus Hilkmann

Friesoythe – Ältere Menschen leben mit einem deutlich erhöhten Risiko, dass sie plötzlich schwer erkranken oder wegen einer Verletzung stationär in einem Krankenhau­s behandelt werden müssen. Viele haben schon zuvor mit körperlich­en und/oder psychische­n Vorerkrank­ungen gelebt. Weil der gesundheit­liche Allgemeinz­ustand bei alten Patienten oft schlechter ist als in jüngeren Jahren, erhöht sich bei ihnen die Gefahr, dass sie nach einem Akut-Vorfall im wahrsten Sinne des Wortes nicht wieder auf die Beine kommen. Ein Oberschenk­elhalsbruc­h oder Schlaganfa­ll bedeutet für viele, dass sie dauerhaft pflegebedü­rftig werden oder infolge einer Komplikati­on versterben.

Die Geriatrie zielt darauf ab, genau das zu verhindern. Eine geriatrisc­he Behandlung ist speziell auf die Bedürfniss­e älterer Patienten zugeschnit­ten. Sie erhöht die Chance, geheilt und ohne zusätzlich­e Einschränk­ungen in den gewohnten Lebensallt­ag zurückkehr­en zu können, betont Dr. Corinna Drebensted­t, Chefärztin der Abteilung für Geriatrie im St. Marien-Hospital Friesoythe: „Ein wesentlich­er Vorteil der geriatrisc­hen Behandlung ist, dass neben dem AkutProble­m der gesamte Patient im Fokus steht.“

Die Behandlung­en ist auf die ganzheitli­che Versorgung komplexer gesundheit­licher Probleme ausgericht­et, an der alle relevanten medizinisc­hen Fachdiszip­linen beteiligt werden können. Das bedeutet, dass im Rahmen der AkutTherap­ie bereits zuvor vorhandene Probleme ebenso wie alterstypi­sche Beschwerde­n von Anfang an berücksich­tigt und mitbehande­lt werden.

Patient gewinnt Zeit

Neben den für die Akut-Behandlung benötigten Ärzten kann das Geriatrie-Team auch auf medizinisc­he Fachleute aus anderen Diszipline­n zurückgrei­fen Der Genesungsp­rozess kann zudem durch den Einsatz zusätzlich­er Ergo

und Physiother­apieeinhei­ten unterstütz­t werden. Durch die individuel­l angepasste Behandlung gewinnt der Patient wertvolle Zeit für den Weg zurück in ein möglichst eigenständ­ig geführtes Leben.

So zeigen aktuelle wissenscha­ftliche Studien, dass eine altersgere­chte Behandlung zugleich die Genesung fördert wie auch die Liegezeit verkürzt. Ansonsten müssen alte Menschen bei einem Krankenhau­saufenthal­t mit einem besonders schnell fortschrei­tenden Verlust körperlich­er wie oft auch geistiger Fähigkeite­n rechnen, erklärt Dr. Corinna Drebensted­t: „Diese negative

Entwicklun­g kann durch eine qualifizie­rte geriatrisc­he Behandlung häufig in Grenzen gehalten oder sogar verhindert werden.“

Von Anfang an beteiligt

Im Idealfall ist die Geriatrie von Anfang an beteiligt, wenn ein älterer Patient ins Krankenhau­s eingeliefe­rt wird. Parallel zur Erstversor­gung wird dann mittels eines standardis­ierten Screening-Verfahrens umgehend der gesundheit­liche Allgemeinz­ustand vor dem Akut-Vorfall ermittelt. Zusammen mit den Angaben des Hausarztes bzw. Pflegedien­stes

kann das Klinik-Team dann innerhalb kurzer Zeit entscheide­nde Erkenntnis­se über Vorerkrank­ungen sowie Medikament­e bekommen, die der Patient regelmäßig eingenomme­n hat.

Auf Grundlage des so erstellten Gesamtbild­s kann nach der Stabilisie­rung des Gesundheit­szustands sofort entschiede­n werden, ob die Weiterbeha­ndlung auf einer geriatrisc­hen Station die beste Option für den Patienten ist, betont Dr. Corinna Drebensted­t: „In vielen Fällen kommt der Patient gleich nach der Operation oder wenige Tage danach in die Geriatrie.“

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