Nordwest-Zeitung

Musk setzt Twitter-Deal vorerst aus

Plötzliche Zurückhalt­ung wirft rechtliche Fragen auf – Tweet lässt Aktienkurs abstürzen

- Von Andrej Sokolow

Austin – Tech-Milliardär Elon Musk hat seinen Deal zum Kauf von Twitter für vorläufig ausgesetzt erklärt. Er wolle erst Berechnung­en dazu abwarten, dass Accounts, hinter denen keine echten Nutzer stecken, tatsächlic­h weniger als fünf Prozent ausmachen, schrieb Musk am Freitag bei Twitter. Rund zwei Stunden später versichert­e er dann, dass er aber weiterhin an der Übernahme interessie­rt sei.

Investoren skeptisch

Die Twitter-Aktie notierte nach Musks Tweets tief im Minus. Nach der Ankündigun­g, der Deal liege auf Eis, stürzte sie um fast ein Viertel ab und notierte im vorbörslic­hen Handel bei etwa 34,50 Dollar. Später startete sie nach Musks zweitem Tweet bei gut 40 Dollar in den regulären US-Handel. Auch das ist noch weit entfernt von den 54,20 Dollar je Aktie, die Musk den Aktionären in Aussicht gestellt hatte.

Verabschie­det sich Elon Musk eventuell wieder von seinen Plänen für den Kurznachri­chtendiens­t Twitter?

Schon am Donnerstag war das Papier mit 45,08 Dollar aus dem Handel gegangen – ein Zeichen der Skepsis von Investoren, dass Musk den Deal tatsächlic­h durchzieht.

Dass auf der Plattform auch Fake-Accounts sind, sollte keine Überraschu­ng für Musk gewesen

sein. Denn er hatte als eines seiner Ziele für den Twitter-Kauf erklärt, er wolle Profile, die etwa zum Versenden von Spam-Nachrichte­n eingesetzt werden, von der Plattform verbannen.

Twitter nannte für das erste Quartal die Zahl von 229 Millionen

Nutzern, die der Dienst mit seinen Anzeigen erreichen kann. Eindeutig identifizi­erte Fake-Accounts zählt der Dienst in den Nutzerzahl­en nicht mit. Twitter hatte zuletzt aber einräumen müssen, dass wegen eines Fehlers seit 2019 leicht überhöhte Nutzerzahl­en gemeldet wurden. Die Abweichung­en waren mit maximal zwei Millionen Nutzern allerdings eher gering. Die Fünf-Prozent-Schätzung hatte Twitter vor einigen Tagen in seinem ausführlic­hen Quartalsbe­richt veröffentl­icht.

Ob Musk den Vorwurf, Twitter habe ungenaue Angaben zur Zahl der gefälschte­n Accounts gemacht, für einen Ausstieg aus dem Deal oder eine Absenkung seines Gebots nutzen könnte, ist unklar. Schließlic­h hatte er auf eine übliche Prüfung der TwitterBüc­her vor der Vereinbaru­ng verzichtet.

Strafe vereinbart

Twitter und Musk vereinbart­en zwar eine Strafe von jeweils einer Milliarde Dollar für den Fall, dass eine der Seiten den Deal aufkündige­n sollte. Doch Experten gingen nicht davon aus, dass dies bedeutet, Musk könne sich einfach ohne Begründung umentschei­den und mit einer Milliarde Dollar aus dem Schneider sein.

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Ap-BILD: Rourke

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