Beamte wollen mehr Schutz vom Staat
Amtsträger und Mitarbeiter in öffentlichen Einrichtungen werden häufig attackiert
Oldenburg – Beleidigungen und Angriffe gegen öffentliche Amtsträger gibt es immer häufiger. Im Zuge aktueller Krisen wird die Hemmschwelle für einige Bürger offenbar geringer. Aber nicht nur Politiker, auch Polizisten und Rettungskräfte machen öffentlich darauf aufmerksam, dass die Gefahr an Einsatzorten steige; sie teilweise massiv bei der Arbeit behindert würden.
Im persönlichen Umfeld
Die Niedersachsen können solche Angriffe auf Mandatsträger und Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen bestätigen. 25 Prozent einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag unserer Zeitung und 42 weiterer Tageszeitungen kennen derlei Fälle im persönlichen Umfeld. Noch extremer ist es bei den Beamten. In dieser Berufsgruppe geben 51 Prozent an, dass sie im Bekanntenkreis von Attacken auf Mandatsträger gehört oder selbst mitbekommen haben.
Die Folge des Trends: Viele Bürger vertreten die Ansicht, es sei Aufgabe der Politik, Abgeordnete,
Bürgermeister und Mitarbeiter der öffentlichen Einrichtungen besser zu schützen. 45 Prozent aller Befragten sagen, es werde nicht genug getan. Lediglich 24 Prozent sind mit den bestehenden Vorkehrungen zufrieden.
Dass allerdings wohl in der Öffentlichkeit zu wenig über das Thema gesprochen wird, zeigt eine zusätzliche Zahl: 31 Prozent aller Teilnehmer stimmten bei der Frage nach mehr Schutzmaßnahmen für
„weiß nicht“. Auffällig: Erneut sind es speziell die Beamten selbst (60 Prozent), die nicht einverstanden mit dem Schutz und somit der Politik sind.
Deutlich mehr Angriffe
Nach neuesten Daten der Polizei hat 2021 die Kriminalität gegen Mandatsträger, die sich für den Staat engagieren, bundesweit stark zugenommen. Mit 2500 Fällen registrierten die Behörden gut 60 Prozent mehr Angriffe auf Abgeordnete oder Bürgermeister als im Vorjahr. Am häufigsten werden laut Bundeskriminalamt Körperverletzungen und Erpressungen festgestellt.
Es sind zudem so viele Straftaten mit politischem Hintergrund verübt worden wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Die Zahl stieg um mehr als 23 Prozent auf über 55 000 Delikte, heißt es im Jahresbericht des Bundeskriminalamts. Die Zahl der Körperverletzungen stieg erneut um sechs Prozent auf 1900.
Ein Trend, der mit diesen Umfragen in Verbindung stehen könnte: Es gibt immer weniger Bürger, die ein öffentliches, speziell politisches Amt bekleiden wollen.
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