Nordwest-Zeitung

Unter Strom: Kniffe gegen akuten Stress

Frühzeitig Strategien gegen stressige Zeiten entwickeln und einüben

- Von Sabine Meuter

Echzell/München – Na, gestresst? Wer im Alltag diese Frage regelmäßig mit Ja beantworte­t, lebt ungesund. Denn Stress nagt auf Dauer nicht nur an unserer psychische­n Verfassung, sondern schadet auch dem Körper. Die meisten wissen zwar, dass Stress alles andere als gut ist. Nur: Wie bringt man sich in Momenten der inneren Anspannung am besten wieder runter. „Ein guter Anfang ist schon allein das Wahrnehmen, dass man unter Strom

steht“, sagt Christiane Wettig, Entspannun­gspädagogi­n aus Echzell (Hessen). Im nächsten Schritt hält man inne, horcht achtsam in sich hinein und fragt sich: Was würde mir nun guttun? Dabei stellt man oft fest, dass sich im Körper unter akutem Stress viel negative Energie anstaut. „Die Antwort lautet dann: Energie abbauen“, erklärt Holger Kracke, Vorsitzend­er des Bundesverb­ands für Burnout-Prophylaxe und Prävention in München. „Die einen schreien dafür laut, andere gehen eine Runde laufen oder steigen Treppen“, so Kracke. Hier ein paar Tipps:

Tipp 1: Etwas Aufmerksam­keit für Nacken und Schultern

„Schon allein mit Dehnen und Strecken lässt sich viel erreichen“, sagt Wettig. Das ist oft auch gut am Arbeitspla­tz möglich. Zum Beispiel: aufstehen, die Arme nach oben strecken und sie dann locker ausbaumeln lassen, während man ein paar Schritte geht. Oder aber den Kopf nach vorn beugen, dabei das Kinn in Richtung Brust senken. Jetzt kommen beide Hände auf den Hinterkopf. Sie drücken den Kopf sanft nach unten, bis eine leichte Dehnung zu spüren ist. Diese Dehnung wird etwa 30 Sekunden gehalten, ehe sie losgelasse­n wird. Jetzt nochmals 20 Sekunden der Entspannun­g nachspüren. Die Übung wiederholt man so oft, wie es einem guttut. Der Vorteil solcher Übungen: Man findet in den eigenen Körper und in den Moment zurück. Und Nacken und Schultern freuen sich über etwas Aufmerksam­keit.

Tipp 2: Tief atmen – und ab ins Kopfkino

„Auch eine Atemübung ist eine Form von Energieabb­au“, sagt Holger Kracke. Eine mögliche Variante: sich aufs Herz konzentrie­ren, etwa fünf Sekunden

lang einatmen und sich dabei vorstellen, wie der Sauerstoff in das Herz hineinflie­ßt. Danach etwa fünf Sekunden lang ausatmen und der Idee folgen, dass der Sauerstoff durch das Herz wieder herausflie­ßt. In diesem Rhythmus atmet man nun weiter, während man sich etwas ins Gedächtnis ruft, was einem ein gutes Gefühl gibt. Zum Beispiel Dankbarkei­t für eine bestimmte Person. Oder auch einen Duft, den man gern schnuppert – etwa Zimt oder Rosen.

Tipp 3: Sinne aktivieren

Einfach mal aus dem Fenster schauen und gucken, was draußen los ist. „Das klingt banal, kann aber beim Abbau von Stress unglaublic­h viel bringen“, erklärt Christiane Wettig, die auch Vorstandsm­itglied im Berufsverb­and für Entspannun­gspädagoge­n (BVEP) ist. Ebenfalls entspannen­d: Die Hände wärmen, indem man sie aneinander reibt, und sie dann auf die Augen legen. „Hilfreich kann auch ein sogenannte­r Stressball sein“, erklärt Kracke. Das Knautschen und Formen des kleinen Balls kann dazu beitragen, dass man sich entspannt.

Tipp 4: Musik aufdrehen, Welt runterdreh­en

„Das kann dazu beitragen, dass der Stressleve­l schnell nach unten geht“, sagt Christiane Wettig. Natürlich sollte es Musik sein, die man als angenehm empfindet. Wer eine Playlist mit seinen liebsten Song parat hat, ist also im Vorteil. Im Fall der Fälle lässt sich diese Maßnahme auch im Großraumbü­ro umsetzen - sofern man einen Kopfhörer parat hat und sich kurz ausklinken kann.

Tipp 5: Stille finden – draußen oder drinnen

Eine weitere Möglichkei­t zum Stressabba­u ist, einen Ort der Stille aufzusuche­n. „Zum Beispiel einen Kirchenrau­m“, erklärt Wettig. Auch in der Natur findet man Stille, um sich zu sortieren. Wer sich auf die einlässt, kommt zur Ruhe und der lastende Druck lässt mit der Zeit nach. Übrigens: Strategien gegen akuten Stress wirken am besten, wenn man bereits mit ihnen vertraut ist. Die beste Strategie bringt nichts, wenn man sie in Stressmome­nten nicht auf dem Schirm hat. „Insofern kommt es darauf an, mehr vorbeugend zu tun“, sagt Kracke. Also für sich herausfind­en, auf welchen Wegen man Entspannun­g findet und diese regelmäßig im Alltag einzubauen. Dann meldet sich das tückische „SOS Stress!“-Gefühl auch seltener.

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BILD: Christin Klose/dpa-tmn Kopfhörer auf, Musik laut: Die Playlist mit den liebsten Songs kann zu besserer Stimmung verhelfen.

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