Für ein eigenständiges Leben
Altersgerechte Behandlung verringert Risiko für eine Pflegebedürftigkeit
Friesoythe – Ältere Menschen leben mit einem deutlich erhöhten Risiko, dass sie plötzlich schwer erkranken oder wegen einer Verletzung stationär in einem Krankenhaus behandelt werden müssen. Viele haben schon zuvor mit körperlichen und/oder psychischen Vorerkrankungen gelebt. Weil der gesundheitliche Allgemeinzustand bei alten Patienten oft schlechter ist als in jüngeren Jahren, erhöht sich bei ihnen die Gefahr, dass sie nach einem Akut-Vorfall im wahrsten Sinne des Wortes nicht wieder auf die Beine kommen. Ein Oberschenkelhalsbruch oder Schlaganfall bedeutet für viele, dass sie dauerhaft pflegebedürftig werden oder infolge einer Komplikation versterben.
Die Geriatrie zielt darauf ab, genau das zu verhindern. Eine geriatrische Behandlung ist speziell auf die Bedürfnisse älterer Patienten zugeschnitten. Sie erhöht die Chance, geheilt und ohne zusätzliche Einschränkungen in den gewohnten Lebensalltag zurückkehren zu können, betont Dr. Corinna Drebenstedt, Chefärztin der Abteilung für Geriatrie im St. Marien-Hospital Friesoythe: „Ein wesentlicher Vorteil der geriatrischen Behandlung ist, dass neben dem AkutProblem der gesamte Patient im Fokus steht.“
Die Behandlungen ist auf die ganzheitliche Versorgung komplexer gesundheitlicher Probleme ausgerichtet, an der alle relevanten medizinischen Fachdisziplinen beteiligt werden können. Das bedeutet, dass im Rahmen der AkutTherapie bereits zuvor vorhandene Probleme ebenso wie alterstypische Beschwerden von Anfang an berücksichtigt und mitbehandelt werden.
Patient gewinnt Zeit
Neben den für die Akut-Behandlung benötigten Ärzten kann das Geriatrie-Team auch auf medizinische Fachleute aus anderen Disziplinen zurückgreifen Der Genesungsprozess kann zudem durch den Einsatz zusätzlicher Ergo
und Physiotherapieeinheiten unterstützt werden. Durch die individuell angepasste Behandlung gewinnt der Patient wertvolle Zeit für den Weg zurück in ein möglichst eigenständig geführtes Leben.
So zeigen aktuelle wissenschaftliche Studien, dass eine altersgerechte Behandlung zugleich die Genesung fördert wie auch die Liegezeit verkürzt. Ansonsten müssen alte Menschen bei einem Krankenhausaufenthalt mit einem besonders schnell fortschreitenden Verlust körperlicher wie oft auch geistiger Fähigkeiten rechnen, erklärt Dr. Corinna Drebenstedt: „Diese negative
Entwicklung kann durch eine qualifizierte geriatrische Behandlung häufig in Grenzen gehalten oder sogar verhindert werden.“
Von Anfang an beteiligt
Im Idealfall ist die Geriatrie von Anfang an beteiligt, wenn ein älterer Patient ins Krankenhaus eingeliefert wird. Parallel zur Erstversorgung wird dann mittels eines standardisierten Screening-Verfahrens umgehend der gesundheitliche Allgemeinzustand vor dem Akut-Vorfall ermittelt. Zusammen mit den Angaben des Hausarztes bzw. Pflegedienstes
kann das Klinik-Team dann innerhalb kurzer Zeit entscheidende Erkenntnisse über Vorerkrankungen sowie Medikamente bekommen, die der Patient regelmäßig eingenommen hat.
Auf Grundlage des so erstellten Gesamtbilds kann nach der Stabilisierung des Gesundheitszustands sofort entschieden werden, ob die Weiterbehandlung auf einer geriatrischen Station die beste Option für den Patienten ist, betont Dr. Corinna Drebenstedt: „In vielen Fällen kommt der Patient gleich nach der Operation oder wenige Tage danach in die Geriatrie.“