Hohes künstlerisches Niveau und Fantasiereichtum
Liederabend im Kleinen Haus des Staatstheaters – Kompositionen von Frauen
Oldenburg – Lieder der Liebe in einer bildhaften Poesie vom Werden und Vergehen, ausschließlich komponiert von Komponistinnen, waren beim überzeugend dargebotenen Liederabend im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters zu hören. Mezzosopranistin Erica Back führt mit geschmeidiger Stimme durch die mannigfaltigen Gefühlswelten der kontrastreichen Kunstlieder von insgesamt sechs Komponistinnen des 19. und 20. Jahrhunderts.
Dabei fällt das ausgesprochen hohe künstlerische Niveau und der Fantasiereichtum der Kunstlieder auf, die zum großen Teil noch eher sind. Zwischen den einzelnen Liedgruppen liest die Sängerin fiktive Briefe und vermittelt in dieser Form interessante biografische Informationen zum Leben und Wirken der einzelnen Komponistinnen.
Angehauchte Melodien
Nadia Boulanger war eine international gefragte Kompositionslehrerin in Paris. Ihre drei Lieder beeindrucken durch die harmonisch avancierte Tonsprache (zahlreiche Reihungen von erweiterten Mollseptakkorden). Erica Back gestaltet die expressionistisch angehauchten Melodien mit sicherem Gespür und großer klanglicher Flexibilität. Ein
Erica Back
eher opernhafter Gestus ist in den ausdrucksstarken und virtuosen Liedern von Cécile Chaminade und den dem Belcanto nahestehenden Vertonungen von Pauline Viardot, welche selber Sängerin war, zu erleben.
Auffallend viele Lieder beschäftigen sich mit der Metapher des Wassers. Bei Clara Schmanns „Lorelei“glänzt besonders der zweite entscheidende Mitgestalter des Abends, Pianist Giuseppe Barile, durch ein hervorragend ausbalanciertes Akkordspiel mit lockerem Handgelenk und elastischem Klang. Er entwickelt Schumanns „Romanze“in a-Moll von einem romantisch verträumten Charakterbild bis hin zur polyphon angelegten Steigerung mit enormer klanglicher Dichte. Auch in den dramatischen und kontrastreichen Seebildern von Rebecca Clarke und Ethel Smyth brilliert Barile auf dem Konzertflügel mit orchestralen Klangfarben. Seine Läufe, Triller und Tremoli untermaunbekannt len die impressionistischen Klangbilder und unterstützen in jeder Phase den ausdrucksvollen Gesang Erica Backs.
Begeisterter Applaus
„Ruhelos wogt und stöhnt das Meer, und sehnt sich so nach Schlaf und Traum.“Nachdem im letzten Lied „After Sunset“in einem innigen Hymnus die Abendsonne das Meer beruhigt hat, setzt begeisterter Applaus ein. Eine leichtfüßige, die Stimme noch einmal bis zu hoher Virtuosität fordernde „Habanera“von Pauline Viardot beschließt als Zugabe dieses schlüssig konzipierte und für das Publikum äußerst anregende Programm.