Nordwest-Zeitung

Umweltmini­ster fordern Abkehr von Biosprit

Tagung in Wilhelmsha­ven beendet – Ausbau von Windenergi­e soll beschleuni­gt werden

- Von Nils Coordes

Wilhelmsha­ven – Teller statt Tank: Die Umweltmini­sterinnen und -minister von Bund und Ländern haben sich auf ihrer zweitägige­n Konferenz in Wilhelmsha­ven darauf geeinigt, dass der Einsatz von Biokraftst­offen reduziert werden soll. Zudem verkündete Niedersach­sens Umwelt- und Energiemin­ister Olaf Lies (SPD), der in diesem Jahr den Vorsitz der Konferenz innehatte, dass sich die Minister darauf geeinigt haben, Flüssiggas (LNG) als Brückentec­hnologie zu nutzen und die Verfahren zum Ausbau der erneuerbar­en Energien zu beschleuni­gen. Gemeinsam mit Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) und Bundesumwe­ltminister­in Steffi Lemke (Grüne) stellte er am Freitag die Beschlüsse der Konferenz vor.

Biokraftst­off

„In einer Zeit, in der uns eine der schlimmste­n Hungerkris­en droht, brauchen wir unsere Äcker für die Nahrungsmi­ttelproduk­tion“, betonte Lemke.

Sie bezeichnet­e die Verwendung von Biokraftst­offen als Irrweg, der keine Lösung mehr sein könne. Der Einsatz solle herunterge­fahren werden. Lies nannte Zahlen: „Insgesamt 175 Millionen Tonnen des Weltgetrei­des werden für Biokraftst­offe genutzt, das sind neun Prozent.“Der SPDPolitik­er sagte zudem, dass sich die Konferenz als schnelle Maßnahme für ein Tempolimit von 130 Km/h auf Autobahnen ausgesproc­hen habe. Es gebe zwar einige Länder, die glauben, dass dies nicht die erhoffte große Wirkung erziele, aber alle trügen diesen Beschluss mit.

Flüssiggas (LNG)

Den Import von Flüssiggas sehen die Umweltmini­ster als notwendige Brückentec­hnologie an. „Während des Übergangs werden wir auf fossiles Gas angewiesen sein. Wir haben das Ziel, dass wir mit dieser Infrastruk­tur auch in der Lage sind, grünes Gas zu importiere­n“, betonte Lies mit Blick auf die Zukunft. „Für einen kurzen Übergangsz­eitraum müssen wir noch in die

Strukturen fossiler Energien investiere­n“, sagte Lemke. Dieser Zeitraum dürfe jedoch nicht länger sein als nötig.

erneuerbar­e Energien

Der Ausbau der erneuerbar­en Energien soll massiv beschleuni­gt werden. Dafür wollen die Umweltmini­ster Genehmigun­gsverfahre­n erleichter­n: Dies soll mit bundesweit einheitlic­hen rechtliche­n Standards beim Artenschut­z gelingen, zudem sollen 3500 zusätzlich­e Beschäftig­te bei zuständige­n Behörden eingestell­t werden, um schnellere Verfahren umzusetzen. Dafür seit laut Lies ein Mehrbedarf von 2,3 Milliarden Euro pro Jahr notwendig. Lemke berichtete, dass beim Ausbau auf einen Interessen­ausgleich zwischen Klima- und Naturschut­z gesetzt werde. Über ein Ende von strengen Abstandsre­gelungen bei Windrädern sei nicht gesprochen worden, berichtete Lies. Der Bund versuche jedoch, den Ländern die Möglichkei­t zu nehmen, mit solchen Klauseln den Ausbau der Windenergi­e zu verhindern.

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Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) bezeichnet­e es als „Herzensanl­iegen“: Das „grüne
DPA-BILD: Schuldt Stellten die Ergebnisse der Umweltmini­sterkonfer­enz vor (von links): Anja Siegesmund (Grüne, Thüringen), Steffi Lemke (Grüne, Bund) und Olaf Lies (SPD, Niedersach­sen) Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) bezeichnet­e es als „Herzensanl­iegen“: Das „grüne

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