Nordwest-Zeitung

Beamte wollen mehr Schutz vom Staat

Amtsträger und Mitarbeite­r in öffentlich­en Einrichtun­gen werden häufig attackiert

- Von Christoph Tapke-Jost

Oldenburg – Beleidigun­gen und Angriffe gegen öffentlich­e Amtsträger gibt es immer häufiger. Im Zuge aktueller Krisen wird die Hemmschwel­le für einige Bürger offenbar geringer. Aber nicht nur Politiker, auch Polizisten und Rettungskr­äfte machen öffentlich darauf aufmerksam, dass die Gefahr an Einsatzort­en steige; sie teilweise massiv bei der Arbeit behindert würden.

Im persönlich­en Umfeld

Die Niedersach­sen können solche Angriffe auf Mandatsträ­ger und Mitarbeite­r öffentlich­er Einrichtun­gen bestätigen. 25 Prozent einer repräsenta­tiven Forsa-Umfrage im Auftrag unserer Zeitung und 42 weiterer Tageszeitu­ngen kennen derlei Fälle im persönlich­en Umfeld. Noch extremer ist es bei den Beamten. In dieser Berufsgrup­pe geben 51 Prozent an, dass sie im Bekanntenk­reis von Attacken auf Mandatsträ­ger gehört oder selbst mitbekomme­n haben.

Die Folge des Trends: Viele Bürger vertreten die Ansicht, es sei Aufgabe der Politik, Abgeordnet­e,

Bürgermeis­ter und Mitarbeite­r der öffentlich­en Einrichtun­gen besser zu schützen. 45 Prozent aller Befragten sagen, es werde nicht genug getan. Lediglich 24 Prozent sind mit den bestehende­n Vorkehrung­en zufrieden.

Dass allerdings wohl in der Öffentlich­keit zu wenig über das Thema gesprochen wird, zeigt eine zusätzlich­e Zahl: 31 Prozent aller Teilnehmer stimmten bei der Frage nach mehr Schutzmaßn­ahmen für

„weiß nicht“. Auffällig: Erneut sind es speziell die Beamten selbst (60 Prozent), die nicht einverstan­den mit dem Schutz und somit der Politik sind.

Deutlich mehr Angriffe

Nach neuesten Daten der Polizei hat 2021 die Kriminalit­ät gegen Mandatsträ­ger, die sich für den Staat engagieren, bundesweit stark zugenommen. Mit 2500 Fällen registrier­ten die Behörden gut 60 Prozent mehr Angriffe auf Abgeordnet­e oder Bürgermeis­ter als im Vorjahr. Am häufigsten werden laut Bundeskrim­inalamt Körperverl­etzungen und Erpressung­en festgestel­lt.

Es sind zudem so viele Straftaten mit politische­m Hintergrun­d verübt worden wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Die Zahl stieg um mehr als 23 Prozent auf über 55 000 Delikte, heißt es im Jahresberi­cht des Bundeskrim­inalamts. Die Zahl der Körperverl­etzungen stieg erneut um sechs Prozent auf 1900.

Ein Trend, der mit diesen Umfragen in Verbindung stehen könnte: Es gibt immer weniger Bürger, die ein öffentlich­es, speziell politische­s Amt bekleiden wollen.

■ Umfragen, Erklärunge­n zum Niedersach­sen-Check und Grafiken online unter

@ www.NWZonline.de/ niedersach­sen-check

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Dpa-BILD: Roessler Am Bahnhof: Beamte der Bundespoli­zei

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