Nordwest-Zeitung

Reisezentr­um im Bahnhof Oldenburg vor Schließung

Vertrag läuft im Dezember aus – Fahrkarten über Bahnhofsbu­chhandlung

- Von Christoph Kiefer

Oldenburg – Die Tage der Fahrkarten­schalter im Oldenburge­r Hauptbahnh­of sind gezählt: Mit dem Fahrplanwe­chsel im Dezember soll das Reisezentr­um schließen. Die Deutsche Bahn gibt den historisch­en Wartesaal des Bahnhofs, in dem bislang DB-Mitarbeite­r Fahrkarten verkaufen und Reisende beraten, Stand heute zum 11. Dezember auf.

Hintergrun­d für den Rückzug ist die Übergabe des Ticketvert­riebs am Standort Oldenburg von der Deutschen Bahn an die Nordwest-Bahn. Geplant ist, dass die Bahnhofsbu­chhandlung im Dezember in den Ticketverk­auf einsteigt und in den Geschäftsr­äumen auch Bahn-Kunden berät. Ansonsten

gibt es im Hauptbahnh­of ab Dezember Fahrkarten nur noch an Automaten. Die denkmalges­chützte Kundenhall­e stünde dann leer.

Protest der Stadt

Die Stadt will diesen Serviceabb­au an diesem zentralen Verkehrskn­otenpunkt nicht hinnehmen. Die vorgesehen­e Lösung mit der Buchhandlu­ng werde als „nicht ausreichen­d“angesehen, sagte ein Sprecher der Verwaltung. Die Stadt habe großes Interesse an einem „qualitativ hochwertig­en Beratungs- und Verkaufsan­gebot im Hauptbahnh­of, das sowohl den Nahals auch den Fernverkeh­r umfasst“. Aus Sicht der Stadt liegt der Ball bei der Landesnahv­erkehrsges­ellschaft.

Diese Behörde ist dem Verkehrsmi­nisterium in Hannover unterstell­t und plant den Bus- und Zugverkehr im Land Niedersach­sen. Die Ausschreib­ung der Landesnahv­erkehrsges­ellschaft hatte den Betrieb eines eigenen Kundencent­ers für den Bahnhof Oldenburg nicht vorgeschri­eben – und deshalb sieht sich die Nordwest-Bahn mit Blick auf die Kosten zum Unterhalt nicht verpflicht­et.

Vertraglic­h nicht nötig

Mit dem Angebot der Buchhandlu­ng erfüllt die Nordwest-Bahn ihre vertraglic­he Pflicht gegenüber der Landesnahv­erkehrsges­ellschaft. Die Nordwest-Bahn sieht sich nicht in der Lage, freiwillig und auf eigene Kosten das Kundencent­er fortzuführ­en. Ein Sprecher der NordwestBa­hn betonte, das Angebot auf die Ausschreib­ung der Landesnahv­erkehrsges­ellschaft sei „passgenau für die Vorgaben der Aufgabentr­äger kalkuliert, um gegenüber Mitbewerbe­rn konkurrenz­fähig zu bleiben“.

Aber auch die Landesnahv­erkehrsges­ellschaft ist mit der Lage nicht zufrieden. „Wir möchten eine andere Lösung, die über den einen Schalter in der Buchhandlu­ng hinausgeht“, sagte ein Sprecher. Die Stadt hofft, dass es doch noch zu einer Lösung kommt.

■ Wo aus Sicht der Beteiligte­n der springende Punkt für den Erhalt von Fahrkarten­schaltern liegt, lesen Sie auf

Theobalds Kollege steht regelmäßig um 6 Uhr auf. Er stellt sich am Smartphone zwar den Wecker, doch wacht er auch so pünktlich um kurz vor 6 auf – auf seine innere Uhr ist eben Verlass.

Auf dem Nachttisch steht zudem ein defekter Radiowecke­r mit Leuchtanze­ige, die es noch tut. Mehr als 40 Jahre ist das Ding alt, der Kollege mag sich aber nicht davon trennen und nutzt es, um – wenn er mal wach wird – auf die Uhr zu schauen. Schlaffors­cher würden nun einwenden, dass man das nicht machen soll. Den Kollegen stört es aber nicht und er schläft, wenn es die Zeit zulässt, einfach weiter.

Nun denn, am Freitag blickte er wie gewohnt auf den Wecker: 5.59 Uhr, Zeit zum Aufstehen. Von der Bettkante aus schaute er noch einmal auf die Leuchtziff­ern und bemerkte, dass es tatsächlic­h erst 5.29 Uhr war. Er hatte die 2 als 5 gelesen. Mit Brille wär’ das nicht passiert, schmunzelt

theobald@NWZmedien.de

Wieder freie Fahrt am Stau: Die Sperrung auf Höhe des Stau Hausnummer 34 an der Einmündung zur Kaiserstra­ße ist aufgehoben. Die Reparatura­rbeiten in der Kanalanlag­e konnten früher als erwartet abgeschlos­sen werden.

die Hindenburg­straße wird aufgrund von dringenden Kanalsanie­rungsarbei­ten auf Höhe der Hausnummer 33 gegenüber dem Theodor-Tantzen-Platz von Dienstag, 17. Mai, bis Mittwoch, 25. Mai, halbseitig gesperrt. Der Kraftfahrz­eugverkehr wird mittels einer Baustellen­ampel an der Arbeitsste­lle vorbeigefü­hrt.

die Brandenbur­ger Straße ist wegen Betonierar­beiten an der Ecke zur Klingenber­gstraße am Dienstag, 17. Mai, für den Kfz-Verkehr gesperrt. Zu Fuß kann auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te an der Arbeitsste­lle vorbeigela­ufen werden. Eine Umleitung über die Straßen An den Voßbergen und Rahel-StrausStra­ße ist ausgeschil­dert. Die Busse der VWG-Linien 311, 321 und N39 fahren eine Umleitung über die Straße An den Voßbergen. Da die Bedienung der Haltestell­en „Brandenbur­ger Straße“und „Klinikum“für die Dauer der Sperrung aufgehoben wird, werden an der Ecke zur Rahel-Straus-Straße die Ersatzhalt­estellen „Klinikum“eingericht­et.

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Oldenburg/Hannover – Geldinstit­ute schließen kleinere Filialen, Serviceste­llen werden ins Internet verlagert, öffentlich­e Einrichtun­gen verweisen auf Telefon-Hotlines: Die Zahl der Anlaufstel­len, in denen Kunden Ansprechpe­rsonen zu Gesicht bekommen, geht zurück. Da macht die Deutsche Bahn keine Ausnahme. Während früher zu jedem Bahnhof ein Schalter gehörte, sind heute selbst in Städten wie Wilhelmsha­ven oder Osnabrück Reisezentr­en verwaist.

In Oldenburg sind die Weichen ebenfalls auf Rückzug gestellt. Wenn sich in den nächsten Wochen nicht doch noch eine Lösung findet, gehen im Reisezentr­um im Bahnhof die Lichter aus. Die Deutsche Bahn hat die Schließung zum Fahrplanwe­chsel am 11. Dezember 2022 angekündig­t.

Nebenher-Verkauf reicht

Was ist der Grund? Die Nordwest-Bahn hat sich über Dezember 2022 hinaus den Betrieb des Regio-S-Bahn Netzes Bremen/Niedersach­sen gesichert. Das Unternehme­n ist zwar verpflicht­et, für den Ticket-Vertrieb am Bahnhof Oldenburg zu sorgen. Allerdings hat die Landesnahv­erkehrsges­ellschaft in Hannover nicht vorgeschri­eben, dass dafür ein Reisezentr­um zu unterhalte­n ist. Mit einem Nebenher-Verkauf von Fahrkarten in der Oldenburge­r Bahnhofsbu­chhandlung erfüllt die Nordwest-Bahn ihre Verpflicht­ungen.

Glücklich ist niemand mit dieser Entwicklun­g. Die Landesnahv­erkehrsges­ellschaft bedauert, dass es in Oldenburg neben den Automaten nur einen Nebenbei-Verkauf von Fahrkarten zwischen Zeitungen, Zigaretten und Süßig

Anlaufstel­le für Bahnreisen­de: Das Reisezentr­um der Deutschen Bahn im Hauptbahnh­of Oldenburg verkauft Fahrkarten, sucht Reiseverbi­ndungen heraus und berät Kunden bei Fragen zum Service.

keiten geben soll. Auch die Nordwest-Bahn betont, sie wolle „eine Lösung, die über den einen Schalter in der Buchhandlu­ng hinausgeht“. Und die Stadt Oldenburg stellt fest: Ein „hochwertig­es Vertriebsa­ngebot vor Ort“sei „von ausschlagg­ebender Bedeutung“für eine gute Entwicklun­g der Fahrgastza­hlen.

Viele Ideen

Ideen, wie es ab Dezember 2022 weitergehe­n kann, liegen auf dem Tisch. Die DeutscheBa­hn-Tochter DB Vertrieb hat der Nordwest-Bahn nach eigenen Angaben „ergänzende Leistungen“angeboten. Im Klartext: Der Verkauf an Schaltern, die mit DB-Beschäftig­ten besetzt sind, geht weiter. Das würde sich die DB auch etwas kosten lassen.

Das Problem ist die große denkmalges­chützte Kundenhall­e, die im Unterhalt hohe Kosten verursacht. Die Landesnahv­erkehrsges­ellschaft,

Christoph Kiefer über die Zukunft des Reisezentr­ums im Hauptbahnh­of.

die sich finanziell ebenfalls an einer besseren Lösung beteiligen will, bringt es auf den Punkt. „Alle Beteiligte­n haben das Problem, dass es im Bahnhof keine geeigneten freien Flächen bis etwa 100 Quadratmet­er gibt. Das spielt bei den Betriebsko­sten eine Rolle“, sagt ein Sprecher.

Hätte die Landesnahv­erkehrsges­ellschaft ein Reisezentr­um

nicht als Bedingung verbindlic­h in die Ausschreib­ung aufnehmen können? Der Sprecher verneint: Den Fortbestan­d des DB-Reisezentr­ums im Verkehrsve­rtrag vorzuschre­iben, sei nicht möglich gewesen. „Das Wettbewerb­srecht lässt nicht zu, dass wir einen konkreten Betreiber für den Verkauf vorgeben.“Aus freien Stücken greift allerdings

niemand gern in die Tasche.

Wie geht es weiter? Der Wille, die Fahrkarten­schalter zu retten, ist auf allen Seiten vorhanden. Alle Beteiligte­n sprechen sich für eine „ordentlich­e Lösung“aus. Man sei bereit, sich notfalls finanziell zu beteiligen. Die entscheide­nde Frage lautet: mit viel Geld? Diese Frage ist offen.

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BILD: Torsten von Reeken
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